Ukraine-Krieg Tag 13: Separatisten rücken bei Mariupol vor

Russland will zur Rettung von Zivilisten aus umkämpften Städten in der Ukraine erneut Fluchtkorridore schaffen.
Erneute Evakuierungen am Mittwoch in der Ukraine geplant
Dazu solle am Mittwoch um 8.00 Uhr MEZ eine Waffenruhe in Kraft treten, teilte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium am Dienstagabend der Agentur Interfax zufolge mit. Moskau erkläre sich dazu bereit. Es gab bereits mehrere Anläufe für Evakuierungen, die in den meisten Fällen gescheitert waren.
Man wolle bis 1.00 Uhr MEZ der ukrainischen Seite Zeit geben, die humanitären Korridore zu koordinieren, heiß es aus Moskau. Aus der Ukraine gab es dazu zunächst keine Reaktion. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge bietet Moskau an, Menschen aus den Städten Kiew, Sumy, Charkiw, Mariupol und Tschernihiw nach Russland oder in andere ukrainische Städte zu bringen. Kiew hat es bisher abgelehnt, dass Ukrainer in das Nachbarland Russland zu evakuieren.

Separatisten rücken in der Ostukraine weiter vor
Kämpfer der selbst ernannten Volksrepublik Donezk seien seit dem Ende einer Waffenruhe bereits knapp einen Kilometer weit vorgedrungen, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Mariupol am Asowschen Meer wird seit Tagen belagert, die Lage in der Stadt gilt als katastrophal. Mehrere Evakuierungsversuche waren gescheitert.
Auch an anderen Frontabschnitten in der Ostukraine erzielten Separatisten und russische Einheiten nach eigenen Angaben Erfolge. Der Chef der von Russland als unabhängig anerkannten "Volksrepublik" Luhansk, Leonid Passetschnik, sagte, die Stadt Popasna sei erobert und ukrainische Kräfte seien eingekesselt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Erstmals räumten die Separatisten eigene Verluste ein. Seit Beginn der "Spezialoperation", wie Russland den Krieg in der Ukraine nennt, seien 47 Kämpfer der "Volksrepublik Donezk" getötet und 179 verletzt worden, sagte der Sprecher der prorussischen Kräfte im Gebiet Donezk, Eduard Bassurin, örtlichen Medien zufolge.
Evakuierungsroute für Mariupol beschossen
Russische Streitkräfte haben nach Angaben der ukrainischen Regierung eine Evakuierungsroute für die belagerte Hafenstadt Mariupol unter Beschuss genommen und damit gegen eine vereinbarte Feuerpause verstoßen. Russland hatte zuvor eine Feuerpause in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine verkündet und die Einrichtung von humanitären Korridoren aus fünf belagerten Großstädten bekanntgegeben. Nur in der nordostukrainischen Stadt Sumy funktionierte der Fluchtkorridor offenbar.
Hunderte Einwohner fuhren nach einer Feuerpause in einer Fahrzeugkolonne aus Sumy. Zuvor starben dort bei russischen Angriffen in der Nacht nach Behördenangaben mindestens 21 Menschen, darunter zwei Kinder.
Für andere eingeschlossene Städte wie Mariupol oder Wolnowacha in der Ostukraine scheiterten in den vergangenen Tagen mehrere Versuche zur Einrichtung eines derartigen "grünen Korridors". Beide Seiten warfen sich gegenseitig Sabotage vor. Angaben über russische Angriffe auf flüchtende Menschen entsprechen aus Sicht der NATO der Wahrheit. "Es gibt sehr glaubwürdige Berichte, dass Zivilisten bei der Evakuierung unter Beschuss geraten", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg.
US-Präsident Biden: Ukraine wird nie ein Sieg für Putin
Nach Einschätzung von US-Präsident Joe Biden kann Kremlchef Wladimir Putin in keinem Szenario als Sieger aus dem Krieg in der Ukraine hervorgehen. "Die Ukraine wird nie ein Sieg für Putin sein", sagte Biden am Dienstag bei einer Ansprache im Weißen Haus in Washington mit Blick auf den russischen Präsidenten. "Er kann vielleicht eine Stadt einnehmen, aber er wird nie in der Lage sein, das Land zu halten."
Die Ukrainer würden ihre Freiheit, ihre Demokratie und ihre Leben verteidigen, sagte Biden voraus. "Sie werden nicht zulassen, dass Putin sich einfach nimmt, was er will." Am Ende werde Russland geschwächt aus dem Krieg in der Ukraine hervorgehen - und der Rest der Welt gestärkt.
Putins Krieg habe bereits jetzt enormes Leid und unnötige Verluste an Menschenleben verursacht, beklagte Biden. "Aber Putin scheint entschlossen zu sein, seinen mörderischen Weg fortzusetzen - koste es, was es wolle."