Unterdrückung im Namen der Ehre - Frauen in Deutschland betroffen
Die Bevormundung von Frauen im Namen der Familien-Ehre ist bei Ausländern in Deutschland durchaus verbreitet, glaubt Sibylle Schreiber von der Tübinger Frauenrechtsorganisation. “Wenn diesen Männern die Anerkennung für ihren beruflichen Erfolg oder ihre gesellschaftliche Stellung fehlt, dann wird die Ehre manchmal wichtiger”, sagte sie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Vor allem in türkischen Familien sei das der Fall.
Die Leidtragenden sind die Frauen, vor allem jüngere Schwestern. “Den Mädchen wird keinerlei Selbstbestimmung mehr zugestanden.” Sobald sich eine junge Frau ihre eigenen Lebensträume erfüllen wolle, höre sie gleich: “Du bedrohst unsere Ehre. Du darfst das nicht selber entscheiden, sondern wir haben das zu entscheiden”, sagte Schreiber. Das beginne bei alltäglichen Fragen wie der Kleidung und gehe nicht selten so weit, dass Frauen in Deutschland zwangsverheiratet würden. Verlässliche Zahlen zu Zwangsheiraten in der Bundesrepublik gebe es derzeit aber nicht.
Erschreckend sei vor allem, dass diese Unterdrückung von Landsleuten durchaus akzeptiert werde. “Es gibt selbst unter Jugendlichen viele, die diesen Ehrbegriff für durchaus aktuell und in Ordnung halten”, sagte Schreiber. Wenn eine Frau gegen die Vorgaben der Familie ankämpfe, ziehe sie leicht den Wut vieler Bekannter auf sich. Selbst wenn ein Mann seine Schwester im Namen der Ehre ermorde, werde das teilweise gutgeheißen. Immer wieder gebe es Kommentare wie: “Sie hat ja gelebt wie eine Deutsche – da ist es ja kein Wunder, dass ihr Bruder das getan hat.”
Schreiber forderte deshalb, das etwa in der Türkei oder in Pakistan verbreitete Ehrkonzept in Deutschland zum Beispiel in Schulen und Beratungsstellen stärker zu thematisieren. “Die Familien müssen erkennen, dass sie mit ihren Kindern nicht machen können, was sie wollen, sondern dass die Kinder auch ihnen gegenüber Rechte haben”, betonte sie.