Hand auf’s Herz – wie oft in der Woche (oder am Tag?) essen Sie Fleisch in irgendeiner Form? Was den Konsum angeht, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vieles drastisch geändert. Längst sind die Zeiten vorbei, als Fleisch noch ein seltenes Luxugut war. Heutztage ist täglicher Fleischkonsum die Norm – oder auch nicht, denn die vegetarische und vegane Ernährung ist auf Erfolgskurs. Womit sich die Geister auch schon stark scheiden:
Kann man überhaupt noch “guten Gewissens” Fleisch essen? Und wenn ja, wie findet man “gutes” Fleisch? Ulrike Weiler versucht, genau diese Fragen in ihrem neuen Buch zu beantworten. Weiler ist Professorin am Institut für Nutztierwissenschaften an der Uni Hohenheim, mit den Schwerpunkten in Forschung und Lehre: Endokrine Regulation von Leistungen beim Schwein, Fleischqualität und Qualitätsbeeinflussung, Einflüsse auf die Einlagerung geruchsaktiver Substanzen beim Schwein.
“Fleisch essen? – Eine Aufklärung”
Fleisch ist mitunter in Verruf geraten: Verbraucher quälen Zweifel ob der Produktionsbedingungen, es herrschen Angst vor Gesundheitsrisiken und Bedenken, ob Fleischkonsum aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes überhaupt vertretbar ist. Gleichzeitig formiert sich eine Gegenbewegung, die hedonistischen Fleischkonsum feiert, das Luxussegment mit Sorten wie Kobe Beef oder “dry aged beef” erzielt steigende Umsätze.
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Genau am Puls dieser hedonistischen Fleisch-Konsumgesellschaft setzt Ulrike Weiler an – ohne zu verurteilen. Im Gegenteil: Ihr Buch greift vielfältige Aspekte rund um das Thema Fleisch auf und zeigt aus wissenschaftlicher Sicht, was gutes Fleisch ist, wie man es findet und welche Zielkonflikte bestehen. Weiler analysiert Fakten und Vorurteile zum Thema Fleisch, diskutiert Probleme zwischen Tier-, Umwelt- und Genießerschutz und zeigt den Weg zu “politisch korrektem” Hedonismus.
Ulrike Weiler diskutiert Fleisch in 12 Kapiteln
Der Titiel „Fleisch essen – eine Aufklärung“ beschreibt genau, worum es in dem Buch geht: Ulrike Weiler beleuchtet die Themen Fleisch und Fleischkonsum in verschiedensten Aspekten. Von der Erzeugung bis zur Schlachtung, von der Gesundheit bis zum Tierschutz – denn ehrlich gesagt: Wie viel weiß man als Städter schon vom Ablauf der Schlachtung der Tiere?
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Die Autorin spricht sich für den Konsum von Fleisch aus – nicht aber, ohne diesen auch kritisch zu hinterfragen und auch die Probleme, die damit verbunden sind, einfließen zu lassen. Dabei hat sie nicht nur hervorragende Recherchearbeit vorgelegt, sondern schreibt auch in einem verständlichen, gut leserlichen Stil, der nicht ins agarwissenschaftliche Fachjargon abdriftet. wischendurch findet man sogar das eine oder andere Rezept von Sternekoch Markus Eberhardinger.
Das Buch ist in zwölf große Kapitel mit entsprechenden Unterkapiteln gegliedert:
Warum dieses Projekt
Menschen essen Fleisch
Parallelwelten: Wertschätzung, Entfremdung und das Idyll
Fleischessen und Gesundheit
Fleischerzeugung und Nachhaltigkeit – ein Widerspruch?
Tierschutz – ein (Ver-)Kaufsargument?
Und wo bleibt der Genuss? Was darüber entscheidet, ob Fleisch schmeckt
Vom Muskel zum Fleisch
Vom Schlachten
Was die Landwirtschaft kann: Beispiel Schweinefleisch
Was die Landwirtschaft kann: Beispiel Rindfleisch
Wie man gutes Fleisch findet
Wenn Sie Fleisch nicht nur gerne essen – oder gerade bewusst nicht essen -, sich aber besser darüber informieren und ihren Horizont für einen bewussteren Konsum öffnen wollen, ist Ulrike Weilers Buch definitiv eine ratsame Lektüre. Denn vielleicht hilft es sogar dabei, Fleisch wieder zu etwas Besonderen werden zu lassen, dass nicht unbedingt jeden Tag auf den Teller kommen muss.
Ulrike Weiler
Fleisch essen?
ISBN 978-3-86489-123-6
256 Seiten
Hardcover
EUR 20,60
Westend Verlag