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Uni-Bericht: Druck auf Studenten und Professoren nimmt zu

Uni-Bericht: Prüfungsaktivität der Studenten hat zugenommen
Uni-Bericht: Prüfungsaktivität der Studenten hat zugenommen ©APA
Die Prüfungsaktivität der Studenten an den österreichischen Universitäten hat in den vergangenen Jahren zugenommen. An den Universitäten betreut ein Professor im Schnitt 121 Studenten bzw. ein Uni-Lehrer 21 Studenten. Das zeigt eine Auswertung im neuen Universitätsbericht 2014.

Demnach stieg die Zahl der prüfungsaktiven Studien zwischen 2009/10 und 2012/13 um neun Prozent – das ist wesentlich höher als das Plus bei den insgesamt betriebenen Studien (drei Prozent).

163.700 Studien sind prüfungsaktiv

Als prüfungsaktiv wird ein (Bachelor-, Diplom- oder Master-)Studium gewertet, wenn innerhalb eines Studienjahrs 16 ECTS-Punkte oder positiv beurteilte Studienleistungen im Umfang von acht Semesterstunden erbracht wurden. Zum Vergleich: Der Arbeitsaufwand eines Studienjahres wird für einen Vollzeitstudenten mit 60 ECTS-Punkten bemessen. Nach Studien (und nicht nach Studenten) wird ausgewertet, weil ein Student mehrere Studien betreiben kann – und demnach in einem prüfungsaktiv sein kann und in den anderen nicht.

Im Studienjahr 2009/10 wurden insgesamt rund 163.700 Studien als prüfungsaktiv gewertet, 2012/13 waren es 178.200. Das ist ein Plus von neun Prozent. Diese Entwicklung ist allerdings nicht an allen Unis gleich verlaufen – Unis mit rückläufigen Studentenzahlen verzeichneten zum Teil auch sinkende oder stagnierende Werte bei der absoluten Zahl der prüfungsaktiven Studien. Das betrifft vor allem jene Unis, die knapp davor Zugangsbeschränkungen eingeführt haben.

ABD0058-20140704
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10 aktivsten Unis Österreichs

Trotzdem ist die Prüfungsaktivität an Unis mit Zugangsbeschränkungen eindeutig am höchsten: Die zehn Unis mit der höchsten Prüfungsaktivität sind die sechs Kunstunis, die drei Medizin-Unis sowie die Veterinärmedizinische Universität (Vetmed) – also genau jene Hochschulen, die nur Studien mit Zugangsregelung oder Eignungsfeststellung führen.

Am Mozarteum Salzburg beträgt der Anteil der prüfungsaktiven Studien 85 Prozent, an der Medizin-Uni Wien 83 Prozent und an der Universität für angewandte Kunst 82 Prozent. Den höchsten Wert bei jenen Unis, die gar keine oder nur vereinzelt Zugangsbeschränkungen hatten, verzeichnet die Universität für Bodenkultur (62 Prozent), gefolgt von der Montanuniversität Leoben (56 Prozent) und der Uni Innsbruck (54 Prozent). Der Schnitt aller Unis liegt bei 51 Prozent, am Ende liegen die Uni Wien (46 Prozent), die Wirtschaftsuniversität (WU, 45 Prozent)) und die Uni Linz (44 Prozent).

Im Schnitt 121 Studenten pro Professor

An den österreichischen Universitäten betreut ein Professor im Schnitt 121 Studenten bzw. ein Uni-Lehrer 21 Studenten. Die besten Betreuungsverhältnisse (jeweils Vollzeitäquivalente) gibt es an den Kunstunis sowie den Medizinischen Universitäten und der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed): Diese haben aufgrund von Zugangsbeschränkungen einerseits weniger Studenten, andererseits sind die Studien dort im Regelfall grundsätzlich betreuungsintensiver.

Die meisten Studenten muss ein Professor an der Wirtschaftsuniversität (WU) betreuen (276), gefolgt von der Uni Wien (213) und der Technischen Universität (TU) Wien (196). Ähnlich sieht es bei den Studentenzahlen pro Uni-Lehrer aus: Auch hier liegt die WU an der Spitze (40 Studenten pro Uni-Lehrer), gefolgt von der Uni Wien (39) und der Uni Graz (32).

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Schlechte Betreuung an der Montanuni

An den einzelnen Unis ist die Entwicklung der Betreuungsrelationen übrigens unterschiedlich verlaufen: “Überdurchschnittliche Verschlechterungen” im Betreuungsverhältnis hat es laut Uni-Bericht an der Montanuni Leoben, der Medizin-Uni Wien, der Technischen Universität (TU) Wien sowie der Uni Linz und der Akademie der bildenden Künste gegeben. Eine “besonders deutliche Verbesserung” gab es (trotz der nach wie vor schlechtesten Absolutwerte) an der WU und an der Vetmed, überdurchschnittliche Verbesserungen außerdem an der Medizin-Uni Graz, der Uni Klagenfurt, der Kunstuni Linz sowie an den Unis Innsbruck und Salzburg.

Zieht man allerdings nur die prüfungsaktiven Studierenden heran, haben sich die Betreuungsrelationen sowohl für Professoren als auch das gesamte Lehrpersonal zuletzt verschlechtert: Das ist vor allem auf die starke Zunahme der Prüfungsaktivität zurückzuführen, heißt es im Bericht. An der WU und der Uni Salzburg würde dann statt einer Verbesserung eine Verschlechterung des Zahlenverhältnisse herauskommen.

ÖH: “Alles andere als positive Entwicklung”

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) ) äußert “grobe Bedenken an der positiven Auslegung des Universitätsberichtes 2014 seitens des Wissenschaftsministeriums”. Dies sei ein “weiterer Versuch, Bildung nach betriebswirtschaftlichen Kriterien zu beurteilen”, kritisierte der stellvertretende ÖH-Chef Florian Kraushofer (Fachschaftslisten) in einer Aussendung.

“Für uns kann es kein Ziel sein, die Hochschulen quantitativ nach ihrer Prüfungsaktivität zu beurteilen”, so Kraushofer. Erst wenn qualitative Verbesserungen wie die Stärkung der Rechte und der sozialen Durchmischung von Studierenden nachweisbar seien, könne von einer positiven Entwicklung gesprochen werden. Nicht klar ist der ÖH auch, warum seit Jahren ausgerechnet 16 ECTS-Punkte als Indikator für die Prüfungsaktivität verwendet werden.

“Beeindruckende Leistungsschau” der Unis

Die Universitätenkonferenz (uniko) sieht im Bericht zwar eine “beeindruckende Leistungsschau” der Unis dokumentiert. Den “entscheidenden Hinweis” für die nach wie vor ungelösten Probleme ortete uniko-Präsident Heinrich Schmidinger in einer Berichts-Passage, in der es heißt: “Vorhaben und Ziele, die sich einige Universitäten zur Verbesserung der Betreuungsrelationen gesetzt haben, konnten bei steigenden Studierendenzahlen angesichts der budgetären Rahmenbedingungen teilweise nicht in der vorgesehenen Weise realisiert werden.” So sei die Zahlenrelation zwischen Studierenden und Professoren bzw. Lehrpersonal “nach wie vor unbefriedigend”.

ÖVP-Wissenschaftssprecher Karlheinz Töchterle, in dessen Amtszeit als Wissenschaftsminister der Berichtszeitraum größtenteils fiel, sah eine “in vielen Bereichen positive Entwicklung”. Es bleibe aber genug zu tun, vor allem bei der Verbesserung der Betreuungsverhältnisse. Sein SPÖ-Pendant Andrea Kuntzl ortete in einer Aussendung im Bericht eine “fundierte Basis für eine faktenbasierte Weiterentwicklung der Universitäten”.

FPÖ sieht Positiv-Tendenz

Die FPÖ findet die Tendenz des Berichts positiv, sieht aber trotzdem Handlungsbedarf. So sei der Anstieg an prüfungsaktiven Studierenden erfreulich, meinte Wissenschaftssprecher Andreas Karlsböck in einer Aussendung. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Zugangsbeschränkungen immer auch mit dem Risiko einer “verhängnisvollen Fehlauslese” verbunden seien. “Keinen Grund zum Jubeln” hat die Grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer: “Die großen positiven Entwicklungen, die Minister Reinhold Mitterlehner versucht hervorzustreichen, kann ich nicht erkennen”, so Maurer in einer Aussendung. Zwar seien die Mittel für die Unis in den letzten vier Jahren leicht gestiegen, “das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Unterfinanzierung der Universitäten weiterhin eklatant ist”.

(APA)

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