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UNO: Beamter nahm Bestechungsgelder

Hoher UNO-Beamter bekannte sich schuldig: Dem Ex-Chef der Einkaufsabteilung, Alexander Jakowlew, der auch in den Skandal um das Irak-Hilfsprogramm verwickelt ist, droht eine Gefängnisstrafe von mehr als 20 Jahren.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, hatte am Montag auf Verlangen unabhängiger Ermittler die Immunität des russischen UNO-Beamten aufgehoben. Dieser wurde sofort in Haft genommen und einem Richter vorgeführt, wie die New Yorker Justiz bestätigte.

Annahme von Bestechungsgeldern gestanden

Alexander Jakowlew gab nach Angaben der US-Justiz sowie der UNO am Montag (Ortszeit) zu, seit Jahren von Firmen Bestechungsgelder für die Vergabe von Aufträgen verlangt und meistens auch erhalten zu haben. Er habe dafür Schwarzgeld-Konten in mehreren Ländern unterhalten.

Jakowlew, der in einem Vorort von New York wohnt, wurde kurz nach seiner Festnahme gegen eine Kaution von 400.000 Dollar (323.363 Euro) auf freien Fuß gesetzt. Er ist bis dato der erste UNO-Vertreter, der im Zusammenhang mit dem Skandal um das Irak-Programm “Öl für Lebensmittel“ vor Gericht steht. Wann das Hauptverfahren eröffnet wird, war am Montag noch unklar.

Der UNO-Beamte war nur wenige Minuten nach der Aufhebung seiner diplomatischen Immunität durch Generalsekretär Kofi Annan von US-Justizbeamten festgenommen worden. Nach Angaben seines Anwalts will Jakowlew „vollständig über alles aussagen, was er weiߓ. Experten erwarten daher eine Serie von Peinlichkeiten für die UNO sowie einzelne Mitgliedsländer der Organisation und zahlreiche Firmen. Möglichlicherweise werde es weitere Verhaftungen und Anklagen geben, hieß es in UNO-Kreisen.

Der 52-jährige Jakowlew gehörte zu den Altkadern der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, die einst von Moskau in Scharen zum Dienst bei den Vereinten Nationen abkommandiert wurden. Seinen ersten UNO-Job bekam er 1985 auf der Grundlage eines Personalschlüssels der einzelnen UNO-Mitgliedsländer. 1995 wurde er Einkaufschef der Weltorganisation mit erheblichen Entscheidungsbefugnissen.

Ebenfalls am Montag hatte die von Kofi Annan berufene unabhängige Untersuchungskommission für das Irak-Hilfsprogramm schwere Vorwürfe gegen dessen früheren Chef Benon Sevan erhoben. Er soll für die Vermittlung eines Erdölvertrages rund 148.000 Dollar kassiert haben. Annan erklärte, er werde auch die Immunität Sevans sofort aufheben, wenn die US-Justiz darum bitte.

Die Kommission teilte am Montag zudem mit, dass auch die Rolle Annans in der Angelegenheit erneut untersucht werde. Die von der UNO eingesetzte Kommission unter der Leitung des ehemaligen US-Notenbankchefs Paul Volcker soll Ungereimtheiten bei dem 67 Milliarden Dollar schweren Programm “Öl für Lebensmittel“ untersuchen, das mittlerweile eingestellt ist.

Die Anschuldigungen gegen Sevan standen bereits seit längerem im Raum. Der Zypriote hatte deshalb am Sonntag seine jüngste Tätigkeit bei der UNO aufgegeben. Zugleich wies er die Vorwürfe aber als falsch zurück. Auch gegen Annan waren im Zusammenhang mit “Öl für Lebensmittel“ Korruptionsvorwürfe laut geworden, die ihn massiv unter Druck setzten. Zwar entlastete ihn die Kommission im März. Ein kürzlich veröffentlichtes E-Mail lasse nun aber darauf schließen, dass sich der Generalsekretär möglicherweise doch nicht korrekt verhalten habe, hieß es.

Das Irak-Hilfsprogramm sollte die Auswirkungen der UNO-Sanktionen, die nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait 1990 verhängt worden waren, für die irakische Bevölkerung mildern. Im Rahmen des Programms war es dem Irak unter dem damaligen Präsidenten Saddam Hussein zwischen Dezember 1996 und November 2003 gestattet, Öl zu exportieren und die Milliardeneinnahmen daraus für Nahrung und Medikamente zu verwenden. Volcker zufolge bezog Saddam Hussein aber auch Milliarden-Beträge an dem Programm vorbei.

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