US-Mafia-Bosse zur Ausbildung" in Sizilien
Ermittlungen der amerikanischen Behörden bestätigten die Aussagen des abtrünnigen Mafia-Bosses Antonino Giuffre, der seit zwei Jahren mit den italienischen Justizbehörden zusammenarbeitet.
Giuffre hatte berichtet, dass die Mafia-Clans in den USA unter einer schweren Krise der Werte” leiden. Er bestätigte die Ergebnisse, zu denen die amerikanische Bundespolizei FBI gelangt war:
Um ihre Söhne zu echten Bossen auszubilden, schicken die in den USA lebenden Mafia-Paten ihre Erben in ihre Heimat Sizilien zurück.
In den USA sei das Leben der neuen Mafia-Generationen zu bequem. Die künftigen Mafia-Paten seien nicht mehr das harte Leben gewöhnt und zu Opfern bereit, berichtete die römische Tageszeitung La Repubblica”. Vor allem die Mafia-Familien in New York, Philadelphia und Chicago seien in die sizilianischen Mafia-Hochburgen in den Provinzen Palermo und Catania geschickt worden, wo sie trainiert und ausgebildet werden.
Giuffre berichtete, dass unter den sizilianischen Mafia-Familien Sorge wegen der Organisation der amerikanischen Clans herrsche. Die Struktur ist löchrig geworden. In den USA braucht man starke Männer, nicht Laien, die grobe Fehler begehen”, meinte Giuffre. Auf Sizilien wird die Jugend noch nach alten Methoden erzogen. Werte wie Respekt und Ehre sind noch lebendig”, so Giuffre.
Erst am Samstag hatte die sizilianische Cosa Nostra einen harten Schlag erlitten, nachdem die Polizei einen flüchtigen Mafia-Boss, Cosimo Vernengo, verhaftet hatte. Dieser war wegen des Mordes an dem Anti-Mafia-Staatsanwalt Paolo Borsellino sowie fünf Leibwächtern im Juli 1992 in Palermo zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Der 40-jährige Vernengo, der seit einem Jahr flüchtig war, wurde in Monreale unweit von Palermo festgenommen, nachdem die Polizei Wochen lang Mitglieder seiner Familie beschattet hatten.