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Ukraine: 30 Tote und 100 Verletzte bei Angriff auf Bahnhof von Kramatorsk

Bei einem Angriff auf den Bahnhof von Kramatorsk sollen Menschen gestorben sein. Im Bild zu sehen: Ein Kramatorsker Bahnhof am 4. April.
Bei einem Angriff auf den Bahnhof von Kramatorsk sollen Menschen gestorben sein. Im Bild zu sehen: Ein Kramatorsker Bahnhof am 4. April. ©APA/AFP/FADEL SENNA (Symbolbild)
Dutzende Menschen sind laut offiziellen Angaben bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk (Ukraine) getötet und verletzt worden.
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Es gebe 30 Tote und 100 Verletzte, sagte Eisenbahnchef Olexander Kamischyn am Freitag. Die Sprecherin des ukrainischen Verwaltungsgebiets Donezk, Tetjana Ihnatenko, sprach von 27 Toten, darunter zwei Kinder, und mindestens 30 Verletzten. Laut Gouverneur Pawlo Kyrylenko warteten Tausende in Kramatorsk auf ihre Evakuierung.

Tote bei Attacke auf Bahnhof von Kramatorsk in Ukraine

Inzwischen gibt es neue Informationen zu den Todeszahlen. Bei dem Angriff auf den Bahnhof im ostukrainischen Kramatorsk sind nach Behördenangaben mindestens 39 Menschen getötet worden. Mindestens 100 weitere wurden am Freitag verletzt, als zwei Raketen im Bahnhof einschlugen, von dem aus seit Tagen tausende Menschen aus dem Osten der Ukraine Richtung Westen fliehen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete Russland in einer ersten Reaktion als "das grenzenlose Böse". Moskau wies die Verantwortung zurück.

Ein AFP-Reporter vor Ort sah mindestens 20 Tote in Leichensäcken und unter Plastikplanen. Zuvor hatte er in der Früh Hunderte Menschen gesehen, die auf einen Zug zur Flucht Richtung Westen warteten. Vor dem Bahnhofsgebäude standen ausgebrannte Autos, am Eingang und in der Bahnhofshalle waren Blutlacken und verkohlte Sitzbänke zu sehen. Auf dem Bahnhofsvorplatz lagen die Überreste einer Rakete mit der russischen Aufschrift "Für unsere Kinder". Der Platz war mit verlassenen Gepäckstücken, Scherben und Splittern übersät.

Ukraines Präsident wirft Russland Vernichtung vor

Der ukrainische Präsident Selenskyj warf Russland in einer ersten Reaktion vor, die Zivilbevölkerung seines Landes "zynisch zu vernichten". "Dies ist das grenzenlose Böse", schrieb er auf Twitter. "Und wenn es nicht bestraft wird, wird es nie aufhören." Gouverneur Pawlo Kyrylenko warf Russland vor, absichtlich auf Zivilisten gezielt zu haben. "Sie wollten so viele friedliche Menschen wie möglich als Geiseln nehmen, sie wollten alles Ukrainische zerstören", schrieb er bei Telegram.

Separatisten: Evakuierung war in Kramatorsk im Gange

Hingegen sprachen die prorussischen Separatisten in der selbst ernannten Volksrepublik Donezk von einem ukrainischen Raketenangriff. Es seien Teile einer Rakete vom Typ "Totschka-U" zu Boden gefallen. Auch die Separatisten teilten mit, in Kramatorsk sei gerade eine Evakuierung gelaufen, Menschen sollten in Sicherheit gebracht werden.

Auch das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte der Nachrichtenagentur Ria zufolge, der bei dem Angriff eingesetzte Raketentyp werde nur von der ukrainischen Armee verwendet. Russland hatte zuvor bereits mehrere Gräueltaten im Ukraine-Krieg dementiert, etwa den Beschuss eines Krankenhauses in Mariupol sowie das Massaker mit 300 niedergemetzelten Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha, das nach dem russischen Abzug aus dem Ort entdeckt worden war.

Ukraine kontrolliert Kramatorsk

Kramatorsk liegt in dem Teil des umkämpften ostukrainischen Gebiets Donezk, der von der Ukraine kontrolliert wird. Prorussische Separatisten erheben Anspruch auf das gesamte Verwaltungsgebiet. Die Menschen, die Koffer und Taschen bei sich hatten, wollten aus Angst vor Angriffen die Stadt verlassen.

Die ukrainische Führung hatte die Menschen in der Ostukraine zuvor aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen und das Gebiet möglichst Richtung Westen zu verlassen. Russland hatte angekündigt, seine Angriffe auf die Region zu konzentrieren.

Russland: 81 Militärobjekte beschossen

Die Luft- und Raketenstreitkräfte hätten 81 Militärobjekte beschossen, teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, mit. Zum Vergleich: Am Donnerstag hatte das Militär den Beschuss von 29 Objekten gemeldet.

Unter den getroffenen Zielen seien Kommando- und Stützpunkte der ukrainischen Armee sowie Artilleriegeschütze und Mehrfachraketenwerfer im Donbass, sagte Konaschenkow in einem am Freitag vom Ministerium veröffentlichten Video. "Nahe der Ortschaft Staraja Sbrujewka hat die russische Luftabwehr zwei ukrainische Kampfhubschrauber vom Typ Mi-8 und Mi-24 abgeschossen", sagte er. Zudem habe die russische Flotte ein Sammel- und Ausbildungslager "ausländischer Söldner" nahe Odessa vernichtet.

Behörden: Ukraine brachte Region Sumy unter eigene Kontrolle

Ukrainische Truppen haben unterdessen nach Behördenangaben die Kontrolle über die gesamte Region Sumy an der Grenze zu Russland zurückerobert. "Das Gebiet ist frei von Orks", erklärte Regionalgouverneur Dmytro Schwyzkyj am Freitag. Er nutzte dabei ein ukrainisches Schimpfwort für russische Soldaten. Der Gouverneur warnte geflüchtete Bewohner vor einer raschen Rückkehr: "Die Region ist nicht sicher. Viele Gebiete sind vermint und noch nicht geräumt", erklärte er.

Die 350 Kilometer östlich von Kiew gelegene Stadt Sumy mit ursprünglich 250.000 Einwohnern und die umliegende Region waren wochenlang Schauplatz schwerer Kämpfe zwischen den russischen Angreifern und ukrainischen Streitkräften.

(APA/Red)

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