Seit er 2003 mit 55 Jahren in Ehren pensioniert wurde, lebt der Oberst a.D. zurückgezogen “irgendwo in Spanien”.
Empörung hatte der Offizier kurz nach den Massenmorden an etwa 8.000 Muslimen in Srebrenica durch bosnisch-serbische Truppen ausgelöst, als er bei einer Pressekonferenz erklärte: “In diesem Krieg gibt es keine Guten oder Bösen.” Vorher waren Bilder um die Welt gegangen, die zeigten, wie Karremanns mit dem Serbengeneral Ratko Mladic anstieß, den er einen “großen Strategen” nannte.
Es half wenig, dass der Ex-Blauhelmkommandant drei Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica erklärte: “Ich bedaure meine Äußerung, die den Eindruck erweckt hat, ich würde diesen Kriegsverbrecher schätzen.” Dass er Mladic zugeprostet habe, sei inszeniert gewesen. Man habe ihm bei der Begegnung mit dem Serbengeneral ein Glas Wasser in die Hand gedrückt. “Wir hatten seit fünf Tagen nicht mehr geschlafen, wir waren nicht gut vorbereitet auf so ein Treffen.”
Freilich äußerte der Absolvent der Königlichen Militärakademie der Niederlande, der internationale Erfahrungen beim UN-Einsatz im Libanon und im NATO-Hauptquartier sammelte, von Anfang an Zweifel an der Erfüllbarkeit seines Auftrags in Bosnien. 1999 räumten die UN ein, es sei falsch gewesen, von dem kleinen holländischen Blauhelm-Bataillon zu erwarten, dass es Srebrenica gegen eine enorme Übermacht bosnisch-serbischer Truppen verteidigt.
Als Zeuge sagte Karremanns vor dem UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag, seine Soldaten hätten kaum noch Lebensmittel und Treibstoff gehabt. Forderungen nach NATO-Luftangriffen auf die Serben seien “zu spät und zu gering” erfüllt worden. Dennoch haftet ihm an, dass er von Mladic nie Rechenschaft über das Schicksal der in Srebrenica versammelten muslimischen Flüchtlinge verlangte. “Ehrlich gesagt, wir haben nicht einmal daran gedacht, ihn zu fragen”, gab Karremans zu Protokoll – zur Bestürzung vieler Niederländer. Journalisten prägten später den Begriff “Karremans-gevoel” (Karremans-Gefühl). Er steht für eine Kombination aus Pech, Hilflosigkeit und Passivität.