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Unmündiges Mädchen zu Diebstählen in Wien gezwungen: 24-Jähriger verurteilt

Der Mann wurde zu vier Jahren Haft verurteilt.
Der Mann wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. ©APA (Sujet)
Ein 24-Jähriger wurde am Dienstag wegen Menschenhandels zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Er hatte ein unmündiges Mädchen zu Diebstählen in Wien gezwungen. Das Urteil befand der Mann "super".

Weil er die unmündige Tochter seiner Lebensgefährtin regelmäßig zum Stehlen nach Wien geschickt hat, ist am Dienstag ein 24-Jähriger am Landesgericht wegen Menschenhandels zu einer vierjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. “Super”, befand der Bosnier, der nach Rücksprache mit Verteidiger Peter Philipp die Entscheidung akzeptierte. Das Urteil ist rechtskräftig.

Unmündiges Mädchen zum Stehlen nach Wien geschickt: Vier Jahre Haft

Der in Rom lebende Mann war Teil einer kriminellen Organisation, die mit Kindern krumme Geschäfte macht. Die Bande – ein weitverzweigter Familien-Clan – bildet die Strafunmündigen zum Betteln und Stehlen aus und weist diese dann europäischen Metropolen zu. Die Kinder bekommen Aufpasser zugeteilt, die sie kontrollieren, ihnen ihre Einkünfte abnehmen und diese den Hintermännern überbringen.

Der 24-Jährige gehörte nach Erkenntnissen des Wiener Landeskriminalamts (LKA), das seit mehreren Jahren gegen die Bande ermittelt, der mittleren Führungsebene an. Er “betreute” unter anderem eine im November 2003 geborene Tochter seiner Lebensgefährtin, die laut Anklage bisher “zehn bis zwölf” Kinder zur Welt gebracht hat. Das Mädchen kam erstmals im Alter von elf Jahren nach Wien und beging in öffentlichen Verkehrsmitteln und an stark frequentierten Plätzen Taschendiebstähle. Weil sie sich sehr geschickt anstellte, reiste sie in weiterer Folge regelmäßig mit dem Flugzeug aus Rom oder Paris in die Bundeshauptstadt, wobei sie mehrfach von anderen, ebenfalls zum Stehlen angeleiteten Kindern begleitet wurde.

Mädchen sollte pro Woche mehr als 2.000 Euro stehlen

Im Mai 2017 mietete sich der 24-Jährige mit der Kleinen in einer Gartenpension in Wien-Donaustadt ein. Er wusste nicht, dass die heimische Polizei schon seit längerem seine Telefonate mit der damals 13-Jährigen abhörte. Beinahe täglich erkundigten sich er oder die Mutter des Mädchens, wie viel sie “gemacht” hätte. Hatte sie zumindest 100, idealerweise mehr als 200 Euro erwirtschaftet, gaben sich die Erwachsenen zufrieden. War es weniger, wurde das Mädchen ermahnt, sich mehr anzustrengen. Wie sich aus einem Telefonüberwachungsprotokoll ergibt, schaffte es das Mädchen nach einer entsprechenden Ermahnung, innerhalb einer Woche mehr als 2.000 Euro zusammenzutragen.

Das LKA schreibt der Bande allein in Wien mehr als 2.200 Taschendiebstähle zu. Die rekrutierten Kinder, die nicht strafrechtlich belangt werden können, weil sie durchwegs das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und damit nicht strafmündig sind, haben den Ermittlern zufolge bisher zumindest eine Million Euro abgeliefert. Die Festnahme des 24-Jährigen hat die gut gehenden Geschäfte allerdings unterbrochen. Mit Jahresbeginn hat der Familien-Clan seine Aktivitäten in Wien weitgehend eingestellt.

Auch Mutter des Kindes festgenommen

Für den 24-Jährigen hatten Anfang Oktober auf Basis eines von der Wiener Justiz erlassenen Europäischen Haftbefehls in Rom die Handschellen geklickt. Auch seine Lebensgefährtin wurde unter Menschenhandel-Verdachts festgenommen. Aufgrund einer Schwangerschaft wurde sie nach einigen Monaten allerdings wieder enthaftet, während ihr Partner von den italienischen Behörden in Auslieferungshaft überstellt und schließlich den Wiener Strafverfolgungsbehörden übergeben wurde.

Die Mutter des ausgebeuteten Mädchens ist mittlerweile von der Bildfläche verschwunden. Auch der Verbleib der inzwischen 14-Jährigen ist unklar. An sich hatte sie angekündigt, den Prozess gegen ihren Stiefvater besuchen zu wollen. Zur Verhandlung tauchte sie jedoch nicht auf.

(APA/Red)

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