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US-Armee übertrug Bagdad Kontrolle über erste Sunniten-Provinz

Irakische Sicherheitskräfte haben von der US-Armee die Kontrolle über die frühere Unruheprovinz Anbar im Westen des Landes übernommen. "Die Übergabe ist erfolgt", sagte der nationale irakische Sicherheitsberater Muaffak al-Rubaie am Montag während einer Zeremonie in der Provinzhauptstadt Ramadi.

Anbar, das einst zu den gefährlichsten Regionen des Irak zählte, feiere die neue Verantwortung für die Sicherheit. US-Präsident George W. Bush begrüßte die Übergabe und erklärte, das Terrornetzwerk Al Kaida habe in der Provinz den Kampf verloren.

Zehntausende Sicherheitskräfte waren in der riesigen Wüstenprovinz am Montag im Einsatz, um eine reibungslose Übergabe zu garantieren, wie die Polizei mitteilte. Anbar ist die erste sunnitische Provinz, die die US-Armee nach ihrem Einmarsch 2003 wieder irakischer Verantwortung übergibt. Die zehn Provinzen, in denen irakische Kräfte bereits jetzt allein für Sicherheit sorgen, sind mehrheitlich von Schiiten bewohnt. Mit Anbar stehen elf der 18 irakischen Provinzen unter Kontrolle der Bagdader Behörden.

Bush begrüßte die Übergabe: “Heute ist Anbar nicht mehr Al Kaida ausgeliefert. Al Kaida hat in Anbar verloren”, erklärte der US-Präsident in Washington. Das US-Militär sprach von einem “wichtigen Meilenstein im Hinblick auf die Sicherheit” in der Provinz. Die Weitergabe der Verantwortung bedeute aber nicht notwendigerweise, dass die Sicherheitslage stabil oder besser sei, hieß es in einer Armee-Erklärung. “Dieser Krieg ist noch nicht vorbei, aber er wird gewonnen – und das in erster Linie von der Bevölkerung in Anbar”, sagte der US-Generalmajor der Marineinfanterie, John Kelly. Das Ende von Al Kaida sei “nah”.

Gewaltsame Zwischenfälle würden weiterhin zum Alltag in Anbar gehören, sagte der US-Kommandant in der Provinz, Martin Post. “Die irakische Polizei hat bessere Informationsquellen als wir. Sie haben bessere Fähigkeiten den Job zu machen als wir.” Die US-Truppen werden sich nun von ihren Stützpunkten in Anbar zurückziehen und nur noch auf Anfrage der Provinzregierung an militärischen Einsätzen in der Region teilnehmen. Die US-Soldaten wollen sie sich auf die Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte konzentrieren. Derzeit sind 28.000 US-Soldaten in Anbar stationiert.

Anbar galt lange Zeit als Hochburg von Aufständischen und Rückzugsgebiet für das Terrornetzwerk Al Kaida. Ihre Stadt Falluja wurde im November 2004 nach den schwersten Häuserkämpfen im irakischen Krieg von US-Soldaten erobert. Von dort aus organisierte der im Jahr 2006 bei einem Luftangriff getötete Al-Kaida-Führer Abu Mussab al-Zarqawi Angriffe und Anschläge im ganzen Land. Rund ein Drittel der insgesamt 1305 im Irak getöteten US-Soldaten kam in der größten Provinz des Landes ums Leben. Auch 6000 Zivilisten starben dort gewaltsam, wie die Internetseite iraqbodycount.org berichtete. Erst als sich die örtlichen sunnitischen Stämme gegen die brutale Gewalt Al Kaidas im September 2006 auflehnten und sich den US-Truppen anschlossen, ebbten die Kämpfe in Anbar ab.

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon rief am Montag zu einer Fortsetzung der Irak-Hilfe auf. Bei einer Gedenkzeremonie anlässlich des fünften Jahrestags des verheerenden Anschlags gegen das Bagdader UNO-Hauptquartier am 19. August 2003 sagte Ban im Genf, die beste Art, die 22 damals Verstorbenen zu ehren sei es, die Hilfe für das irakische Volk weiterzuführen. Zugleich strebe die Weltorganisation den bestmöglichen Schutz ihrer Angestellten an. “Ich bin entschlossen, alles dafür zu tun, damit sich eine solche Tragödie nicht wiederholt”, sagte er. Derzeit sind 350 UNO-Angestellte im Irak stationiert, die meisten davon in der gut bewachten “Grünen Zone”.

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