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Urbane Momentaufnahmen: "Blicke, Passanten" in der Albertina

„Gegen den Strich der Fotografiegeschichte“ hat Kurator Janos Frecot in der Albertina die neue Fotoausstellung „Blicke, Passanten - 1930 bis heute“ konzipiert.

Statt chronologischer Abfolgen sind ab morgen, Mittwoch, rund 250 Werke in thematischen Blöcken wie etwa „Sichtbare Zeit“ oder „Stadt, Nacht“ zu sehen. Aus dem Bestand der Fotosammlung der Albertina will Frecot eine „poetische Textur“ zusammen stellen, was dem Gründer der Photographischen Sammlung am Landesmuseum „Berlinische Galerie“ auf hohem Niveau gelingt. Heute Abend (18.30 Uhr) wird die Schau eröffnet.

Wie es auch im Katalog (Brandstätter Verlag) heißt, kann die Ausstellung nur unzulänglich unter den Gattungsbegriff „Street Photography“ gestellt werden, was bereits im Eingangsbereich sichtbar wird: Dort zeigt Frecot unter dem Titel „Sichtbare Zeit“ Arbeiten von John Coplans, David Goldblatt, Lewis Baltz und Seiichi Furuya. Hier soll der „Prozess der Veränderung im Sammeln von Zeit und Licht sichtbar gemacht“ werden. Es dominieren die stillen Momente – sei es in der Privatheit oder in der offenen Natur -, erst unter dem Titel „Blicke, Passanten“ wird das urbane Leben, Momentaufnahmen aus Städten wie etwa New York, Berlin oder Wien ins Licht gerückt.

Hier reicht das Spektrum von Henri Cartier-Bressons Fotografien aus den 30er Jahren über Lisette Model, deren spannende „Schaufensterspiegelungen, 1939 – 1934“ gezeigt werden, bis hin zu den bedrückenden Nachkriegsaufnahmen von William Klein. Die wenigen Farbfotografien der Ausstellung kommen von Joel Meyerowitz, der sich im New York der 70er-Jahre dem Spannungsfeld zwischen Passtanten und Bauten widmete. In die 80er-Jahre führt schlussendlich Garry Winogrand, dessen Arbeiten u.a. die Idylle in der Großstadt widerspiegeln.

Das urbane Nachtleben fasst Frecot im Block „Stadt, Nacht“ zusammen, hier stehen etwa Bilder von Brassai (30er-Jahre) neben Arbeiten von Daido Moriyama, auch Lisette Model findet sich hier wieder. Städtische Ansichten ohne Menschenmengen zeigen Fotos von Stephen Shore oder Andre Kirchner im Raum „Bauten, Räume, Zwischenwelten“, unter den „Dunklen Bildern“ findet sich etwa der neunteilige Zyklus „Waffenruhe“ von Michael Schmidt, die beklemmende Aufnahme „Hiroshima, 1963“ von Christer Strömholm bildet einen emotionalen Höhepunkt dieses Abschnitts. Ein wenig orientierungslos wirkt hingegen der Block „Verrückter Alltag“, wo das Konzept nicht mehr klar nachvollziehbar ist. Den Schluss bilden „Randlagen“, hier versöhnen Arbeiten von Robert Frank und Inge Morath.

Alle gezeigten Fotos stammen aus der Sammlung der Albertina. 1999 wurde hierfür eine eigene wissenschaftliche Abteilung geschaffen, was Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder bei der heutigen Presseführung als ersten „dramatischen Schritt der Neuorientierung“ des Hauses nannte, dem die baulichen Veränderungen folgten. In der Fotosammlung habe man den Schwerpunkt auf die „Street Photography“ gelegt, um „nicht auszuufern“. Mit „Blicke, Passanten“ zeigt man nun einige der wichtigsten Arbeiten der Sammlung, die einen Besuch auf jeden Fall Wert sind.

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