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Uni-Proteste auch am Wochenende: Audimax bleibt besetzt

"Uni besetzt" in Wien
"Uni besetzt" in Wien ©APA
Wer gehofft hatte, dass den protestierenden Studiosi das geruhsame Wochenende wichtiger sei als ihre Anliegen, wurde enttäuscht: Auch am Samstag blieb der Audimax der Universität Wien besetzt. Mehr noch: Der eigene Müll und die Schmierereien wurden von Freiwilligen weggeputzt.
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Gegen 09.00 Uhr war der größte Hörsaal Österreichs zwar fast leer – dafür werkte ein von Studenten organisierter Putzdienst, auch im Pressezentrum herrschte bereits Betrieb. Der Putzdienst war inzwischen bereits dringend nötig – Wände und Bänke waren beschmiert und besprayt worden, dazu kamen die Hinterlassenschaften einer Protestparty, mit der sich die Teilnehmer und ihre Unterstützer am Freitagabend zum Durchhalten motiviert hatten.

Ursprünglich hätte am Samstag Vormittag im Audimax eine Prüfung für das Aufnahmeverfahren in der Psychologie stattfinden sollen – daraus wurde nichts.

Uni-Rektorat stellt sich der Realität

Die Uni-Leitung hat diesmal das Händeringen aufgegeben und dafür flexibel auf die Situation im Audimax reagiert: die Prüfung wurde kurzfristig in mehrere Hörsäle im Alten AKH verlegt und auf zwei Termine aufgeteilt. Eigens aufgestellte Uni-Bedienstete dirigierten die Studienanfänger dabei um.

Schadensschätzungen

Der Schaden für die Uni wird indessen großzügig auf mehrere Hunderttausende geschätzt. Allein der erste halbe Besetzungstag und die erste Nacht hätten Kosten von rund 100.000 Euro verursacht, hieß es vonseiten der Universität. Diese Summe beinhalte etwa die Zusatzkosten für den Sicherheitsdienst, verstärkte Reinigungsdienste sowie diverse Schäden wie etwa kaputte Lampen oder beschmierte Wände.

Dazu kommen nun noch die Zusatzkosten für die Prüfungsaufsicht, da die Prüfungen nun in mehreren Hörsälen sowie in mehreren Durchgängen abgehalten werden müssen. In der vorlesungsfreien Zeit waren außerdem Baumaßnahmen vorgesehen, die nun verschoben werden müssen.

Solidarität und Kritik

Unterdessen kommen von diversen anderen Unis Solidaritätsadressen, aber auch Kritik. Die Hochschülerschaft an der Technischen Universität Wien unterstützt in einer Aussendung die Proteste und will am Dienstag selbst eine Hörerversammlung abhalten. Die VP-nahe AktionsGemeinschaft sowie die von ihr dominierten Hochschülerschaften an den Medizin-Unis Wien und Innsbruck forderten zwar ebenfalls mehr Mittel für die Unis, distanzierten sich aber von “Vandalismus” und “Protesten zur Durchsetzung studentischer Forderungen, die für Sachbeschädigungen und Partys missbraucht werden”.

Wenn das Putztrupp-Regime aufrecht bleibt, wird immerhin der Vorwurf des Vandalismus entkräftet. Vielleicht kein schlechtes Vorbild für die Uni Graz, in der am Samstag ebenfalls ein Protestplenum organisiert wurde, wenn auch mit deutlich geringerer Teilnehmerzahl als in Wien. Immerhin fällt auch in Graz die Entscheidung: Die Uni bleibt bis Sonntag durchgehend besetzt.

In Wien wiederholten sich am Abend trotz aller Besserungsgelöbnisse die Szenen des ersten Besetzungstages: Viel Rauch – und auch wenn nicht überall Feuer ist, wo es raucht, ging wieder für einige Minuten der Feueralarm los.

Die Forderungen der Protestteilnehmer:

Die Forderungen, die unter anderem bei einer Pressekonferenz am Freitag verlautbart wurden:

– Ausfinanzierung der Unis!
– Demokratisierung der Unis und Stärkung der studentischen Mitbestimmung!
– Schluss mit prekären Dienstverhältnissen für Lehrende, Forschende und Arbeiterinnen!
– Freie Masterzugänge und keine verpflichtenden STEPS!
– Abschaffung der immer noch bestehenden Studiengebühren (auch für Migrantinnen)!
– Keine Studienbeschränkungen EU-weit!
– Weg mit fixen Erweiterungscurricula; für freie Wahlfächer!
– Weg mit Vorraussetzungsketten!
– Weg mit Punkte-Anmeldesystem!
– Schluss mit dem Bolognaprozess bzw. dem Bachelor-Master-System!
– Für die Einführung einer Frauenquote in der Universitätsverwaltung!

Großdemo am Mittwoch

Für Mittwoch nächster Woche ist eine Großdemonstration geplant. Ganz wie in der professionellen Politik wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit der Organisation dieser Demo und dem laufenden Programm der Besetzung bis dahin befasst. Ein viel drängenderes Problem ist aber die Logistik, denn die Audimax-Besetzer brauchen Nahrung. Die dafür geplante Volxküche ist auf (Sach-)Spenden von solidarischen Unterstützern außerhalb der Uni angewiesen.

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