AA

Unerträgliche Bedingungen

50 Grad Hitze am Tag, nachts eisige Kälte, unwegsames Gelände, nur wenig Wasser und Nahrung. Die Sahara-Geiseln erlitten Strapazen unter unerträglichen Bedingungen.

Für die Geisel Michaela Spitzer aus Augsburg war die Hitze in der Wüste tödlich – sie starb Ende Juni an einem Hitzschlag. Schon unter normalen Voraussetzungen sind die extremen Temperaturen in der Sahara, die die entführten Touristen ertragen mussten, schier unerträglich: „In praller Sonne hältst du es niemals länger als ein paar Minuten aus. Dann hast Du das Gefühl, bei lebendigem Leib gebraten zu werden“, sagt der Erdölarbeiter Salim.

In den ersten Wochen des Entführungsdramas, als sich die Kidnapper mit ihren damals noch insgesamt 32 Geiseln – unter ihnen zehn inzwischen befreite Österreicher – in der südostalgerischen Bergregion bei Illizi verbargen, war die Lage der europäischen Urlauber noch einigermaßen annehmbar. Dort gab es immer wieder Wasserstellen und von den Nomaden angelegte Lebensmittellager, aus denen sich Entführer und Geiseln bedienen konnten.

Doch nach der Befreiungsaktion durch die algerische Armee Mitte Mai wurde die Situation für die verbliebenen Geiseln immer prekärer:
„Sie mussten durch die Wüste irren, tagsüber ungeschützt der drückenden Hitze von 50 Grad Celsius ausgesetzt, nachts der klirrenden Kälte. Zu trinken gibt es da nur noch das schlammige Wasser aus den ’Hassi’, den Brunnen der Nomaden, die ansonsten nur noch erfahrene Führer kennen“, beschreibt ein Ortskundiger. „Um nach Kidal (Mali) zu kommen, mussten sie dann Kilometer um Kilometer durch unwegsames Gelände zurücklegen, manchmal an Bord von Geländefahrzeugen, oftmals zu Fuß – tausende Kilometer durch Sand- und Geröllwüsten und über die riesigen Felsplateaus, dem Reich der Skorpione und der heißen Stürme.“

Nach Angaben eines Vertreters der algerischen Sicherheitsbehörden haben die Entführer den kürzesten Weg nach Mali genommen. Dennoch habe die Tortur von Illizi nach Kidal rund drei Tage gedauert. Überstehen lassen sich solche unmenschlichen Bedingungen nur mit Unmengen kalten Tees, Wasser, lockerer und heller Kleidung sowie mit einem Turban, der vor Hitzschlag schützt. Ob die Geiseln über all das verfügten, ist jedoch fraglich.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Unerträgliche Bedingungen
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.