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Uganda: Fast 200 Tote bei Massaker

In einem Flüchtlingslager im Norden Ugandas sind bei einem Rebellenangriff am Samstag fast 200 Menschen getötet worden. Unter den Opfern des Massakers seien auch Soldaten.

Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) hätten das nördlich der Stadt Lira gelegene Lager Barlonyo überfallen und knapp 200 der Bewohner erschossen oder bei lebendigem Leib verbrannt, sagte der Abgeordnete der Region, Charles Angiro, der Nachrichtenagentur AFP.

Unter den Opfern des Massakers seien auch Soldaten. Ein Lokaljournalist sprach von „schrecklichen Szenen“. In den vergangenen Monaten kam es in dem zentralafrikanischen Land wiederholt zu Übergriffen der LRA-Rebellen, die wegen ihrer Brutalität gefürchtet sind.

Angiro zufolge lieferten sich die Rebellen zunächst Schießereien mit örtlichen Milizen. Anschließend habe die LRA das Flüchtlingslager gestürmt. Während des dreistündigen Massakers seien die Bewohner zusammen getrieben und erschossen oder in die grasbedeckten Hütten gezwungen worden, bevor diese angezündet wurden, sagte Angiro. Etwa 480 Hütten seien in Brand gesetzt worden, knapp 5.000 Bewohner deshalb obdachlos.

Die Armee bestätigte das Massaker, machte jedoch keine Angaben zur Opferzahl. Ein ortsansässiger Missionar hatte der Nachrichtenagentur AFP zuvor vom Tod von 173 Flüchtlingen berichtet. Einer Krankenhaussprecherin zufolge wurden 56 Menschen mit Brand-, Schuss- und Schrapnellwunden in die örtliche Klinik eingeliefert. Nach Angaben von Joe Wacha, einem Journalisten in Lira, begannen die Überlebenden bereits mit der Bestattung der Toten. Mehr als 400 Hütten seien total zerstört.

In einem anderen Flüchtlingscamp nahe Lira hatten LRA-Rebellen zu Beginn des Monats rund 50 Menschen getötet, nachdem sie sich als Regierungssoldaten in das Lager eingeschmuggelt hatten. Nach Angaben der katholischen Nachrichtenagentur Misna töteten LRA-Rebellen in Uganda bisher mindestens 100.000 Menschen und entführten mehr als 20.000 Kinder. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat bereits angekündigt, er plane sein erstes Verfahren gegen die LRA.

Die größte Rebellengruppe Ugandas kämpft seit 1988 gegen Präsident Yoweri Museveni und strebt die Gründung einer auf dem Christentum basierenden Regierung an. Sie ist unter der Zivilbevölkerung im Norden des Landes wegen ihrer Brutalität gefürchtet und wird von Menschenrechtsgruppen wie UNO-Hilfsorganisationen verurteilt. Rund 1,2 Millionen Menschen wurden von ihr in die Flucht getrieben. Die ugandische Armee befürwortet die Unterbringung der Flüchtlinge in Camps, da sie eigenen Angaben zufolge nur so Entführungen durch die LRA verhindern kann, die auf diesem Wege ihre Truppen verstärkten.

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