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US-Militärjet stürzt in Oberfranken ab

US-amerikanische F-16 stürzt in Bayern ab. Im Bild: Einsatzkräfte nahe der Absturzstelle.
US-amerikanische F-16 stürzt in Bayern ab. Im Bild: Einsatzkräfte nahe der Absturzstelle. ©EPA
Creußen. Ein US-amerikanischer Militärjet vom Typ F-16 ist am Dienstag in Oberfranken abgestürzt. Der Pilot konnte sich aus der Maschine retten und wurde ins Krankenhaus gebracht. Zwei Augenzeugen mussten wegen Kreislaufproblemen ärztlich versorgt werden.
Einsatzkräfte am Absturzort

Es ist ein ruhiger Ferienvormittag im Dörfchen Engelmannsreuth. Doch dann: ein lauter Knall, eine Rauchwolke – und ein Pilot der US-Streitkräfte, der mit einem Fallschirm über den Ort schwebt.

“Wie das gescheppert hat – um Gottes Willen. Ich war fertig”

Auch Stunden später steckt Helga Ernst der Schreck noch in den Gliedern. “Wie das gescheppert hat – um Gottes Willen. Ich war fertig”, sagt die 79-Jährige. Gegen halb zehn am Morgen stürzt am Dienstag nahe dem Dörfchen Engelmannsreuth nahe Bayreuth ein Kampfjet der US-Streitkräfte ab. Der Pilot kann sich mit dem Schleudersitz retten und mit einem Fallschirm zu Boden gleiten. Er wird nur leicht verletzt, wie ein Militärsprecher später versichert. Ein Anwohner findet ihn und alarmiert den Rettungsdienst. Die Maschine kracht mit einem lauten Knall in ein Waldstück, eine Rauchwolke steigt auf. “Zum Glück ist das Flugzeug nicht auf ein Haus gestürzt”, sagt die 28 Jahre alte Stephanie Schab.

Wenig später kreisen Hubschrauber über Wald und Dorf, Blaulichter blinken, Martinshörner ertönen. Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, der Polizei, des Technischen Hilfswerks, des Roten Kreuzes und der Feldjäger der Bundeswehr eilen heran. Noch ist unklar, was sich an Bord des Kampfjets vom Typ F-16 befunden hat. Auch die Waldbrandgefahr ist riesig angesichts der wochenlangen Trockenheit und der Temperaturen von weit mehr als 30 Grad. “Wir haben Glück gehabt, dass kein Waldbrand entstanden ist”, sagt Bürgermeister Hans Freiberger (Freie Wähler), der wie die mehr als 300 Einsatzkräfte in seiner Feuerwehrausrüstung schwitzt.

Kampfjet vermutlich wegen Motorschaden abgestürzt

Wie das US-Militär mitteilte, war das Flugzeug am Morgen vom Stützpunkt Spangdahlem in Rheinland-Pfalz zu einem Übungsflug nach Grafenwöhr (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) aufgebrochen. Die Maschine gehört dem 480. Kampfgeschwader an. Der Düsenjet stürzte vermutlich wegen eines Triebwerkschadens um 9.38 Uhr über der Grenze zwischen den bayerischen Landkreisen Bayreuth (Oberfranken) und Neustadt an der Waldnaab (Oberpfalz) in einen schwer zugänglichen Wald in der Nähe der Ortschaften Creußen und Engelmannsreuth.

GERMANY US AIR FORCE F16 PLANE CRASH
GERMANY US AIR FORCE F16 PLANE CRASH ©EPA

Der Truppenübungsplatz Grafenwöhr in der Oberpfalz ist nicht weit vom Absturzort entfernt. Der Kampfjet, so erläutert US-Militärsprecher Oberstleutnant Brian Carlin, war in der Eifel gestartet, um über dem Grafenwöhrer Gelände eine Übung zu absolvieren, dann sei er wieder umgekehrt und zurückgeflogen. Als Ursache wird ein Motorschaden vermutet, doch weitere Untersuchungen müssen folgen. Carlin lobt die Zusammenarbeit mit den deutschen Hilfskräften: “Ich bin beeindruckt.”

Nach Angaben von Polizei und US-Militär warf der Pilot vor dem Absturz sechs Übungsbomben, die zum Großteil aus Zement sowie einem Zünder bestehen, sowie zwei Treibstoff-Zusatztanks ab. Diese wurden über den Wald verteilt und werden mit Hilfe von Luftbeobachtern gesucht. Aussagen des Piloten hätten die Suche bereits eingegrenzt. Das Flugzeug selbst stürzte in einen Waldabschnitt mit sehr unwegsamen Gelände.

Explosionsgefahr: Übungsmunition, Kerosin und Raketentreibstoff an Bord

Gerüchte, wonach das Flugzeug Munition oder andere Chemikalien geladen hatte, dementieren er und seine Sprecher-Kollegin Susanne Bartsch aus Grafenwöhr. Es sei lediglich Übungsmunition sowie Kerosin und Raketentreibstoff an Bord gewesen. Der Flug sei im Rahmen des regulären Übungsbetriebs absolviert worden, es sei keine Sonderübung oder ein spezielles Manöver gewesen.

Dennoch bestand längere Zeit Explosionsgefahr. “Es besteht Explosionsgefahr. Wir wissen noch nicht, was mit dem Treibstoff in den Tanks ist”, erklärte ein Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Bayreuth am Vormittag. Deshalb lasse man das Wrack derzeit kontrolliert abbrennen.

Und trotzdem wurde der Bereich der Absturzstelle weiträumig abgeriegelt. “Damit sind wir auf der sicheren Seite. In dem Sperrgebiet befinden sich auch keinerlei Gebäude”, sagte ein Sprecher des Landratsamtes Bayreuth.

Nur Einsatzkräfte in Schutzanzügen dürfen sich nähern, Feldjäger schirmen die Stelle ab, auch US-Soldaten sowie die Feuerwehr des Truppenübungsplatzes sind vor Ort. Die Polizei spricht eine Warnung aus – niemand solle auch nur versuchen, sich über das waldige Gelände dem Wrack zu nähern.

GERMANY US AIR FORCE F16 PLANE CRASH
GERMANY US AIR FORCE F16 PLANE CRASH ©EPA

Wenn zwei Bezirke sich um einen Absturzort streiten

Das Kampfflugzeug war direkt an der Grenze zwischen dem oberfränkischen Landkreis Bayreuth und dem Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab abgestürzt. Das sorgte am Dienstag stundenlang für einen bizarren Streit. Behörden beider Bezirke reklamierten den Absturzort jeweils für sich. Am Ende brauchte es das Innenministerium in München, um hochoffiziell zu entscheiden, dass die Absturzstelle in Oberfranken liegt. Sogar Vermessungstechniker sollen im Einsatz gewesen sein, um das herauszufinden.

“Jetzt verwirren Sie mich auch”

Zunächst hatte es geheißen: Die Oberpfalz ist zuständig. Darauf vertraute auch die dortige Polizei und gab eine entsprechende Meldung heraus. Dann kam die Wende: Nein, es ist doch der Landkreis Bayreuth – das sagte zumindest dessen Pressesprecher. Keine zehn Minuten später wandte sich erneut das Polizeipräsidium aus der Oberpfalz an die Presse: Die Oberpfalz ist zuständig, hieß es trotzig. Auf eine Nachfrage, was denn nun stimme, sagte eine Sprecherin: “Jetzt verwirren Sie mich auch.” Das Innenministerium sprach schließlich ein Machtwort: Oberfranken ist zuständig. (dpa/red)

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