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Ungarn: EU wird mit Riesen-Sanduhr begrüßt

Mit der größten Sanduhr der Welt will Ungarn den Beitritt zur Europäischen Union begehen. "Nun kommt die EU und damit eine neue Zeitrechnung“, sagt Erfinder Janos Herner.

30 Tonnen indischer Granit werden derzeit in der Steinmetzfirma „Renaissance“ in Budapest mit Meißel, Diamantenschneider und Schleifgeräten in Form gebracht. Das “Zeitrad“ von Erfinder Janos Herner hat ein Gesamtgewicht von 60 Tonnen. Die Herstellungskosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro werden zum Großteil von der ungarischen Regierung finanziert.

In der Nacht auf den 1. Mai – genau um Mitternacht – soll der Granitriese in der Form eines Mühlsteins mit acht Meter Durchmesser, 2,5 Meter Dicke und 4,5 Kubikmeter Sand am Rande des Stadtwäldchens in Pest in Gang gesetzt werden. Gegenwärtig wird die Sanduhr gefüllt. Ein großer Glastrichter steht am Rande der Kunsteisbahn nahe des Budapester Heldenplatzes, dekoriert mit Europafahnen. „Hier können Interessenten einen Löffel Sand und damit einen Löffel ihrer eigenen Zeit eingeben“, sagt Herner. Das Interesse ist groß. In der ersten Woche kamen rund 30.000 Menschen, um ihr Scherflein beizutragen, darunter auch Vertreter des Diplomatischen Corps.

Mit dabei sind auch zwei junge Frauen. „Wir wollen später unseren Enkelkindern einmal sagen können, dass auch wir etwas beigetragen haben“, sagen sie. Ein Ehepaar freut sich über die „kuriose“ Idee des Zeitrads. „Endlich einmal ein bisschen Spielerei. Der EU-Beitritt ist ja fad genug. Und die Uhr ist ein echter Farbtupfer.“ Auf einer Urkunde mit einem Code wird der genaue Zeitpunkt dokumentiert, zu dem man den Sand in den Behälter geschüttet hat. Nach dem EU-Beitritt kann jeder Teilnehmer anhand seines Codes im Internet genau verfolgen, wie es um seine „Zeit“ in der Sanduhr bestellt ist.

Ein Computer steuert das Rinnen des Sandes im Zeitrad, wobei das letzte Körnchen Sand am 31. Dezember 2004 durchrinnen soll. Dann wird die Sanduhr mit der Kraft zweier Menschen umgedreht und neu gestartet. Der Vergleich mit einer großen Eieruhr kränkt den Erfinder nicht. „Auch einer meiner Bekannten hat schon gesagt, dass mit der Sanduhr ein ganzes Jahr lang non stop Eier gekocht werden können“, schmunzelt Herner. Weltweit gibt es großes Interesse am „Zeitrad“, darunter in Deutschland und den USA. Mit China verhandelt Herner bereits über den Verkauf einer Lizenz: „Die Chinesen möchten auf einem Hauptplatz in Peking ein solches Zeitrad aufstellen.“

Der Steinmetzbetrieb „Renaissance“ in Üröm hat schon Erfahrung mit großen Projekten. So hat es Restaurierungsarbeiten an der Budapester Basilika ebenso durchgeführt wie am Parlament in der Donaumetropole. Unternehmenschef Miklos Balogh bezeichnet den Bau des Zeitrads trotzdem als „echte Herausforderung“. „Die Verbindung von Stein und Stahl ist äußerst kompliziert“, erläutert er. Zudem muss das Gerät vom Gewicht einer Diesellok jedes Jahr einmal umgedreht werden.

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