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UN-Krisenstab gegen Welternährungskrise ins Leben gerufen

UN-Generalsekretär Ban fordert Soforthilfen. Weltbankpräsident Robert Zoellick: Seit 2005 wurden wegen steigender Preise 100 Millionen Menschen in die Armut getrieben. Mit einem hochrangigen Krisenstab und einem Hilferuf an die reichen Länder nehmen die Vereinten Nationen (UNO) den Kampf gegen die weltweite Nahrungsmittelkrise auf.

Eine “Task Force” der UNO werde sich unter seiner Aufsicht mit dem Thema befassen, kündigte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon am Dienstag in Bern an. Die wohlhabenden Länder forderte er auf, ihre Hilfen für die Ärmsten deutlich zu erhöhen. “Wir müssen die Hungrigen ernähren”, sagte Ban.

Diese “Task Force on the Global Food Crisis” unter der Leitung des UN-Generalsekretärs soll die Aktivitäten aller relevanten UNO-Programme und der Weltbank bündeln. Koordiniert wird sie vom bisherigen UNO-Verantwortlichen für humanitäre Hilfe, John Holmes.

Als Soforthilfe müssten zusätzliche 755 Millionen Dollar (485 Mio Euro) bereitgestellt werden, wie sie das Welternährungsprogramm bereits gefordert habe. Insgesamt will die UNO so schnell wie möglich 2,5 Milliarden Dollar für Nahrungsmittelhilfe bereitstellen.

Ban sprach am Rande einer Tagung der Chefs sämtlicher UN-Organisationen von einer nie zuvor erlebten Herausforderung für die Menschheit. Weltbankpräsident Robert Zoellick schätzt, dass in den vergangenen drei Jahren weitere 100 Millionen Menschen in die Armut getrieben wurden, weil sich Lebensmittelpreise um über 80 Prozent verteuert haben. “Die (reichen) Geber müssen das Geld auf den Tisch legen”, sagte Zoellick.

Mit dem UN-Krisenstab solle sichergestellt werden, dass sich dasselbe nicht in den kommenden Jahren wiederhole, sagte der UN-Generalsekretär. Auch deswegen müsse mehr Geld etwa für Saatgut bereitgestellt werden, um künftige Ernten zu sichern. “Es ist eine Krise für die am meisten Verletzlichen in der Welt”, sagte Ban. “Und die Kapazitäten der Hilfsorganisationen, die damit fertig werden müssen, sind auf das Äußerste angespannt.”

Der Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO), Pascal Lamy, sagte, nun sei die Zeit gekommen, “störende Handelshemmnisse endlich abzubauen”. Er verlangte, dass die sogenannte Doha-Handelsrunde abgeschlossen wird.

Zoellick sagte, die kommenden zwei Wochen seien besonders kritisch. Er forderte die Agrarländer auf, keine Exportstopps zu verhängen. “Diese Kontrollen ermutigen nur zu Hortungen, treiben die Preise in die Höhe und treffen die Ärmsten auf der Welt, die darum kämpfen, sich selbst zu ernähren”, sagte der Weltbank-Präsident. “Dies ist keine Naturkatastrophe, aber für die meisten Menschen ist es eine Katastrophe”, fügte er hinzu. Lunacek erinnerte im Vorfeld des Weltkongresses der Grünparteien im brasilianischen Sao Paolo (1. bis 4. Mai) daran, dass weltweit über 850 Millionen Menschen hungern. Unterernährung sei für über 50 Prozent aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich. Dabei hatte Österreich die Entwicklungsziele der UNO mitbeschlossen, wonach sich die Zahl der Hungernden bis 2015 um die Hälfte reduzieren soll. Die derzeitige Nahrungsmittelkrise lasse diese Ziele aber in weite Ferne rücken.

Wegen der deutlich gestiegenen Lebensmittelpreise musste das Welternährungsprogramm (WFP) die Ausgabe eines kostenlosen Frühstücks an 450.000 arme Kinder in Kambodscha stoppen. Insbesondere wegen des hohen Reispreises seien die Hilfslieferungen an mehr als 1.300 Schulen bis auf weiteres eingestellt worden, sagte der WFP-Chef in dem südostasiatischen Land, Thomas Keusters.

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