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Ungarn: Holocaust-Gedenkstätte eröffnet

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen haben Israels Staatspräsident Katzav und sein ungarischer Kollege Madl in Budapest die erste Holocaust-Gedenkstätte Ungarns eröffnet.

Katzav bezeichnete das Monument als „Grundstein gegen den Antisemitismus“. Antisemitismus könne nur durch mehr Aufklärung und Erinnerung wirksam bekämpft werden könne. Madl betonte, der Holocaust sei in Ungarn „lebendige Vergangenheit“.

Am 16. April wird der jüdischen Opfer des Holocaust in Ungarn gedacht, diesmal wurde der 60. Jahrestag der Judenverfolgungen durch die Nazis und ihrer Helfer begangen. Bisher sind rund 60.000 ungarische Opfer des Holocaust namentlich bekannt. Schätzungen zufolge waren es aber 300.000 bis 600.000.

Vor der Eröffnung der Gedenkstätte hatte Katzav bei Treffen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde in Budapest betont, er sei davon überzeugt, dass Ungarns Regierung den Antisemitismus bekämpfe.

Die Behörden verstärkten die Sicherheitsmaßnahmen, nachdem zwei Tage zuvor in Budapest ein Mann palästinensischer Herkunft im Zusammenhang mit einem Attentatsplan verhaftet worden war. Innenministerin Monika Lamperth schloss am Donnerstag allerdings aus, dass der vereitelte Anschlag Katzav gegolten haben könnte. Um die Gedenkstätte herum wurden ganze Straßenzüge gesperrt. Die Anwohner wurden aufgefordert, die Fenster nicht zu öffnen. Für die Sicherheit Katzavs sorgten 500 ungarische Polizisten und Scharfschützen sowie 27 Leibwächter.

Am Abend waren in Budapest weitere Feierlichkeiten geplant. Schüler und Studenten wollten eine Menschenkette um das frühere jüdische Getto bilden und mit Fackeln und Kerzen zur Donau marschieren. Das Flussufer ist ein wichtiges Symbol des ungarischen Holocaust. Ungarische Helfer der Nazis hatten dort Gruppen von Juden aneinander gekettet und den ersten erschossen. Der Tote fiel ins Wasser und zog die anderen mit sich, so dass alle ertranken.

Die Holocaust-Gedenkstätte soll ein Zeichen setzen für den Beginn der während des Kommunismus unterlassenen Aufarbeitung des Massenmords an ungarischen Juden während des Dritten Reichs. Zur Eröffnung werden Reproduktionen aus dem „Auschwitz-Album“ gezeigt, deren Originale im Besitz der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel sind. Sie zeigen KZ-Szenen vom Sommer 1944, auf denen vor allem Deportierte aus Ungarn zu sehen sind. Neben Ausstellungsräumen sind in dem Gebäudekomplex auch Büros für eine künftige Holocaust-Forschungsstelle untergebracht.

Die Konzeption der Gedenkstätte hatte auch bei manchen Vertretern der jüdischen Gemeinden Ungarns Kritik ausgelöst. Bemängelt wurde unter anderem, dass der Gebäudekomplex um eine alte Synagoge herum gebaut wurde, weil damit das Thema auf eine religiöse Dimension reduziert werde.

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