Der 47-jährige Jack Abramoff hatte jahrelang mit einem Berater DeLays zusammengearbeitet, der illegale Parteispenden angenommen haben soll. Nach einem Geständnis vor einem Bundesgericht werde Abramoff sich am Mittwoch auch in einem anderen Fall vor einem Gericht im US-Bundesstaat Florida schuldig bekennen, erklärten die Anwälte des Lobbyisten.
Von Abramoffs Aussagen erhoffen sich die Staatsanwälte Belege auch für Vorwürfe der Vorteilsnahme gegen DeLay und andere Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses. Die Affäre belastet seit Monaten die Regierung von US-Präsident George W. Bush.
Demnach sollen DeLay, der aus Ohio stammende republikanische Abgeordnete Bob Ney und andere führende Mitglieder des Repräsentantenhauses Wahlkampfspenden, heiß begehrte Endspiel-Tickets und andere Gegenleistungen für eine bevorzugte Behandlung der von Abramoff vertretenen Kunden entgegengenommen haben. Wie von Abramoff eingeräumt, hatten seine Gaben häufig die offizielle Einflussnahme zur Folge, die er erzielen wollte, sagte ein Staatsanwalt vor der Presse nach Abramoffs Schuldgeständnis vor einem Bundesgericht am Dienstag in Washington. Im Gegenzug für die Aussagen will die Staatsanwaltschaft das Strafmaß für Abramoff reduzieren. Statt 30 Jahren Haft erwarten den 47-Jährigen nun zwischen neuneinhalb und elf Jahren oder einem Vertreter des Justizministeriums zufolge möglicherweise noch weniger.
DeLays Anwalt erklärte, die Abramoff-Ermittlungen würden weiter kein Fehlverhalten des Politikers ans Tageslicht bringen. DeLay beteuert seine Unschuld, war aber Ende September vorläufig von seinem Amt des Mehrheitsführers im Repräsentantenhaus zurückgetreten, nachdem eine Grand Jury in seinem Heimatstaat Texas in der Parteispenden-Affäre Anklage gegen ihn erhoben hatte. Kurz vor DeLays Rücktritt war zudem bekannt geworden, dass auch gegen den republikanischen Mehrheitsführer im Senat, Bill Frist, ein Ermittlungsverfahren läuft. Frist, der als Kandidat für die Nachfolge Bushs gilt, soll Insidergeschäfte mit Aktien betrieben haben. Die Affären haben Umfragen zufolge Bush deutlich geschadet.
Abramoff wird vorgeworfen, mit Hilfe des ehemaligen Beraters von DeLay, Michael Scanlon, einen Teil des von seinen Kunden bezahlten Geldes veruntreut zu haben. Zudem soll er vor allem Klienten aus indianischen Stämmen zu überhöhten Preisen an Scanlons Public-Relations-Agentur vermittelt haben. Auf diese Weise sollen Kunden zur Zahlung von insgesamt 53 Millionen Dollar bewogen worden sein, von denen Scanlon etwa die Hälfte wieder an Abramoff zurückfließen ließ. Die US-Bundespolizei FBI ermittelt in der Affäre seit März 2004. Im November hatte Scanlon sich für schuldig erklärt, an einem Komplott beteiligt gewesen zu sein.
Als Teil ihrer Abmachungen mit den Strafverfolgungsbehörden haben Abramoff und Scanlon die Rückzahlung von mindestens 25 Millionen Dollar zugesagt. Allein an hinterzogenen Steuern will Abramoff weitere 1,7 Millionen Dollar bezahlen. In einem Versuch, sich von Abramoff zu distanzieren, haben mehrere republikanische und demokratische Abgeordnete in den vergangenen Wochen einen Teil des erhaltenen Geldes zurückgegeben.
In dem Verfahren in Florida geht es um einen Kredit, an dessen Fälschung Abramoff im Rahmen eines Kaufs von Spielbank-Kreuzfahrtschiffen beteiligt gewesen sein soll. Dass er sich auch hier schuldig bekennt, ist seinem Anwalt Neal Sonnett zufolge Teil der Absprachen, die Abramoff mit dem Bundesgericht in Washington getroffen hat.