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Universität Wien: Diskussion zur Japan-Katastrophe

Am Dienstagabend luden Experten der Uni Wien zur Informationsveranstaltung über Japan: Fragen des Publikums zu den Themen Erdbeben, Tsunami und zur Situation der Atomkraftwerke wurden beantwortet.
Sendai-Erdbeben: Info-Abend an der Uni Wien

Unter dem Titel “Das Sendai-Erdbeben in Japan vom 11.3.2011″ wurden am Dienstag die katastrophalen Ereignisse in Japan von Experten der Universität Wien aus wissenschaftlicher Sicht erläutert – und verständlich gemacht. Pünktlich um 17.30 Uhr waren die  Reihen des Hörsaals 33 gefüllt, das Interesse war offenkundig groß.

“Der Grund für diese kurzfristige Veranstaltung ist simpel: Es handelt sich dabei um das schwerste Erdbeben Japans und eines der schwersten weltweit seit Beginn der Aufzeichnungen,” so Götz Bökelmann vom Institut für Meteorologie und Geophysik. Das schwerste Erbbeben, das jemals gemessen wurde, hatte eine Stärke von 9,5 Amplituden – das Beben in Sendai hatte 9,0.

Japan: Nicht Erbeben selbst, sondern Effekte verheerend

Bökelmann wies das gebannt lauschende Auditorium mehrmals darauf hin, dass nicht etwa das Erbeben selbst die Katastrophe sei, sondern dessen Effekte. “Die wirkliche Katastrophe sind der Tsunami oder die Schäden an den AKWs. Das sind alles Effekte des Erbebens. Durch das Beben selbst sind “nur” 100 Menschen ums Leben gekommen, durch den Tsunami mehrere Tausend.”

Nicht ohne zu Schmunzeln ging der Experte auch auf die “japanische Mentalität” im Umgang mit Erdbeben ein. “In einem Video konnte man die Reaktion von Angestellten eines Geschäftes sehen: Während in Europa die Menschen sofort aus dem Geschäft gelaufen wären, hielten die Japaner während des Bebens die Regale fest, damit die Flaschen nicht runterfallen.”

Typisch “japanisch” sei auch der Umgang mit der AKW-Situation: Zunächst stünde laut Bökelmann schnelle Hilfe und die Suche nach Überlebenden des Tsunamis im Vordergrund. Danach kämen erst die Kraftwerke. Dass in Tokyo jedoch keine AKWs stünden, hätte einen bestimmten Grund: “Die Japaner warten seit langem auf ‘das große Erdbeben’ in ihrer Hauptstadt. Aus diesem Grund gibt es in Tokyo bewusst keine AKWs.

Sendai-Beben: Wertvoll für zukünftige Forschung

Außer Frage stünde, dass Japan wissenschaftlich zur weltweiten Spitze gehöre. “Japan gebührt Dank. Durch das exzellente seismologische Netzwerk des Landes wird das Beben in Sendai für die zukünftige Forschung ungemein wertvoll. Durch die Aufzeichnungen dieser Katastrophe wird man wesentliche Fortschritte in der Erdbebenforschung machen – und in der Frühwarnung.”

Besonders “bitter” erachtet Bökelmann die Situation mit dem AKW Fukushima: “Die Japaner hatten nämlich ohnehin vor, das AKW im Frühjahr 2011 endgültig abzuschalten. Vermutlich war es deswegen nicht optimal auf so eine Katastrophe vorbereitet…”

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