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Ukraine-Krieg und Marine vor Australien - Sprengt Putin den Gipfel?

Russlands Staatschef Wladimir Putin ist beim G-20-Gipfel in Australien eingetroffen.
Russlands Staatschef Wladimir Putin ist beim G-20-Gipfel in Australien eingetroffen. ©AP
Die Wogen lässt Kremlchef Wladimir Putin schon vor seiner Ankunft in Brisbane hochschlagen. Vier russische Kriegsschiffe halten Australiens Küstenwache in Atem.

Unsinnige Muskelspiele seien das, empörten sich die Gastgeber in der sonnigen Küstenstadt. Doch der gerade vom US-Magazin “Forbes” erneut zum “mächtigsten Mann der Welt” gekürte Russe liebt solche Auftritte.

Schon vor dem Start des ersten australischen G-20-Gipfels mit vielen Staatschefs redet Brisbane vor allem über ihn. Der 62-Jährige ist hier die Reizfigur Nummer eins.

Putin als “Aggressor”

Am liebsten hätte Australiens Regierungschef Tony Abbott ganz auf Putins Besuch an diesem Wochenende verzichtet. Er gibt dem Russen die Schuld am Abschuss der Passagiermaschine MH17 im Konfliktgebiet Ostukraine im Juli. Unter den 298 Opfern waren auch 38 Australier. Und überhaupt sieht Abbott im Ukraine-Konflikt Putin als “Aggressor”. Am Kremlchef prallen solche Vorwürfe freilich ab.

Der Ukraine-Konflikt wirft lange Schatten auf den Gipfel in der wie eine Festung gesicherten Innenstadt von Brisbanes. Viele Politiker, darunter Kanzlerin Angela Merkel, wollen den russischen Präsidenten zur Rede stellen wegen der Eskalation des Bürgerkriegs in der Ostukraine.

Bei Bevölkerung entschuldigen

Bevor Putin am Gipfel teilnehme, solle er sich gefälligst beim australischen Volk für die MH17-Tragödie entschuldigen, verlangt die Boulevardzeitung “The Courier Mail” am Freitag auf ihrer Titelseite. Das Blatt berichtet, kein ranghoher Politiker empfange den Gast aus Moskau am Flughafen. Ein Beamter vom Verteidigungsministerium sei delegiert.

Flotte kommt in Frieden

Seit Tagen wird der “Aggressor” und “Spion” Putin fast ausschließlich in Militäruniformen gezeigt in den australischen Medien. Zwar betonen die Russen, ihre Pazifikflotte vor der Küste komme – wie üblich bei Gipfeln – mit friedlichen Absichten. Aber die Reflexe gegen den früheren Feind aus den Zeiten den Kalten Krieges sitzen tief in Australien.

Treffen mit Hollande

Putin dürfte in Brisbane zwar kaum neue Konfrontation suchen. Er wird sie jedoch nicht scheuen. Schon die bisher im Ukraine-Konflikt vom Westen verhängten Sanktionen treffen Russland hart. Putin protestiert gegen diese Strafmaßnahmen. Bei einem Treffen will er mit Frankreichs Präsidenten Francois Hollande über die offene Lieferung des Hubschrauberträgers der Mistral-Klasse sprechen.

Den Franzosen droht eine milliardenschwere Vertragsstrafe, sollten sie das fertige Kriegsschiff nicht liefern. US-Präsident Barack Obama hatte mit Blick auf den Ukraine-Konflikt stets davor gewarnt, den Russen einen zusätzlichen militärischen Vorteil zu verschaffen.

Kein Gespräch mit Obama

Zwar sehen sich Putin und Obama nach dem Asien-Pazifik-Gipfel (APEC) in Peking schon zum zweiten Mal in dieser Woche, ein bilaterales Gespräch ist aber nicht geplant. Der Kremlchef dürfte die Bühne nutzen, um einmal mehr gegen die USA und anderen NATO-Staaten auszuteilen.

Auf Manöver der Allianz in Osteuropa reagierte Russland zuletzt scharf – mit Tests von atomar bestückbaren Interkontinentalraketen und Dauerflügen von Langstreckenbombern. Eine Aussicht auf Entspannung in dieser schwersten Krise zwischen Moskau und Washington seit Ende des Kalten Krieges gibt es nicht.

Kriegsgefahr

Vielmehr könne sich der Konflikt noch deutlich verschärfen mit geopolitischen Auswirkungen für die Wirtschaft, meint der Politologe Dmitri Trenin vom Moskauer Carnegie Center. Er sprach unlängst sogar von der Gefahr eines Krieges der NATO mit Russland. “Der Kalte Krieg blieb letztlich kalt, aber es gibt keine Garantie, dass er diesmal nicht heiß wird”, sagte Trenin.

Warnung vor Wirtschaftskrise

Auch in Brisbane – mehr als 10.000 Kilometer von der Ukraine entfernt – ist klar, dass der Konflikt längst globale Ausmaße mit vielen wirtschaftlichen Folgen hat. Putin hatte schon in Peking auch angesichts des niedrigen Ölpreises vor einer Wirtschaftskrise gewarnt. Die beim G-20-Gipfel angepeilte Vereinbarung von zwei Prozent mehr Wachstum bis 2018 dürfte er daher skeptisch sehen.

Der unerfahrene Gipfel-Gastgeber Abbott jedenfalls kann auch wegen seiner Konfrontation mit Putin bei den G-20-Beschlüssen kaum auf Russland setzen, wie die Zeitung “The Australian” meint. Sollte der Gipfel kein Erfolg werden, könnte der Schuldige am Ende wieder einmal Wladimir Putin heißen. (APA)

 

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