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Ungarn: Genitalverstümmlung oder Konkurrenzkampf?

Mit rechtlichen Schritten droht Tamas Karakai, Chef einer Klinik im westungarischen Sopron, der SPÖ-Abgeordneten Petra Bayr. Die Initiatorin der österreichischen Plattform gegen weibliche Genitalverstümmelung und entwicklungspolitische Sprecherin der SPÖ hatte am Sonntag gegen dieses Schönheitszentrum schwere Vorwürfe erhoben. Sie hatte behauptet, in Sopron würde weibliche Genitalverstümmelung als "Schönheitsoperation" angeboten werden.
“Wir können eigentlich nur vermuten, dass die unberechtigten Anschuldigungen gegen uns gerichtet sind, da Petra Bayr in dem Brief an die ungarische Botschaft in Wien nur eine ‘führenden Klinik’ formulierte”, betonte Karakai am Dienstag. Falls Bayr das Schönheitszentrum namentlich benenne, “werden wir gerichtlich vorgehen”. Petra Bayr hätte eine Stellungnahme der Klinik erhalten, in der die Anschuldigungen dementiert wurden. Laut dem Direktor könnte durchaus auch der Konkurrenzkampf im Hintergrund stehen – der “Neid auf Erfolge”, da die Soproner Klinik auch in Österreich “ein eingeführter Markenname” sei.

Von Verleumdungskampagne und Konkurrenzkampf schreibt auch das ungarische Blatt “Blikk”. Eine österreichische Journalistin hätte sich in einer Email an die Klinik als Afrikanerin ausgegeben. Sie hätte sich auf afrikanische Sitten berufen und um eine Genitalverstümmlung ersucht. Laut “Blikk” hätte Petra Bayer ihre Anschuldigungen darauf begründet, dass in der Antwort auf die Email “der Verdacht erweckt wurde, dass die Klinik die Operation durchführen wolle”. Der Präsident der Ungarischen Ärztekammer, Istvan Eger, hatte bereits am Sonntag Beweise gefordert, mit denen die österreichische Politikerin ihre Anschuldigungen untermauern solle.

Bayr hatte sich letzte Woche mit einem offiziellen Protestschreiben an die ungarische Botschaft in Wien gewandt. In einer Aussendung betonte Bayr: “Weibliche Genitalverstümmelung bekämpfen wir seit Jahren als grausame Menschenrechtsverletzung, die wir aus dem afrikanischen und asiatischen Kulturraum kennen. Aber auch in Europa gibt es derart Unfassbares, wie uns der neueste Skandal aus einem ungarischen ‘Schönheits-Center’ zeigt – einfach ungeheuerlich.”

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