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Uni-Budget - Winckler: Unis dürfen nicht durchrutschen

Die finanzielle Lage der Universitäten in Österreich verschärft sich immer mehr, dies befürchtet zumindest Rektor der Uni Wien Georg Winckler. In einem Apa-Interview begründet er seine Zweifel an der Hochschulpolitik.
Der Rektor der Universität Wien, Georg Winckler, befürchtet aufgrund der Uneinigkeit der Regierungsparteien in der Hochschulpolitik negative Konsequenzen für die Unis: “Meine Sorge ist, dass die Universitäten dabei durchrutschen, dass sich die Rahmenbedingungen weiterhin verschlechtern, aber die Universitäten nicht mehr Geld bekommen”, so Winckler gegenüber der APA. “Wir handeln jetzt schon mit dem Rücken zur Wand.” Sollte diese Entwicklung weitergehen, müsse man wohl auch über neue Zugangsbeschränkungen reden müssen.

Die finanzielle Ausgangssituation nach 2012 liegt für Winckler großteils noch im Dunklen: Bei den “Gestaltungsgesprächen” des Ministeriums über die Budgets ab 2013 sei man “gegenüber einigen Universitäten wie etwa der Uni Klagenfurt oder der Uni Salzburg schon sehr konkret gewesen, entnehme ich der Presse”. “Mit der Uni Wien war man überhaupt nicht konkret. Das einzige, was man uns gesagt hat, war, wenn man beizeiten spare, dann habe man in der Not. Dann teilte man uns noch mit: ‘Überlegts euch was, im Dezember reden wir weiter’.”

Allgemein liege die Uni Wien bei der Budgetentwicklung meist im Durchschnitt aller Unis – “das heißt, wir werden sicher getroffen werden, aber ich kann noch nicht sagen, in welche Richtung”. Unis diskutierten deshalb die Streichung von Studienprogrammen, andere reagierten im Investitionsbereich – also etwa bei Bauten – , wieder andere durch die Ankündigung von Maßnahmen beim Personal. Letzteres sei aber nur die “ultima ratio”: “Denn es ist ja klar, dass die Studierenden weiterhin da sein werden und ich nicht bei der gleichen oder einer steigenden Zahl von Studierenden sagen kann, dass drei Viertel der Professoren gekündigt werden.”

Aus den Äußerungen von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (V) der vergangenen Tage habe er einerseits abgeleitet, dass “die Budgetverhandlungen offenbar unmittelbar bevorstehen und dass man für diese eine starke Ausgangsposition aufbauen möchte”. Dies werde er gerne unterstützen. Andererseits fürchte er aber, dass die Aussagen der Ministerin große Uneinigkeit in der Regierung signalisieren, “weil die einen sagen, wir wollen die Budgetprobleme nur über einen limitierten Zugang und Studienbeiträge regeln und die anderen, der Finanzminister muss mehr Geld locker machen”. “Meine Sorge ist, dass alles beim Alten bleibt, wir noch mehr Studierende aufgrund der doppelten Maturajahrgänge in Bayern haben werden, aber nicht mehr Geld.”

Auf die Frage nach neuen Zugangsbeschränkungen an der Uni Wien meinte Winckler: “Das ist eine Diskussion, die wir sicher führen werden, wenn die Budgetgespräche zu Ende sind. Und es wird eine Reaktion auf die Budgetbeschlüsse der Regierung sein.” Derzeit gebe es Beschränkungen nur in Psychologie und Publizistik – “aber das sind nicht die einzigen zwei Programme mit sehr schlechten Betreuungsverhältnissen”. Zunächst werde man den Zustrom im neuen Studienjahr beobachten – “aber wir werden sicher handeln müssen im Dezember”.

Von der Regierung wünscht sich Winckler Klarheit, wie es nach dem Auslaufen der aktuellen Leistungsvereinbarungen Ende 2012 weitergeht: “Die allgemeine Uni-Finanzierung ab 1.1. 2013 ist nicht gesichert. Wir müssen aber unsere Personal- und Investitionspolitik vorbereiten.” Außerdem müsse die Leistungsvereinbarungsperiode 2013 bis 2015 im Zusammenhang mit dem Uni-Zugang und der Studieneingangsphase neu gesehen werden – “und wir müssen sehen, wie die entstandenen Defizite der Vergangenheit zu finanzieren sind”. Als Beispiele nannte Winckler die Frage der Lektoren sowie des großen Studentenzuwachses 2009. Letzterer sei “budgetmäßig nicht verkraftet, sondern nur aus der Notfallsreserve teilweise finanziert, die aber ausläuft”.

“Wir brauchen außerdem zusätzliche Mittel in der Forschungsförderung”, betonte der Rektor der größten heimischen Uni: “Meine Sorge ist, dass wir alle unsere Ressourcen für die ersten Bachelorjahre verwenden und vergessen, dass wir auch für einen wissenschaftlichen Nachwuchs zu sorgen haben und kompetitive Forschung betreiben müssen.”

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