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US-Streitkräfte töteten Journalisten - Versehen

Die US-Streitkräfte im Irak räumten die Tötung eines Journalisten ein. Die Kamera sei mit einem Raketenwerfer verglichen worden. Der Vorfall sei „extrem bedauerlich“.

Die US-Streitkräfte im Irak haben am Montag eingeräumt, versehentlich einen Kameramann der britischen Nachrichtenagentur Reuters erschossen zu haben. Die Soldaten hätten die Kamera des 41 Jahre alten Mazen Dana mit einem Raketenwerfer verwechselt, sagte ein Militärsprecher. Dana hatte am Sonntag im Westen von Bagdad vor dem US-geführten Gefängnis Abu Ghraib gefilmt, wo zuvor bei einem Mörseranschlag sechs Iraker getötet und etwa 60 verletzt worden waren.

Auf dem Videoband in Danas Kamera war zu sehen, wie zwei US-Panzer aus etwa 50 Metern Entfernung auf ihn zu fuhren. Dann waren sechs Schüsse aus Richtung der Panzer zu hören, und Dana fiel zu Boden. Seine Leiche wurde später von einem US-Hubschrauber abtransportiert. Ein Sprecher des US-Oberkommandos Mitte, Hauptfeldwebel Lewis Matson, sagte: „Dies ist ein weiterer tragischer, extrem bedauerlicher Vorfall.“ Seit Beginn des Kriegs am 20. März kamen bisher 17 Journalisten im Irak gewaltsam ums Leben.

Danas Fahrer Munser Abbas kritisierte das Verhalten der Soldaten scharf. „In der Gegend waren viele Journalisten“, sagte er. „Sie wussten, dass wir Journalisten waren. Das war kein Unfall.“ Ein Techniker habe Dana kurz vor den tödlichen Schüssen zur Vorsicht aufgerufen. Dana habe geantwortet, er habe keine Angst vor den US-Soldaten – „solange sie mich nicht erschießen“. Auch andere Journalisten äußerten Unverständnis für das Vorgehen der Soldaten.

Reuters-Nachrichtenchef Stephen Jukes zeigte sich betroffen über Danas Tod. „Mazen war einer der besten Kameraleute von Reuters, und sein Verlust trifft uns schwer.“ Der Palästinenser Dana habe an vielen Krisenherden in der Welt gearbeitet und für seine Arbeit Preise erhalten. Ende 2001 erhielt er von der US-Organisation Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) für seine Berichterstattung über den Konflikt in seiner Heimatstadt Hebron den Internationalen Preis der Pressefreiheit. Das CPJ rief zu einer vollständigen Aufklärung des Vorfalls auf.

Das in Österreich ansässige Internationale Presse Institut (IPI) hat die Tötung von Dana auf das Schärfste verurteilt. In einem offenen Brief an US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hieß es am Montag, der Tod des Reuters-Kameramanns trage den Stempel „einer Politik, die das mit ihr verbündete Militär einlädt, zuerst zu schießen und dann Fragen zu stellen.“

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