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UniCredit will harten Sparkurs

Der künftige HVB- und Bank Austria-Eigentümer UniCredit wird in Deutschland sowie in Osteuropa einen harten Sparkurs vorgeben. Mehr als 9.000 Arbeitsplätze will der Konzern nach der Fusion streichen.

Bei der deutschen HypoVereinsbank (HVB) steht jeder sechste Arbeitsplatz vor dem Aus. Der Chef der italienischen Bankriesen, Alessandro Profumo, kündigte heute in München einen massiven Stellenabbau nach der HVB-Übernahme an. Allein in Deutschland werden in den nächsten drei Jahren samt der bisher schon geplanten Kürzungen insgesamt 4.200 Arbeitsplätze wegfallen, erklärte HVB-Chef Dieter Rampl.

UniCredit will die HVB AG für gut 15,4 Mrd. Euro via Aktientausch übernehmen. Dazu kommen noch die Übernahmeofferte für die Streubesitzaktionäre der börsenotierten Bank Austria Creditanstalt in Wien und der polnischen BPH Bank (Aktientausch oder Cash), was eine Summe von mehr als 19,2 Mrd. Euro ergibt.

In Deutschland riet die deutsche Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) den Kleinaktionären von der Annahme der HVB-Übernahmeofferte ab. In Österreich hält Anlegerschützer Wilhelm Rasinger (IVA) die Abfindung für Bank Austria-Privataktionäre für „indiskutabel“ niedrig. Die „Cash“-Variante gilt im Wiener Markt als prohibitiv.

Profumo und Rampl versprechen sich von der größten grenzüberschreitenden Bankenfusion in der europäischen Geschichte Milliarden-Synergien. Sie sollen zu einem Großteil durch die Streichung von insgesamt mehr als 9.000 der insgesamt mehr als 127.000 Stellen der neuen Bank erreicht werden, wobei der Großteil des Abbaus auf Osteuropa entfällt. Dort fällt jeder zehnte Job weg. In Österreich werden 7 Prozent der Stellen abgebaut. Das deckt sich laut Bank Austria mit dem hier bestehenden Plan, von 10.500 auf 10.000 Leute oder etwas darunter zu reduzieren.

Mit weiteren Kürzungen in Deutschland hatten die deutschen Arbeitnehmervertreter nach dem Abbau tausender Stellen bei der HVB in den vergangenen Jahren nicht gerechnet. „Der Stellenabbau ist ein großes, großes Problem“, sagte HVB-Aufsichtsrat Hanns-Peter Kreuser vom Deutschen Bankangestellten-Verband.

UniCredit will mit Hilfe der Übernahme langfristig Milliardengewinne einfahren. Bis 2007 wolle die Bank mehr als 6 Mrd. Euro verdienen, sagte Profumo. Im laufenden Jahr rechnet UniCredit aber zunächst mit Restrukturierungskosten von rund 1,35 Mrd. Euro. Die Übernahme soll im Oktober abgeschlossen werden.

Die HVB schreibt im deutschen Filial- und Immobiliengeschäft rote Zahlen, während das Großkunden- und Investmentbanking sowie das Österreich- und vor allem das Osteuropa-Geschäft der Tochter-Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) hoch profitabel ist. Der Zusammenschluss verschaffe beiden Instituten Perspektiven, die sie allein nie hätten erreichen können, sagte Rampl. In Osteuropa würden sie absoluter Marktführer.

Profumo sagte, ein Drittel der Kostensenkung solle durch Zusammenlegung der IT-Netze und der Zentralfunktionen erreicht werden. Weitere große Sparposten seien die Filialen und die Zusammenlegung der beiden polnischen Tochterbanken.

Rampl sagte, die HVB werde in der UniCredit-Konzernführung „angemessen vertreten sein“. Von den 11 Vorständen soll die HVB 3 stellen, außerdem soll Bank-Austria-Chef Erich Hampel das Osteuropa-Geschäft leiten. Im UniCredit-Aufsichtsrat werden 8 der 24 Mitglieder von der HVB kommen, Rampl wird Präsident.

Seinen „Bauplan“ für die fusionierte HVB UniCredit hat Architekt Profumo noch nicht im Detail erarbeitet. Am Montag bei der Pressekonferenz in der HVB-Zentrale in München wurden zwar Organigramme mit einer „Zielstruktur“ verteilt. Noch ist nicht klar, wie das Osteuropageschäft organisiert sein wird: Entweder bleibt die Ost-Achse weiter unter dem Dach der Bank Austria oder es gibt zwei Gesellschaften in Wien. Betriebsratschefin Hedwig Fuhrmann pocht darauf, die Ost-Zentrale jedenfalls auf Dauer in Wien zu installieren.

Zu dem bevorstehenden Übernahmeangebot für die freien Aktionäre der BA-CA, dessen Bar-Variante (70,04 Euro je Aktie) im Wiener Marktkreisen als viel zu niedrig kritisiert worden war, sagte Profumo, man sei in Gesprächen mit der österreichischen Übernahmekommission, die diesen Preis – wie sie heute wissen ließ – noch nicht billigen kann. Das Baroffert gibt es alternativ zum gebotenen Aktientausch von knapp 20 UniCredit-Aktien je Bank Austria-Aktie, das wären etwas mehr als 80 Euro je Aktie.

Wird das Offert angenommen, verschwindet die BA-CA wieder vom Kurszettel. Wenn nicht, macht sich die UniCredit-Spitze offenbar auch kein Kopfzerbrechen. „Wir haben ein Angebot gelegt, wenn das nicht angenommen wird, dann bleibt die Bank Austria an der Börse, das ist auch okay“, so Profumo. Rampl: Man sei auf gutem Weg.

  • www.unicredito.it
  • www.hypovereinsbank.de
  • www.ba-ca.com
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