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Uli Hoeneß ist spätestens ab Montag ein freier Mann - zurück zum FC Bayern?

Uli Hoeneß kommt nach der Hälfte der Zeit aus dem Gefängnis frei.
Uli Hoeneß kommt nach der Hälfte der Zeit aus dem Gefängnis frei. ©dpa
21 Monate Haft statt 42 - die sogenannte Halbstrafenregelung macht es möglich, dass der verurteilte Steuersünder Uli Hoeneß das Gefängnis am Montag als freier Mann verlassen kann. Erst einmal will er Urlaub machen und dann über seine sportliche Zukunft entscheiden.
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Die Steuer-Affäre Uli Hoeneß

Er kann die letzten Tage im Gefängnis an drei Fingern abzählen. Spätestens an diesem Montag (29. Februar) ist Uli Hoeneß wieder ein freier Mann. Nach 21 Monaten Haft, davon die längste Zeit als Freigänger, wird der 64-Jährige vorzeitig entlassen.

Die Hälfte seiner dreieinhalbjährigen Haftstrafe wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern wurde dem früheren Präsidenten des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München erlassen.

Was erwartet Uli Hoeneß in der wiedergewonnenen Freiheit?

Auf jeden Fall kann er sich uneingeschränkt bewegen. Einzige Auflage der Strafvollstreckungskammer beim Landgericht Augsburg: Uli Hoeneß muss dem Gericht jeden Wohnungswechsel mitteilen. Es ist aber nicht zu erwarten, dass er aus seinem stattlichen Landhaus in Bad Wiessee hoch über dem Tegernsee ausziehen wird. Hoeneß darf auch ins Ausland reisen.

Wann und wo verlässt Uli Hoeneß das Gefängnis?

Das lässt sich nicht genau sagen. Das zuständige Gericht hat lediglich den 29. Februar genannt. Im bayerischen Strafvollzugsgesetz heißt es zum Zeitpunkt: “Die Gefangenen sollen am letzten Tag der Strafzeit möglichst frühzeitig, jedenfalls noch am Vormittag entlassen werden.”

Es spricht einiges dafür, dass der 64-Jährige Montagfrüh die Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses nahe dem Starnberger See nicht wie ein normaler Häftling verlassen wird. Uli Hoeneß will den Kameras ausweichen, wie es aus seiner Umgebung heißt.

Vielleicht verlässt er das Gefängnis auch gar nicht in Rothenfeld, wo er als Freigänger übernachtete. Seit über einem Jahr hat Hoeneß fast jedes Wochenende zu Hause verbracht – gut möglich also, dass er am Sonntagabend von seinem schmucken Landhaus in Bad Wiessee am Tegernsee für die letzte Nacht hinter Gittern möglichst unauffällig in ein anderes Gefängnis gebracht wird. Haftanstalten in der Umgebung der Landeshauptstadt kommen dafür genauso infrage wie das Gefängnis in München-Stadelheim.

Muss es der 29. Februar sein?

Nein. Im Strafvollzugsgesetz steht: “Der Entlassungszeitpunkt kann bis zu zwei Tage vorverlegt werden, wenn dringende Gründe dafür vorliegen, dass die Gefangenen zu ihrer Eingliederung hierauf angewiesen sind.” Dies wäre der Samstag.

Wie sehen die ersten Tage und Wochen in Freiheit aus?

Es gibt keine Äußerungen von Uli Hoeneß oder seiner Familie, was der 64-Jährige unmittelbar nach seiner Entlassung tun wird. Aus seinem sportlichen Umfeld heißt es aber, Hoeneß werde zusammen mit seiner Frau Susi erst einmal ausgiebig Urlaub machen. Ins Ausland reisen darf er ja. Einen fixen Termin gibt es aber bereits: Am 13. März will der einstige Bayern-Präsident bei der Verleihung des Ehrenrings der Stadt Mönchengladbach an Jupp Heynckes die Laudatio halten. Die Trainerlegende hatte sich dies ausdrücklich gewünscht.

Gibt es eine Bewährungszeit für Uli Hoeneß?

Das Gericht hat die Bewährung auf drei Jahre festgesetzt. In dieser Zeit darf sich Hoeneß nichts strafrechtlich Relevantes zuschulden kommen lassen.

Warum kommt der Steuerhinterzieher schon nach der Hälfte der Haft frei?

Das Gericht hat die sogenannte Halbstrafenregelung angewandt. Sie ist an strenge Voraussetzungen gebunden. So muss es sich um einen Ersttäter handeln, und die Freiheitsstrafe darf zwei Jahre eigentlich nicht übersteigen. Hoeneß wurde aber zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Doch das Strafgesetzbuch erlaubt eine Ausnahme bei Vorliegen besonderer Umstände. Dazu werden etwa die Persönlichkeit des Verurteilten und dessen Entwicklung während des Strafvollzugs herangezogen. So anerkannte das Gericht, dass sich Hoeneß trotz seiner Prominenz gut in die Gefangenengemeinschaft eingefügt und auch als Freigänger mustergültig verhalten habe.

Wie geht es mit Hoeneß beim FC Bayern weiter?

Seit Januar 2015 arbeitet Hoeneß als Freigänger in der Jugendabteilung der Bayern. Fans, Mitglieder und Freunde würden ihn aber wohl nur zu gerne wieder auf dem Vereinsthron sehen. Der “Bild” zufolge verkündet der 64-Jährige am 1. Juli, was er bei den Münchnern vorhat. “Im Juni wird er seine Entscheidung bekanntgeben”, sagte FCB-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer kürzlich. Die Präsidentenwahl findet im November statt, eine Ämterteilung mit dem amtierenden Präsidenten Karl Hopfner ist eine bestens vorstellbare Variante. Hoeneß würde dann seinen geliebten FC Bayern als Präsident führen, Hopfner den Posten als Aufsichtsratsvorsitzender behalten.

Müsste Hoeneß bei den Bayern mit Gegenwind rechnen?

Sollten die Gremien den langjährigen Vereinspatron als Präsidenten vorschlagen, werde er “selbstverständlich” Platz machen für seinen langjährigen Weggefährten, bekräftigte Hopfner vor wenigen Wochen: “Das ist keine Frage.”

Der derzeit verletzte Verteidiger Jérôme Boateng unterstrich kürzlich nochmals den Stellenwert von Hoeneß. “Er hat den FC Bayern mit aufgebaut”, sagte der Weltmeister, “und ich würde mir wünschen, wenn er wieder zurückkommt und wieder das alte Team da ist.” (red/dpa)

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