Powell lobte nach einem Treffen mit Präsident Ghazi al Yawar den Mut der Übergangsregierung angesichts des massiven Widerstandes im Land. Wir stehen in den kommenden Wochen Herausforderungen gegenüber, aber wir sind entschlossen, sie zu meistern, sagte der Außenminister. Unterdessen wurden bei schweren Gefechten zwischen amerikanischen und irakischen Sicherheitskräften und Aufständischen in Falluja mindestens 13 Iraker getötet.
Präsident Yawar sagte, Bagdad trete gegenüber den USA als souveräner Partner auf und bestritt, dass der neue US-Botschafter im Irak, John Negroponte, die Regierung manipuliere. Yawar zeigte sich nach dem Treffen mit Powell zuversichtlich, dass der Zeitplan für die Wahl einer Regierung im Jänner trotz der anhaltenden Gewalt eingehalten werden könne. Wir arbeiten rund um die Uhr um sicherzustellen, dass wir im Plan liegen, sagte er. Die Bösen, die Feinde, die Armee der Finsternis wird immer hilfloser und hoffnungsloser, kommentierte Yawar den schweren Terroranschlag vergangenen Mittwoch in Bakuba, dem rund 70 Menschen zum Opfer fielen.
Powell wurde in der Früh vom US-Botschafter Negroponte auf dem Flughafen von Bagdad begrüßt und mit einem Hubschrauber in die Innenstadt geflogen, wie ein Botschaftssprecher mitteilte. Der Minister sollte noch am Freitag den Irak wieder verlassen. Er befindet sich seit Anfang der Woche auf einer Reise in mehrere Staaten Osteuropas und des Nahen Ostens, am Donnerstag hielt er sich zu Gesprächen in Saudiarabien und Kuwait auf.
Überschattet wurde das Treffen von neuen Kämpfen nahe Bagdad. In Falluja lieferten sich amerikanische und irakische Soldaten in der Nacht zum Freitag ein stundenlanges Gefecht mit irakischen Aufständischen. Krankenhausangaben zufolge wurden mindestens 13 Iraker getötet und 14 verletzt. Auf Seiten der US-Truppen gab es nach Militärangaben keine Toten oder Verletzten.
Augenzeugen berichteten, dass mehr als 60 Runden Mörsergeschosse im Osten der Stadt abgefeuert worden seien, wo die US-Truppen stationiert sind. Nach US-Militärangaben begannen die Kämpfe, nachdem die Rebellen eine gemeinsame Patrouille von Marineinfanteristen und irakischen Soldaten mit Schüssen, Mörsern und Granaten angegriffen hätten. Die Streitkräfte hätten daraufhin Artilleriefeuer eingesetzt und auch Luftangriffe geflogen. Rund ein Dutzend Autowerkstätten und zwei Häuser wurden zerstört.
Der irakische Stammesführer Scheich Hisham al Dulaimi zeigte sich zuversichtlich, sieben entführten Lastwagenfahrer vor dem Tod zu retten. Ich vertraue auf die Toleranz der Iraker und erwarte positive Ergebnisse, sagte der Vermittler. Einem der gefangenen Inder solle am Freitagabend (17.00 Uhr MESZ) die Kehle durchschnitten werden, falls der kuwaitische Arbeitgeber der Geiseln sich nicht aus dem Irak zurückziehe, hieß es in einer Mitteilung der Geheimen Islamischen Armee, die die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag erhielt. Dem Fernsehsender Al Arabiya war zuvor ein Video mit ähnlichen Drohungen zugespielt worden. Die vor gut einer Woche entführten Männer arbeiteten als Fahrer für das Unternehmen Kuwait and Gulf Link Transport. Bei ihnen handelt es sich um drei Inder, drei Kenianer und einen Ägypter.
Den 26 NATO-Staaten gelang es bei ihrem Treffen am Freitagvormittag – das sechste binnen drei Tagen – wieder nicht, sich auf die Details bei der Ausbildung von Sicherheitskräften zur Unterstützung des Irak zu einigen. Diplomaten zufolge zeichnete sich jedoch ein Kompromiss ab, wonach Ende kommender Woche ein Expertenteam der NATO nach Bagdad entsandt werden soll, das dann bis Mitte September den Bedarf einschätzen soll. Größtes Hindernis für eine Einigung war weiter der Streit zwischen den USA und Frankreich über die Führung der NATO-Ausbildungsmission und die Ausbildungsorte. Die NATO hatte bei ihrem Gipfel in Istanbul im Juni Irak grundsätzlich Ausbildungshilfe zugesagt, Details jedoch offen gelassen.