Ukraine bereitet sich auf russische Attacke im Osten vor

Man sehe dort eine Truppenkonzentration, sagte Selenskyj am Donnerstag. Auch auf russischer Seite hieß es, Ziel sei es, die Gebiete des Donbass zu erobern, die bisher noch nicht unter der Kontrolle der prorussischen Separatisten stünden. Diese kontrollieren Teile der rohstoffreichen Ostukraine seit 2014.
Gebiet Chereson: Siedlungen im Süden der Ukraine zurückerobert
Dagegen haben ukrainische Truppen nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen elf Siedlungen im südukrainischen Gebiet Cherson zurückerobert. Beim Vormarsch im Norden der Region sei ihnen auch schwere russische Militärtechnik in die Hände gefallen, darunter Panzer vom Typ T-64, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am späten Donnerstagabend mit. Dank des Erfolgs könnten die Einwohnerinnen und Einwohner nun Lebensmittel und Medikamente erhalten. Die Zivilbevölkerung habe die ukrainischen Kräfte freudig begrüßt. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Russland kündigte Eröffnung von Korridor an
Das russische Verteidigungsministerium kündigte einem Medienbericht zufolge die Eröffnung eines humanitären Korridors am Freitag von der belagerten Stadt Mariupol nach Saporischschia an. Dies folge einer Bitte von Kanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an den russischen Staatschef Wladimir Putin, meldet die Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf einen russischen Militärvertreter. Allerdings lassen die russischen Streitkräfte offenbar 45 Busse zur Rettung von Zivilisten in Mariupol nicht durch. Wie die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk Freitag früh in einem Online-Posting sagte, wurden die Busse außerhalb von Berdjansk, etwa 75 km westlich von Mariupol, aufgehalten.
Ankündigung Russlands in fünfter Woche des Ukraine-Kriegs
Russland hat in der fünften Woche des Krieges in der Ukraine angekündigt, seine militärischen Aktivitäten im Nordwesten des Landes und um die Hauptstadt Kiew zurückzufahren. Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, dass man aber in den Vororten Kiews dennoch in den kommenden Tagen heftige Kämpfe erwarte. Selenskyj führte den Teilrückzug der russischen Truppen vor allem auf dortige militärische Rückschläge zurück.
IRK: Teams am Weg nach Mariupol
Das Internationale Rote Kreuz hatte zuvor mitgeteilt, mehrere Teams seien auf dem Weg nach Mariupol, um Evakuierungen zu organisieren. Russland habe dem zugestimmt. Die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk sagte, ein Konvoi aus 45 Bussen solle Menschen aus der Stadt bringen. In den vergangenen Tagen waren allerdings Evakuierungsversuche aus der durch russische Bombenangriffe stark zerstörten Stadt mehrfach gescheitert. Das britische Verteidigungsministerium berichtete am Donnerstag von weiteren heftigen Kämpfen um die Stadt.
Separatisten meldeten Gewinne in ukrainischen Donbass-Region
Die prorussischen Separatisten haben am Donnerstag wichtige Gebietsgewinne in der ukrainischen Donbass-Region gemeldet. Mehr als 90 Prozent des Bezirks Luhansk seien "befreit" worden, teilten die Separatisten auf Telegram mit. Der Bezirk Donezk werde zu mehr als der Hälfte von den prorussischen Kräften kontrolliert. Die Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.
Russische Truppen haben nach Angaben des ukrainischen Atomkonzerns Enerhoatom mit dem Abzug von den besetzten Atomreaktoren Tschernobyl und Slawutytsch begonnen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) berichtete am Donnerstag, dass das russische Militär schriftlich die Kontrolle über das AKW Tschernobyl wieder an das ukrainische Personal übergeben habe. Die IAEA erhielt ihre Informationen von ukrainischen Behörden.
Ukraines Präsident Selenskyj will Stopp von Handel mit Russland
Selenskyj verlangte in einer Videobotschaft an das niederländische Parlament einen völligen Stopp des Handels mit Russland. "Stärkere Sanktionen sind erforderlich, damit Russland keine Chance hat, diesen Krieg in Europa weiterzuführen." Vor dem australischen Parlament sagte er in einer Videoansprache: "Wenn wir Russland jetzt nicht aufhalten, wenn wir Russland nicht zur Rechenschaft ziehen, dann werden einige andere Länder der Welt, die sich auf einen ähnlichen Krieg gegen ihre Nachbarn freuen, entscheiden, dass solche Dinge auch für sie möglich sind."
(APA/Red)