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Umstrittenes Todesurteil vollstreckt

Ungeachtet nationaler und internationaler Proteste ist im US-Bundesstaat Texas am Dienstag der Raubmörder Napoleon Beazley hingerichtet worden.

Der 25-jährige Schwarze starb im Staatsgefängnis von Huntsville kurz nach 18 Uhr (Ortszeit) durch eine Giftinjektion. Der Fall hatte für große Anteilnahme gesorgt, weil Beazley zur Tatzeit erst 17 Jahre alt war. Die Europäische Union, Amnesty International, die amerikanische Anwaltskammer, Nobelpreisträger Bischof Desmond Tutu und andere hatten gegen das Todesurteil protestiert.

Der staatliche Begnadigungsausschuss von Texas lehnte am Dienstag eine Umwandlung der Todesstrafe in lebenslange Haft mit zehn zu sieben Stimmen ab. Auch Gouverneur Rick Perry machte nicht von seiner Möglichkeit Gebrauch, die Exekution für 30 Tage aufzuschieben.

Beazley hatte gestanden, 1994 in der texanischen Kleinstadt Tyler bei einem Raubüberfall den 63-jährigen Geschäftsmann John Luttig ermordet zu haben. Er war seinem Opfer gefolgt, um dessen Mercedes- Benz zu stehlen. Als sich Luttig wehrte, erschoss Beazley ihn aus nächster Nähe.

Der Sohn des Opfers, J. Michael Luttig, ist Richter im Bundesstaat Virginia. Der Fall Beazley wurde ungewöhnlich kompliziert, weil drei der neun Angehörigen des Supreme Courts Michael Luttig persönlich nahe stehen. Antonin Scalia, David Souter und Clarence Thomas entschuldigten sich wegen Befangenheit, als Beazleys Anwälte im vergangenen Jahr den Supreme Court anriefen. Die Abstimmung über einen Aufschub von Beazleys Hinrichtung ging damals 3 zu 3 aus. Die für den 15. August 2001 geplante Exekution wurde dann in letzter Minute vom texanischen Berufungsgerichtshof ausgesetzt.

In 38 der 50 US-Bundesstaaten gibt es die Todesstrafe. In fünf dieser Staaten einschließlich Texas können bereits 17-jährige Jugendliche zum Tode verurteilt werden, in 17 der Staaten sogar bereits 16-Jährige. Die Hinrichtung vom Dienstag war die 14. in Texas seit Jahresbeginn. Das sind mehr Exekutionen als in allen anderen US- Bundesstaaten. Für die nächsten Monate sind in Texas elf weitere Hinrichtungen geplant. Beazley ist der 11 Häftling in Texas und der 19 in den USA, der seit Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahr 1976 wegen eines im Alter von weniger als 18 Jahren begangenen Verbrechens hingerichtet wird.

Auf die Frage des Wächters vor der Hinrichtung am Dienstag, ob er eine letzte Aussage machen wolle, sah Beazley einige Sekunden lang die Tochter des Opfers, Suzanne Luttig, an und sagte „Nein“. Daraufhin drehte er seinen Kopf weg und schloss die Augen. Als die tödliche Injektion zu wirken begann, hustete Beazley vier Mal und begann zu keuchen, während sein Kopf gegen den Polster der Bahre schlug. Neun Minuten später wurde er tot erklärt.

Erst im vorigen Monat hatte Beazley seine Tat erneut unter Tränen bereut, als im das Datum seiner Hinrichtung mitgeteilt wurde: „Es ist mein Fehler. Ich habe das Gesetz verletzt. Ich verletzte diese Stadt, und ich verletzte eine Familie, nur um meine eigenen irregeführten Gefühle zu befriedigen. Es tut mir leid. Ich wünschte ich hätte eine zweite Chance, um es wieder gut zu machen, aber das habe ich nicht.“ Beazley war Klassensprecher und Starathlet in seiner kleinen Heimatstadt im Osten von Texas, aber auch bewaffneter Drogenhändler.

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