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Uni-Rampeneinsturz vor zehn Jahren

&copy Universität Wien
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Was ein Fest für alle Studenten werden sollte, endete am 14. Oktober 1994 mit einer Katastrophe: Der Einsturz einer Balustrade auf der Rampe vor der Wiener Universität forderte ein Todesopfer, sechs Schwer- und mindestens 16 Leichtverletzte.

Die 20-jährige Biologie-Studentin Barbara Lentsch aus Wien-Floridsdorf erlag noch im Rettungswagen einem Gehirnaustritt, nachdem sie von einem der herab fallenden Trümmer getroffen worden war. Die Spitzensportlerin war Mitglied der Volleyball-Juniorinnen-Nationalmannschaft gewesen.

Gedränge zum ÖH-Semesterfest

Zum Zeitpunkt des Unglücks fand in dem Gebäude an der Ringstraße das traditionelle Semesterfest der Hochschülerschaft (ÖH) statt. Nach Angaben von Thaddäus Kubec von der Bundesgebäudedirektion war die Rampe zwar seit 1964 nicht mehr baulich auseinander genommen, aber regelmäßig von Fachleuten überprüft worden. Dem Ansturm der Studenten war das Gebäude nicht gewachsen.

2.000 Menschen auf der Rampe

Als die erlaubten 3.000 Personen zum Fest eingelassen worden waren, ließ die zuständige Behörde das Haupttor der Universität sperren. Daraufhin versammelten sich nach Angaben der Feuerwehr, die via Notruf von einem Passanten verständigt worden war, etwa 2.000 Studenten im Rampen-Bereich des Haupteinganges, die Eintritt begehrten. Durch das Gedränge und den Druck gaben etwa 20 Meter der gemauerten Balustrade nach, Steine und Menschen stürzten ab.

“Hoffentlich überleb ich das”

„Die Steine sind wie Styropor runtergebrochen“, erinnerte sich die Jusstudentin Martina M. Der 23-jährige Michael F. berichtete: „Plötzlich hat es einen Krach gegeben und es ist alles runtergeflogen. Ich bin mit dem Gesicht voran hinabgestürzt. Ich habe nur noch gedacht: Hoffentlich überleb’ ich das! Und dann bin ich schon aufgeklatscht.“ Der junge Mann erlitt komplizierte Rippenbrüche, außerdem gelangte literweise Blut in seine Lunge. Eine rasche Operation rettete ihm das Leben.

Der zuständige Gebäudeaufseher wurde im Dezember 1995 rechtskräftig freigesprochen. Ursprünglich war ihm zur Last gelegt worden, seit 1991 die Bausubstanz an der Alma Mater unzureichend kontrolliert und „augenscheinliche Baumängel“ an der Balustrade nicht erkannt zu haben.

Bereits im Juli 1995 wurde mit einem Projekt zur dauerhaften Sicherung der beiden Rampenbalustraden begonnen. „In die gesamte Balustradenkonstruktion wurde eine von außen unsichtbare, verschweißte Nirosta-Bewehrung eingebaut, die sogar im Falle des Versagens der Steinteile ein Abstürzen von Teilstücken wirksam verhindert“, sagte Karl Lehner, der im Bundesdenkmalamt für den Bereich Universitäten zuständig ist, auf APA-Anfrage.

Gleichzeitig wurden auch im Bereich der Dachbalustraden beginnend mit Herbst 1996 zusätzliche Sicherungsarbeiten an insgesamt 1.045 Metern der Balustradenkonstruktion durch Einsetzen von in Epoxidharz eingebetteten Nirostaklammern veranlasst. Diese Arbeiten wurden 1998 abgeschlossen – insgesamt wurden rund 400.000 Euro investiert. Das ÖH-Fest an der Rampe gibt es nicht mehr.

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