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US-Fernsehautoren auf Streikposten vor Studios

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Seit Beginn eines unbefristeten Streiks der Film- und Fernsehautoren in Hollywood müssen sich zahlreiche US-Fernsehsender mit Wiederholungen durchschlagen. Vor den Studios des Fernsehsenders NBC in New York gingen am Montag erste Streikposten der Kreativen in Stellung.

Die Autoren verlangen größere Beteiligungen an den Einnahmen aus DVD-Verkäufen und der Verbreitung ihrer Programme im Internet. Der Streik, der nach Expertenschätzungen Schäden von Hunderten Millionen Dollar verursachen dürfte, führte zu ersten Sendeausfällen bei beliebten Talkshows.

„Damit kommen sie nicht mehr davon“, sagte Streikposten Peter Brash vor dem NBC-Studio in New York, der für die Seifenoper „As the World Turns“ arbeitet. „Das ist die reine Konzerngier.“ Die Produzenten hatten in den Verhandlungen mit der Autorengewerkschaft WGA die Forderungen als nicht umsetzbar und viel zu teuer zurückgewiesen. Derzeit bekommen die Autoren für den Verkauf einer DVD zwischen vier und fünf Cent, sie verlangen eine Erhöhung auf acht Cent. „Wir freuen uns nicht über einen Streik“, sagt Autor Thomas Lennon, der auch an dem Drehbuch für den Kassenschlager „Nachts im Museum“ mit Ben Stiller beteiligt war. „Aber wir wollen einen fairen Vertrag.“

Die ersten Opfer des Streiks wurden die berühmten Talkshows von Jay Leno und David Letterman. Sie mussten bereits ab Montag Wiederholungen senden. Beide Moderatoren, die in den gesamten USA für ihre witzigen und frechen Sprüche bekannt sind, arbeiten vor allem mit WGA-Autoren zusammen.

Leno äußerte trotz seines Sendeausfalls Verständnis für die Forderungen und verteilte frische Krapfen unter den Streikposten. „Ich arbeite mit diesen Leuten seit 20 Jahren zusammen“, sagte Leno der „Los Angeles Times“. „Ohne sie bin ich nicht lustig.“ Auch der Kabelfernseh-Show „The Daily Show with Jon Stewart“ gingen die Texte aus. Sie wiederholte ein im September 2006 ausgestrahltes Interview mit Pakistans Militärmachthaber Pervez Musharraf. Die großen Hollywood-Filmstudios dagegen haben große Vorräte an fertigen Drehbüchern angelegt – sie können auch einen längeren Streik durchstehen.

Bei den Forderungen der Hollywood-Schreiber geht es neben den DVD-Tantiemen auch um eine Beteiligung an den Einnahmen bei den neuen Medien wie Internet und Mobilfunk. Die Produzenten räumen ein, dass das Internet bei der Verbreitung ihrer Programme immer mehr genutzt wird, machen jedoch geltend, dass die Höhe der Gewinne noch nicht abzuschätzen sei. Die Autoren dagegen wollen ihren Fehler nicht wiederholen, den sie bei Vertragsverhandlungen vor Jahrzehnten gemacht hatten: Damals hatten sie die Einnahmen aus Video- und DVD-Verkäufen massiv unterschätzt. Eine WGA-Sprecherin betonte, die Gewerkschaft sei weiter zu Gesprächen bereit.

Die Verhandlungen zwischen der Writers Guild of America und der Alliance of Motion Picture and Television Producers wurden am Sonntag abgebrochen. Neue Verhandlungen wurden zunächst nicht angesetzt. Der Chefunterhändler der Produzenten, Nick Counter, sagte, er erwarte einen langen Arbeitskampf. Der Unterhändler der Autorengilde, John Bowman, sagte hingegen: „Meine Hoffnung ist, dass es nicht zu lange dauern wird.“ Jetzt müssten aber die Studios den nächsten Schritt machen.

Der Konflikt wird auch von Schauspielern und Regisseuren aufmerksam beobachtet. Ihre Abschlüsse richten sich in der Regel nach den Vereinbarungen für die Autoren.

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