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Un solo colore - Trailer und Kritik zum Film

Von Inselbewohnern und Flüchtlingen, die sich auf Lampedusa nie begegnen, erzählte Gianfranco Rosis preisgekrönter Film "Seefeuer" Anfang des Sommers.

Der österreichische Dokumentarfilmer und Kameramann Joerg Burger hat für seine Doku “Un solo colore” nun das kalabrische Dorf Camini besucht, in dem Einheimische Migranten aufnehmen und sie in ihr Leben einbinden. 15 Kilometer vom Ionischen Meer entfernt, 300 Meter über dem Meeresspiegel, liegt Camini, eines von vielen Dörfern in der Provinz Reggio di Calabria, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Die Gassen sind verlassen, Häuser sind vom Einsturz bedroht, ihre Besitzer auf der Suche nach Arbeit nach Frankreich oder Nordamerika ausgewandert.

Un solo colore – Die Handlung und Kritik

Auf den zweiten Blick aber ist etwas anders an dieser Gemeinde: 76 Asylwerber aus u.a. Eritrea, Syrien, Libyen, Nigeria oder dem Irak leben derzeit hier. Sie waren zuvor in riesigen Flüchtlingscamps untergebracht, waren dort nicht mehr als eine Nummer. “Zweitaufnahmezentrum” nennt das Ehepaar Giusi und Rosario seinen Heimatort Camini. Sie haben ein gefördertes Projekt ins Leben gerufen, um einen “Ort der Ankunft” für Schutzsuchende zu schaffen und zeitgleich das wirtschaftlich brachliegende Dorf wieder zu beleben. Die Gemeinschaft zieht mit, sagt Giusi, Häuser werden hergerichtet, Arbeitsplätze geschaffen. “Und weil jetzt wieder viele Kinder hier sind, muss die Schule nicht schließen.”

Burger wechselt unkommentierte, ungeschnittene Beobachtungen mit Interviewsequenzen ab, zeigt die Männer beim Traubenpflücken am Weinberg und die Kinder und Mütter bei der Seifenherstellung. Neben dem engagierten Ehepaar kommen die Migranten selbst zu Wort, wodurch ein differenziertes Bild entsteht. Zwar zeigen sich alle dankbar für das Engagement, sprechen aber auch offen über die Enge und Perspektivenlosigkeit in dieser kleinen Geisterstadt. “Hier sitzen wir in einer Falle”, sagt etwa ein Mädchen, das zuvor in Mailand mehr Freiheit genossen hat. “Camini kann meine Heimat nie ersetzen”, meint ein Familienvater.

Einblick in Gruppensitzungen, die mehr in die Tiefe gehen, gibt “Un solo colore” nicht. Stattdessen berichtet eine Mitarbeiterin bei einem Einschulungsgespräch einer jungen Helferin von Depressionen und Schlafstörungen, unter denen die Menschen, die vor Krieg und Terror flüchten mussten, leiden. Auch jene italienischen Pensionisten, die einst in der Nachkriegszeit emigrierten, erinnern sich noch heute an derartige Symptome. Unaufgeregt spannt Burger so den Bogen zwischen Migrationswellen, liefert ein Plädoyer für das Zurückfinden zur Solidarität und zugleich eine Aufforderung an die EU, sich Camini als Vorbild und die menschenwürdige Verteilung von Flüchtlingen ernst zu nehmen. Mitunter lassen die distanzierte Beobachtung und die gestellten Interviewsituationen Gefühl und Nähe vermissen. Die Menschlichkeit aber, die Giusi und Rosario spüren lassen, sucht ihresgleichen.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Un solo colore”

(APA)

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