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US-Bomben treffen wieder afghanische Kinder

Wieder haben Bomben der US-Luftwaffe afghanische Kinder getroffen. Diesmal mussten bis zu drei Kinder sterben, als eine Bombe in Ostafghanistan ihr Ziel verfehlte.

Erst am Samstag waren bei einem amerikanischen Luftangriff ebenfalls im Osten des Landes neun Kinder getötet worden. Ziel der Attacke war ein Taliban-Kommandant. Entgegen früheren Aussagen der US-Streitkräfte verdichteten sich am Dienstag die Hinweise, dass er gar nicht unter den Opfern war. Träfe dies zu, dann wäre ein weiterer Unschuldiger gestorben.

Die US-Armee hatte bis zum Dienstag immer noch nicht die Frage beantwortet, wieso beim Angriff auf einen Rebellen neun Kinder ihr Leben lassen mussten. Ein Team aus amerikanischen und afghanischen Experten untersuche die Ursache, sagte US-Botschafter Zalmai Khalilzad am Dienstag. Er hatte noch am Sonntag beteuert, der Taliban-Führer sei bei dem Bombenangriff getötet worden. In verklausulierten Worten deutete er nun an, dass der angeblich gut vorbereitete Angriff noch katastrophaler als ohnehin schon gewesen sein könnte.

„Wir sind zuversichtlich, dass wir den Zielpunkt getroffen haben“, sagte er am Dienstag. „Wir können aber nicht bestätigen, dass das Ziel getötet wurde.“ Das könnte heißen, dass die Bomben zwar das Haus des Rebellen getroffen haben – er aber gar nicht dort war. Bis zu zwölf tote Kinder binnen weniger Tage – der Beginn der neuen US- Großoffensive hätte kaum unter einem schlechteren Stern stehen können.

Erst vor einem Monat hatten die US-Truppen eine Offensive begonnen, mit der „Operation Lawine“ folgt nun bereits die nächste. Sie ist die größte US-Offensive am Hindukusch überhaupt, seit der Afghanistan-Krieg vor zwei Jahren mit dem Sturz der Taliban endete – und ein Zeichen dafür, dass die USA trotz ihrer gigantischen militärischen Übermacht der ultrafundamentalistischen Kämpfer bisher nicht Herr geworden sind.

Wie sehr die Gewalt der Rebellen in jüngster Zeit wieder zugenommen hat, zeigen die Statistiken: Nach Angaben der internationalen Schutztruppe ISAF wurden allein in den vergangenen drei Monaten so viele Vorfälle registriert wie im gesamten Jahr zuvor. Ein Viertel des Landes gilt inzwischen nach Einschätzung von Beobachtern als „no go zone“ – als kaum noch zugängliche Gebiete. In den kommenden Tagen steht Afghanistan nun eine neue Bewährungsprobe bevor: Die Rebellen haben die Große Ratsversammlung (Loya Jirga), deren 500 Delegierte in Kabul eine Verfassung verabschieden sollen, offen bedroht.

Die US-Regierung weiß auf die zunehmende Gewalt vor allem eine Antwort: Gegengewalt. Kürzlich hatte der damalige Sprecher der US-Streitkräfte in Afghanistan, Oberst Rodney Davis, gesagt, die Taliban könnten weggehen oder die Waffen niederlegen – oder sie würden getötet werden, mehr Möglichkeiten gebe es nicht.

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