Ukraine-Krieg: Stadt nahe Tschernobyl von russischen Truppen erobert

Im Ukraine-Krieg hat die russische Armee am Samstag neuerlich die westliche Metropole Lwiw (Lemberg) ins Visier genommen. Die Behörden berichteten am Nachmittag von mehreren Explosionen im Stadtgebiet. Bei zwei Raketeneinschlägen am Stadtrand wurden fünf Menschen verletzt, kurze Zeit später soll es drei weitere Explosionen gegeben haben. Zuvor hatten die Invasoren die Stadt Slawutytsch nahe des AKW Tschernobyl eingenommen.
Augenzeugen berichteten von einer starken schwarzen Rauchwolke über dem Nordosten Lwiws. Bürgermeister Andrij Sadowy rief die Menschen dazu auf, in Schutzräumen zu bleiben. Die Stadt rund 80 Kilometer vor der Grenze zum NATO-Land Polen hat bisher nur wenige Angriffe erlebt. Sie ist aber voller Flüchtlinge aus anderen Teilen der Ukraine. US-Präsident Joe Biden hatte am Freitag die polnische Seite der Grenze besucht.
Stadt nahe Tschernobyl von russischen Truppen erobert
In Slawutytsch haben Einwohner offenbar sofort gegen die russische Besatzung demonstriert. Sie entrollten eine große ukrainische Fahne, wie die Militärverwaltung des Gebietes Kiew mitteilte. Russische Soldaten schossen nach diesen Angaben in die Luft, um die Menschen auseinanderzutreiben. In Slawutytsch wohnt das Personal, das früher das AKW Tschernobyl betrieb und jetzt die stillgelegten Anlagen überwacht. Die Sperrzone um Tschernobyl ist seit den ersten Tagen des Krieges von russischen Kräften besetzt. Nun seien russische Truppen auch nach Slawutytsch eingedrungen und hätten ein Krankenhaus besetzt, schrieb Oleksandr Pawljuk, Chef der Militärverwaltung, auf Telegram. Auch in russisch besetzten Städten im Süden des Landes kommt es immer wieder zu proukrainischen Kundgebungen.
Bombenangriff auf westukrainische Stadt Lemberg
Der Bürgermeister von Lwiw (Lemberg), Andrij Sadowyj, teilte am Samstagnachmittag mit, dass seine Stadt aus der Luft angegriffen wurde. Details seien nicht bekannt, man warte auf Informationen der Militärverwaltung, so Sadowyj. Er rief die Menschen dazu auf, in Schutzräumen zu bleiben. Von dem Angriff sollten keine Fotos oder Videos verbreitet werden.
Die regionale Militärverwaltung sprach ebenso wie ein CNN-Korrespondent an Ort und Stelle von drei schweren Explosionen am Stadtrand. Der Luftalarm dauere an, schrieb Militärchef Maxim Kosyzkyj. Die Stadt rund 80 Kilometer vor der Grenze zum NATO-Land Polen hat bisher nur wenige Angriffe erlebt. Sie ist aber voller Flüchtlinge aus anderen Teilen der Ukraine. US-Präsident Joe Biden hatte am Freitag die polnische Seite der Grenze besucht.
Vier Raketen vom Typ "Kaliber" von Schiff im Schwarzen Meer gefeuert
Vier Raketen vom Typ "Kaliber" seien von einem Kriegsschiff im Schwarzen Meer abgefeuert und in einem Waffendepot in der Nähe der Großstadt Schytomyr eingeschlagen, teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag mit. Die wichtige Industriestadt Schytomyr liegt rund ein 120 Kilometer westlich von Kiew. Insgesamt seien innerhalb von 24 Stunden 117 militärische Objekte zerstört worden, darunter sechs Kommandostellen und drei Kampfflugzeuge. Von unabhängiger Seite überprüfbar waren alle diese Angaben wie immer nicht.
Klitschko ordnete für Kiew erneut eine Ausgangssperre an
Für die Hauptstadt Kiew ordnete Bürgermeister Vitali Klitschko erneut eine Sperrstunde an. Der Beginn wurde demnach für Samstagabend, 20.00 Uhr; das Ende für Sonntagmorgen, 7.00 Uhr (jeweils Ortszeit), angesetzt. Zunächst hatte Klitschko sie bis Montag gekündigt. "Ich habe neue Informationen vom Militärkommando", sagte er am Nachmittag. Demnach gebe es für Sonntag keine Sperrstunde. "Tagsüber kann man sich frei bewegen."
Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte nach Spekulationen um den Verbleib von Ressortchef Sergej Schoigu am Samstag auch ein Video von einer Sitzung der Militärführung. Dabei sagte Schoigu, dass die Rüstungsaufträge trotz der westlichen Sanktionen gegen Russland erfüllt würden. Zudem sagte er, dass die Ausrüstung der Streitkräfte mit Hochpräzisionswaffen ungeachtet der "militärischen Spezial-Operation" in der Ukraine weiter gehe.
Am Somstag wurden zehn humanitäre Korridore eingerichtet
Für Samstag wurden zehn humanitäre Korridore eingerichtet, um Zivilisten die Flucht aus besonders umkämpften Regionen zu ermöglichen. Das teilte die ukrainische Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk in Kiew mit. Die Korridore liegen im Umland Kiews und im ostukrainischen Gebiet Luhansk.
Ukraine-Krieg: Aus Mariupol gibt es keine zentralisierte Evakuierung
Aus der stark zerstörten Hafenstadt Mariupol gebe es keine zentralisierte Evakuierung mit Bussen, sagte Wereschtschuk der Agentur Union zufolge. Wer es schaffe, Mariupol mit dem Auto zu verlassen, könne in der nahen Stadt Berdjansk auftanken.
Bürgermeister Mariupol bat um Hilfe bei einer Evakuierung
Der Bürgermeister von Mariupol hat nach eigenen Angaben mit dem französischen Botschafter die Möglichkeiten für Hilfe bei einer Evakuierung sondiert. Zuvor hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron angekündigt, er wolle Russland einen Plan vorschlagen, um dabei zu helfen, die Menschen aus der Stadt in Sicherheit zu bringen. Bürgermeister Wadym Boitschenko erklärte im staatlichen Fernsehen, die Lage in der Stadt sei weiterhin kritisch. Im Stadtzentrum gingen die Straßenkämpfe weiter.
(APA/Red)