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Umfrage: 24h-Pflegekräfte fühlen sich von Politik nicht wertgeschätzt

In Bezug auf die zu betreuenden Personen fühlen sich die Pflegekräfte wertgeschätzt.
In Bezug auf die zu betreuenden Personen fühlen sich die Pflegekräfte wertgeschätzt. ©APA (Sujet)
Der Großteil der in Österreich selbstständig tätigen 24-Stunden-Betreuungskräften ist laut einer Umfrage der Ansicht, dass die geleistete Arbeit von der Politik wenig bzw. gar nicht wertgeschätzt wird.

Laut einer im Auftrag der Gewerkschaft erstellten Studie sind 77 Prozent der Befragten dieser Meinung. Als belastend empfinden viele Befragte u.a. den Schlafmangel während der Arbeit, seelische Belastungen oder auch schlechte Arbeitsbedingungen.

Nur 10 Prozent der 24-Kräfte fühlen sich von Politik wertgeschätzt

Von der Politik wertgeschätzt fühlen sich gerade einmal zehn Prozent der Befragten, 13 Prozent antworteten mit "weiß nicht" bzw. machten keine Angaben. In Bezug auf die zu betreuenden Personen selbst und deren Angehörige, zeichnet die Studie ein anderes Bild: Hier gaben 51 bzw. 44 Prozent der Betreuungskräfte an, von diesen sehr bzw. eher wertgeschätzt zu werden, heißt es laut der von der Gewerkschaft vidaflex, der gewerkschaftlichen Initiative für EPUs und Neue Selbstständige sowie der Gewerkschaft vida beauftragten Studie. Durchgeführt wurde die Erhebung von Reichmann Research Consulting (RRC). Dazu wurden selbstständig 24-Stunden-Betreuungskräfte in 2.275 Online-Interviews befragt. Zu 90 Prozent kamen die Befragten aus Kroatien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei sowie weiteren südosteuropäischen Staaten.

Vidaflex-Generalsekretär Christoph Lipinski sieht die Bundesregierung in der Verantwortung: "Menschen, die in der Krise in Österreich geblieben sind und unter hohem Druck und enormen Belastungen dafür gesorgt haben, dass die 24-Stunden-Betreuung in Österreich nicht zusammengebrochen ist, haben sich mehr Wertschätzung, eine bessere Bezahlung und Rahmenbedingungen für die Berufsausübung verdient." Olivia Janisch, stellvertretende vida-Vorsitzende und vida-Bundefrauenvorsitzende verwies darauf, dass laut den Studienergebnissen 26 Prozent der Betreuungskräfte - "überwiegend Frauen" - in ein Angestelltenverhältnis (etwa als Heimhilfe) wechseln wollen. Eine Hürde seien dabei oft die Deutschkenntnisse zum Bestehen der notwendigen Prüfung.

Schlafmangel und Distanz zur eigenen Familie große Belastung

Besonders belastend für die Befragten sind laut der Studie "falsche Informationen zur zu betreuenden Person seitens einer Vermittlungsagentur" oder "von der zu betreuenden Person selbst". Auch "zu wenig Schlaf während der Betreuungsarbeit" sowie "seelisch belastende Arbeit" wurden von jeweils mehr als 70 Prozent genannt. Dazu kommen "schlechte Arbeitsbedingungen im Haushalt der zu betreuten Person" - sowie Versuche der betreuten Personen und deren Angehörigen, den Verdienst "zu drücken". Als belastend wurde u.a. auch die "räumliche Distanz zur Familie im Heimatland" sowie "zu wenig Rückzugsraum am Arbeitsplatz" beschrieben.

Kritisch sieht Lipinski, dass es immer wieder zu falschen oder mangelnden Informationen durch Vermittlungsagenturen komme, die Verträge würden oft nicht in die Muttersprache der Betreuungskräfte übersetzt. Auch gebe es "Knebelverträge", die etwa nach einer Vertragskündigung eine Tätigkeit für eine andere Agentur erst nach einem Jahr erlauben.

Gewerkschaft fordert Erhöhung des Pflegegelds

Um für die 24-Stunden-Betreuungskräfte eine bessere finanzielle Honorierung zu erreichen, fordern vidaflex und vida eine zusätzliche Erhöhung des Pflegegeldes über die jährliche Indexierung hinaus - etwa durch eine Anpassung an die jährliche Lohnentwicklung in vergleichbaren Betreuungs- und Pflegeberufen in Österreich. Auch eine Erhöhung der Landesförderung der 24-Stunden-Betreuung von derzeit maximal 550 Euro im Monat sei "längst überfällig".

(APA/Red)

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