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Ungarn: Spitzelliste aus geheimen Akten im Netz

Während das ungarische Parlament über die Art und Weise der Öffnung der Akten der ehemaligen kommunistischen Geheimdienste verhandelt, erscheinen immer mehr Agenten- und Opfer-Namen im Internet.

Auf der Internet-Seite des Budapester Instituts Political Capital sind die Namen von 60 Personen erschienen, die vor der politischen Wende mit dem Geheimdiensten kooperierten beziehungsweise als Auftraggeber oder Opfer gelten sollen. Von der Liste entfernt wurden die Namen von drei Personen – darunter Nationalbankpräsident Zsigmond Jarai – die nach Ansicht von Historikern nicht als Spitzel tätig gewesen seien.

Neu auf der Liste ist unter anderem der Bürgermeister der südungarischen Stadt Kaposvar, Karoly Szita, der in den 80er Jahren unter dem Decknamen „Peter Krakus“ als Beauftragter der Abteilung III/II (Spionageabwehr) des Innenministeriums gearbeitet haben soll. Der Ex-Parlamentsabgeordnete des oppositionellen rechtskonservativen Fidesz-Ungarischer Bürgerverbandes soll als „freiwilliger Agent“ des Geheimdienstes selbst die eigene Familie bespitzelt und über die Hochzeit der eigenen Schwester berichtet haben.

Während Szita dementiert und von einer „Manipulation“ der Dokumente spricht, haben Experten das Schriftbild der ehemaligen Spitzelberichte und der Einkommenserklärung des Bürgermeisters von 2004 verglichen und als identisch bezeichnet. Auch die persönlichen Angaben des Spitzels „Peter Krakus“ würden sich mit den Daten von Karoly Szita decken, schreibt die ungarische Tageszeitung „Nepszabadsag“ (Mittwoch-Ausgabe).

Die Anfragen im Archiv für Geschichte haben sich inzwischen verdreifacht, da immer mehr Bürger Interesse für die Akten der ehemaligen ungarischen Geheimdienste zeigten. Bis 23. Februar müssen alle Akten aus den verschiedenen Ministerien und Institutionen dem Archiv übergeben werden.

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