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Ukraine: Russland kündigte Feuerpause in Mariupol an

Von den Asovstahl Stahlwerken in Mariupol steigt Rauch auf.
Von den Asovstahl Stahlwerken in Mariupol steigt Rauch auf. ©MARIUPOL CITY COUNCIL/via REUTERS
Am Dienstag verkündeten die russischen Streitkräfte in der umkämpften ukrainischen Hafenstadt eine einseitige Feuerpause. Doch die Straßenkämpfer halten weiter an.
Erstürmung des Stahlwerks in Mariupol hat begonnen

Dem ukrainischen Chefunterhändler Mychailo Podoljak zufolge ist es schwer zu sagen, wann die Friedensgespräche mit Russland wieder aufgenommen werden könnten. "Vor dem Hintergrund der Tragödie von Mariupol ist der Verhandlungsprozess natürlich sogar noch komplizierter geworden." "Russland verweigert trotzig jegliches Zeichen von Menschlichkeit und Humanismus, wenn es um gewisse humanitäre Korridore geht. Vor allem, wenn wir über Mariupol sprechen."

Seit dem 29. März haben keine direkten Verhandlungen mehr stattgefunden. Beide Seiten machen sich dafür gegenseitig verantwortlich.

"Tragödie von Mariupol" erschwert die Friedensverhandlungen

Nach Angaben aus europäischen Kreisen könnte die Stadt am Asowschen Meer innerhalb von Tagen fallen. "Ich befürchte, dass es schlimmer werden wird als in Butscha", so ein Insider. Nach der Einnahme Mariupols könnte Präsident Wladimir Putin am 9. Mai die Stadt für "befreit" erklären - an dem Tag, an dem in Russland die Kapitulation Nazi-Deutschlands gefeiert wird, hieß es weiter. Das mittelfristige russische Ziel sei wohl, die Luhansk- und Donezk-Regionen im Donbass zu kontrollieren sowie eine Verbindung zwischen der Krim und dem Donbass herzustellen. Dies dürfte vier bis sechs Monate dauern. Der Konflikt könnte dann in eine Patt-Situationen münden.

Russische Truppen verkündeten einseitige Feuerpause in Mariupol

Unterdessen verstrich am Dienstag in der Hafenstadt ein weiteres Ultimatum der russischen Truppen weitgehend ergebnislos. "Niemand hat den rund um Asowstal gebildeten neuen humanitären Korridor für Zivilisten genutzt", sagte Alexej Nikonorow, ein Sprecher der prorussischen Separatisten, der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Das russische Fernsehen hingegen berichtete, dass 120 Zivilisten das Stahlwerk verlassen hätten. Die ukrainischen Kämpfer hingegen sollen sich weiterhin in der Fabrik verschanzen.

Das russische Militär hatte zuvor einseitig eine zweistündige Feuerpause für das Stahlwerk Asowstal erklärt und die ukrainischen Kämpfer dort aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen und das Werk zu verlassen. Zudem sollten sie auch Zivilisten herausführen. Laut ukrainischen Medien könnten sich bis zu 1.000 Zivilpersonen auf dem Gelände befinden. Die Anzahl der ukrainischen Soldaten wurde zuletzt noch mit bis zu 2.500 angegeben. Diese lehnen auch weiterhin eine Waffenniederlegung ab.

Ukrainische Einheiten wollen die Stadt weiter halten

Die ukrainischen Einheiten bekräftigten allerdings im Nachrichtenkanal Telegram mit, dass sie die Waffen nicht niederlegen, sondern weiter für die Verteidigung der Stadt kämpfen würden. Die Ukraine hatte bereits am Wochenende ein Ultimatum verstreichen lassen. Russland drohte mit der "Vernichtung" aller Kämpfer.

Kyrylenko: "In Mariupol wird gekämpft"

"In Mariupol wird gekämpft", sagte der ukrainische Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Dienstag im US-Sender CNN. "Es finden Straßenkämpfe statt, und dies nicht nur mit Kleinwaffen, sondern es gibt auch Panzerschlachten auf den Straßen der Stadt." In den Stahlwerken der Stadt verschanzen sich Hunderte ukrainische Kämpfer.

Stadtviertel mit ukrainischen Kämpfern unter schwerem Beschuss

Stadtviertel, in denen viele ukrainische Kämpfer seien, stünden unter "schwerem Beschuss, doch die Verteidigung hält stand", meinte Kyrylenko. "In einigen Stadtteilen gehen die Straßenkämpfe weiter." Man könne "nicht sagen", dass diese von der russischen Armee kontrolliert würden. Die Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht verifiziert werden.

Ukrainische Kämpfer sollen sich in Stahlwerken verstecken

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hatten sich in der vergangenen Woche rund tausend ukrainische Soldaten nach der wochenlangen Belagerung der Stadt ergeben. Nach Angaben der pro-russischen Separatisten in der Region Donezk verschanzen sich aber weiterhin Hunderte ukrainische Kämpfer in den Mariupoler Stahlwerken. Nach Angaben der städtischen Behörden befinden sich in den unterirdischen Anlagen der Stahlwerke auch mindestens tausend Zivilisten.

Kämpfe auch in anderen Teilen der Ukraine

Derweil wird auch an anderen Stellen in der Ukraine heftig gekämpft. Im südukrainischenukrainischenGebiet ebiet Saporischja melden die Behörden schwere Kämpfe um die Kleinstadt Polohy. "Die Männer halten die Verteidigungslinie, aber es läuft ein massiver Angriff des Gegners", erklärte der Gebietsgouverneur Olexander Staruch.

Der ukrainische Generalstab teilte mit, dass im Donbass die Kleinstadt Marjinka wieder unter der Kontrolle Kiews sei. "In Richtung Donezk im Gebiet der Stadt Marjinka hat der Feind durch einen Gegenangriff unserer Streitkräfte hohe Verluste erlitten und sich zurückgezogen" - die ukrainischen Einheiten hätten die Kontrolle über die Ortschaft wiedergewonnen, hieß es im Lagebericht des Generalstabs. Keine Angaben gab es zum Status der Kleinstadt Kreminna unweit von Sjewjerodonezk, in die russische Einheiten am Vortag eingedrungen sein sollen.

Einnahme von Mariupol ein wichtiger strategischer Sieg

Die Einnahme von Mariupol wäre ein wichtiger strategischer Sieg für die russische Armee im Ukraine-Krieg. Die Kontrolle über die Hafenstadt am Asowschen Meer würde Russland helfen, eine direkte Landverbindung zwischen der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und den von den pro-russischen Separatisten im Donbass kontrollierten Gebieten herzustellen.

(APA/Red)

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