Ukraine will Hilfe für Sicherheit von Nuklearanlagen
Es geht demnach um Hilfe für die Sicherheit der Nuklearanlagen der Ukraine. Grossi sei im Kontakt mit Kiew und Moskau, um auszuloten, wie die Infrastruktur, der Betrieb und die Mitarbeiter unterstützt werden können. IAEA-Experten werden aber in nächster Zeit eher nicht in die Ukraine reisen.
Gebiet um größtes AKW der Ukraine unter russischer Kontrolle?
"Zugang zu einem Kriegsgebiet zu bekommen, wäre eine extrem heikle Sache", sagte Grossi bei einer Pressekonferenz. Grossi berichtete auch, dass russische Einheiten nach Angaben aus Moskau das Gebiet um das Atomkraftwerk Saporischschja - das größte ukrainische AKW - unter ihre Kontrolle gebracht hätten.
Nach Angaben von Diplomaten wird beim aktuell laufenden Gouverneursrat der IAEA zudem eine Resolution vorbereitet, in der die russische Invasion in der Ukraine verurteilt wird. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Gouverneursrat ist davon auszugehen, dass es eine Mehrheit für eine Resolution geben wird. Die US-Delegation nahm an dem Treffen in Wien mit einer Flagge auf ihrem Tisch teil, auf dem die Aufschrift stand: "Heute sind wir alle Ukraine."
Über ein Dutzend Kernreaktoren in Ukraine in Betrieb
In der Ukraine sind 15 Kernreaktoren in vier Kraftwerken in Betrieb. Grossi warnte deshalb erneut vor der Gefahr eines Atomunfalls im Zuge der Kampfhandlungen. "Wir möchten sicherstellen, dass keine radioaktiven Stoffe freigesetzt werden, die zusätzliches Leid erzeugen", sagte der Generaldirektor. "Die Sicherheit der Atomanlagen und Menschen in der Ukraine kann am besten gewahrt werden, wenn dieser bewaffnete Konflikt jetzt endet".
Bisher sind bei zwei Atommüll-Lagern in Folge des Krieges Schäden ohne Austritt von radioaktiver Strahlung gemeldet worden. Bei der Einnahme des Unfallreaktors Tschernobyl durch russische Truppen wurde vorige Woche radioaktiv belastete Erde aufgewirbelt. Laut Angaben aus Moskau und Kiew laufen Saporischschja und die anderen AKWs normal weiter.
Hinweis von IAEA-Chef
Grossi wies jedoch darauf hin, dass für den sicheren Betrieb von Atomanlagen auch die Sicherheit des Personals garantiert werden müsse. Die Mitarbeiter dürften deshalb keinesfalls unter Druck gesetzt werden oder zu lange ohne Schichtwechsel arbeiten. "Das kann zu Fehlern führen", warnte er.
Grossi sagte erneut, dass es keinerlei Hinweise gebe, dass die Ukraine ziviles Atom-Material für die Entwicklung von Atomwaffen abgezweigt habe. Russlands Präsident Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow hatten Kiew vorgeworfen, nach eigenen Atomwaffen zu streben.
(APA/Red)