Chefinspektor Hans Blix sagte am Freitag im Anschluss an eine Unterredung mit US-Außenminister Colin Powell, bei den geplanten Rüstungskontrollen müsse klar sein, welches Mandat ihnen zu Grunde liege.
„Es wäre unangenehm für uns, in das Land zu gehen und dann festzustellen, dass es eine neue Resolution gibt“, sagte Blix. Powell begrüßte dies und fügte hinzu, die Rüstungskontrollkommission für Irak (UNMOVIC) habe ihm zugestimmt, dass neue und schärfere Bestimmungen für die Kontrollen nützlich wären. „Ich glaube, wir würden die jetzt diskutierte Resolution befürworten“, sagte Blix. „Sie würde die Lage weiter klären und sie würde den Irakern deutlich die Notwendigkeit zeigen, klar zu stellen, über was sie verfügen.“
Die UNO-Inspektoren sollten erst dann in den Irak reisen, wenn es keinerlei Einschränkungen ihrer Arbeit gebe, sagte der Außenminister. Grundlage der Rüstungskontrollkommission für den Irak (UNMOVIC) sind bisher UNO-Resolutionen von 1998. Diese enthalten von der irakischen Regierung gewünschte Einschränkungen bei der Kontrolle von Palastanlagen des Staatschefs Saddam Hussein.
Auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan erklärte am Freitag in New York, die Rüstungsinspektoren sollten die Entscheidung über eine mögliche weitere Irak-Resolution abwarten, bevor sie in den Irak reisen. Er hoffe, dass diese Entscheidung bald fallen werde, sagte Annan. Die USA und Großbritannien haben einen Entwurf für eine Resolution vorgelegt, der die Androhung militärischer Gewalt enthält. Die drei anderen ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates mit Vetorecht – Frankreich, Russland und China – haben jedoch Vorbehalte gegen eine solche Entschließung.
Powell sagte am Freitag, die anderen Mitglieder des Sicherheitrats teilten zunehmend die Sicht der USA, dass eine neue Resolution notwendig sei. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte dagegen, die Inspektoren sollten so schnell wie möglich und auf der Grundlage der bisherigen Resolutionen zurückkehren.
Innerhalb des Sicherheitsrats wurde am Freitag auch weiter über die Form einer etwaigen neuen Resolution diskutiert. Während die USA und Großbritannien eine einzige Resolution befürworten, die bei Widerstand des Iraks direkt zum Einsatz von Gewalt ermächtigen würde, hat Frankreich ein zweistufiges Verfahren vorgeschlagen. Aus europäischen Diplomatenkreisen verlautete, die US-Regierung widersetze sich offenbar inzwischen weniger stark dem französischen Vorschlag.
US-Präsident George W. Bush hat erklärt, die USA seien zu einem Alleingang gegen Irak bereit, sollte die UNO kein neues Mandat erteilen. Er will nach Angaben des Präsidialamts am Montag in seiner Rede an die Nation begründen, weshalb die US-Regierung in den angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak eine Bedrohung nicht nur für die USA, sondern für die gesamte Menschheit sieht und deshalb darauf vorbereitet ist, gegen Irak in einen Krieg einzutreten.
Unterdessen veröffentlichte der US-Geheimdienst CIA einen Bericht, in dem biologische Waffen als größte vom Irak ausgehende Bedrohung bezeichnet werden. Dazu gehöre auch der Milzbranderreger Anthrax, heißt es in dem Bericht vom Freitag. Außerdem habe der Irak die Produktion chemischer Kampfstoffe wie Senfgas oder VX wieder aufgenommen. Hingegen verfüge das Regime in Bagdad derzeit noch nicht über Atomwaffen. Dies könnte sich aber innerhalb eines Jahres ändern, sofern der Irak in den Besitz von waffenfähigem Spaltmaterial gelange, heißt es in dem CIA-Bericht.