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Ukrainer demonstrierten vor Wiener Staatsoper gegen Netrebko

Ukrainer demonstrierten vor Staatsoper gegen Netrebkos "Halbtöne"
Ukrainer demonstrierten vor Staatsoper gegen Netrebkos "Halbtöne" ©APA/HERWIG G. HOELLER
Die ukrainische Diaspora hat am Montag anlässlich eines Auftritts von Anna Netrebko in der Wiener Staatsoper demonstriert und von der austro-russischen Opernsängerin eine klare Positionierung zum Krieg gegen die Ukraine gefordert.

Etwa 40 Demonstrantinnen und Demonstranten hatten in Wien Plakate mitgebracht, auf denen insbesondere auch an Treffen Netrebkos mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie mit dem pro-russischen Separatisten Oleg Zarjow erinnert wurde.

Ukrainer demonstrierten gegen Auftritt von Netrebko in Wien

Netrebko habe Putins Politik ganz klar unterstützt, sie habe vom Kreml finanzierte Donezker Terroristen unterstützt und auch die Kriegspolitik sowie Besetzung der Krim, rief Organisator Mychajlo Karioti ins Megafon. "Nach ein paar abgesagten Konzerten erklärte sie, gegen den Krieg zu sein. Leider hat sie aber nicht klar gesagt, gegen welchen Krieg sie ist, wer ihn angefangen hat und wer Zivilisten tötet", kritisierte er "Halbtöne" der Operndiva. Karioti forderte wiederholt, dass Netrebko klare Worte finden solle. Ein weiterer Demonstrant ließ keinen Zweifel, dass Österreich seine Staatsbürgerin in diesem Fall auch sicher schützen würde.

Staatsopern-Besucher äußerten Unmut gegen Protest

"Was hat das mit Frau Netrebko und ihrer Singerei zu tun?", äußerte eine Passantin vor der Wiener Staatsoper Unverständnis für den Protest. Deutliche Ablehnung artikulierten auch weitere Opernbesucherinnen und Netrebko-Fans - in einem Fall wurden den Ukrainerinnen und Ukrainern auch "Ruhm für Russland" zugerufen.

Anna Netrebko in der Aufführung von "La Bohème" in der Wiener Staatsoper

Die Demonstranten, die eine direkte Konfrontation mit Netrebko vermeiden wollten, protestierten selbst an der Ecke Kärntnerstraße/Opernring und nicht vor dem Bühneneingang etwas weiter nördlich. Pünktlich zum Beginn der Aufführung von "La Bohème", in der Netrebko am Montag die Rolle der Mimì singen sollte, schalteten sie schließlich auch ihr Megafon aus.

Wiener Polizei schritt wegen eines Plakates ein

Gegen Ende der Demonstration kam es schließlich unerwartet zu Spannungen mit der Polizei, die bei einer Putin-Karikatur plötzlich Verdacht auf nationalsozialistische Wiederbetätigung hatte. In der Karikatur fliegen Raketen aus einem Kremlturm in alle Richtungen und hebt eine als Wladimir Putin zu erkennende Person seine Hand zum "deutschen Gruß". Ein herbeigerufener fachkundiger Polizist regte an, die Hand Putins zu übermalen und das Plakat in der aktuellen Fassung nicht mehr zu verwenden.

"Das ist das erste Mal, dass es mit diesem Plakat Probleme gibt. Wir haben es seit mehr als einem Jahr und demonstrierten mit ihm auch vor dem Innenministerium", erläuterte Organisator Karioti der APA. Anwesende Polizisten wollten die Frage nicht beantworten, weshalb das Plakat nun beanstandet wurde.

Demonstrativer Applaus und einige Buhs für Netrebko

Auf der Bühne der Wiener Staatsoper gab es überwiegend demonstrative Unterstützung für Anna Netrebko. Das Publikum feierte ihren Star nach der Repertoire-"La Bohème" bis auf wenige Buhs.

Damit hat sich der Überraschungscoup von Staatsoperndirektor Bogdan Roščić ausgezahlt, der die ursprünglich vorgesehene "La Juive" krankheitsbedingt absagen musste und stattdessen mit der Verpflichtung von Netrebko für die Mimì in der "Bohème" zum Saisonauftakt eine Ansage machte. Diskussionen um Auslastungszahlen und coronabedingte Skepsis beim Publikum sind schließlich vergessen, wenn Netrebko auf dem Spielzettel steht. Die drei Aufführungen der aus 1963 stammenden Zeffirelli-Inszenierung mit der 50-Jährigen sind ausverkauft.

Und La Netrebko ließ sich nicht aus dem Konzept bringen davon, dass eine Handvoll Besucher ihren ersten Szenenauftritt als Mimì am Abend mit Buhs quittierten, zumal diese von der applaudierend gegenhaltenden Mehrheitsgesellschaft in der Staatsoper schnell zum Schweigen gebracht wurden. Gerade in ruhigen Passagen der Partie stellte die Sopranistin in Folge ihre bronzeschimmernde Eleganz unter Beweis und zeigte sich für ihre Verhältnisse streckenweise ausnehmend spielfreudig. Dabei hatte sie mit Vittorio Grigolo einen Schmachttenor als Rodolfo an ihrer Seite, der keineswegs in Ehrfurcht vor der großen Kollegin erstarrte, sondern mit Macht dagegenhielt. Im Graben indes drückte Bertrand de Billy aufs Tempo ohne Rücksicht, ob er dabei den einen oder anderen Sänger auf der Bühne zurückließ.

(APA/red)

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