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US-Militär bereitet Krieg im Kurdengebiet

Die Schlaglöcher auf den Landepisten sind ausgebessert, nachts fahren Autos mit abgedunkelten Scheiben durch die Gegend und Teams suchen nach Angriffszielen.

Die Bewohner der kurdischen Enklave nördlich der irakischen Ölstädte Kirkuk und Mosul sind davon überzeugt, dass es höchstens noch Wochen dauern wird, bis die USA mit dem Krieg gegen Saddam Hussein beginnen. Und dass ihre Region, die seit 1991 der Kontrolle Bagdads entzogen ist, einer der Ausgangspunkte des Angriffs gegen den irakischen Machthaber sein wird.

Beobachter gehen davon aus, dass die USA in dem Kurdengebiet nach dem gleichen Muster vorgehen wie vor zwei Jahren in Afghanistan:
Zunächst kundschaften Agenten des Geheimdienstes CIA und Elitetruppen die Gegend aus, um so eine rasche und groß angelegte Truppenstationierung vorzubereiten. Dann geht der eigentliche Militäreinsatz los.

Am offensichtlichsten sind die Vorbereitungen auf den Flugplätzen von Arbil, Dohuk und Sulaimanija. Wie aus der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) verlautete, die das Gebiet seit 1991 kontrollieren, bat Washington darum, die Pisten bis Mitte Februar in Stand zu setzen. Und die Kurden scheinen dieser Anfrage Folge zu leisten: Der Asphalt wurde mit Druckluft gereinigt und die Löcher aufgefüllt. Seither gelangt kein Unbefugter mehr zu den Start- und Landeplätzen. Menschen, die am Flugplatz Bakradscho westlich von Sulaimanija wohnen, bestätigen die Aktivitäten vor ihrer Haustür. Bis jetzt sei aber noch kein einziges Flugzeug gelandet.

Im Gegensatz zum medienwirksamen Truppenaufmarsch in der kuwaitischen Wüste laufen die Kriegsvorbereitungen im kurdischen Norden Iraks im Verborgenen. Einige Funktionäre von DKP und PUK erklärten zwar offen ihre Bereitschaft, mit der US-Regierung zusammenzuarbeiten. Über den Stand des Aufmarschs sind jedoch nur einige wenige bereit, Auskunft zu geben.

Ein Team der CIA habe sich über Stellungen der Islamistengruppe Ansar el Islam informiert, berichtet ein Vertreter der PUK. Die PUK beschuldigt die Organisation, das Verbindungsglied zwischen Saddam Hussein und dem Terrornetzwerk El Kaida zu sein. Ansar el Islam verfügt den Angaben zufolge über etwa tausend Kämpfer und kontrolliert eine Enklave des Kurdengebietes an der Grenze zu Iran. Laut PUK wird Ansar el Islam ein Ziel amerikanischer Angriffe sein.

Der Herausgeber von „Hawlati“, der größten Wochenzeitung der kurdischen Enklave, glaubt den Berichten nicht, wonach der Truppenaufmarsch bereits begonnen hat. „Es gibt so viele Berichte, aber vieles davon sind einfach nur Gerüchte“, sagt Asos Hardi. „Manche Leute sagen, die Amerikaner hätten schon Patriot-Luftabwehrraketen stationiert oder Transportflugzeuge seien gelandet. Tatsächlich scheinen aber derzeit nur wenige Amerikaner bereits hier zu sein – in kleinen Teams, die Informationen sammeln und einzelne Orte überprüfen und die nächsten Schritte vorbereiten“, sagt Hardi, für dessen Zeitung 40 Reporter in dem autonomen Gebiet berichten. Ein Vertreter der PUK sagt hingegen, das US-Personal halte sich in von der Presse abgeschirmten Zonen auf. Und Geheimhaltung sei das oberste Gebot der Vorposten.

Der kurdische Lokalpolitiker Mohammad Hadschi Machmud ist überzeugt davon, dass sich bereits zwischen 700 und 1000 Vertreter des amerikanischen Militärs im Norden des Landes aufhalten. Und jeden Tag kämen 50 weitere hinzu, sagte er der iranischen Nachrichtenagentur IRNA. Auch wenn viele vor Ort diese Zahl für übertrieben halten, so sind sich alle einig: Binnen eines Monats werden die US-Soldaten ganz offen im Nordirak operieren.

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