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Über 50 Patienten wurden in Uruguay von Krankenpfleger getötet

Die Krankenpfleger werden von der Polizei abtransportiert. Sie sollen über 50 Patienten getötet haben.
Die Krankenpfleger werden von der Polizei abtransportiert. Sie sollen über 50 Patienten getötet haben. ©AP
In Uruguay sollen zwei Krankenpfleger unabhängig voneinander insgesamt über 50 Patienten getötet haben. Der zuständige Untersuchungsrichter erhob gegen die beiden Männer am Sonntagabend (Ortszeit) aufgrund der ersten Geständnisse Anklage wegen schweren Totschlags in 16 Fällen, meldete die lokale Zeitung "El Pais" in ihrer Online-Ausgabe. Es bestünden jedoch Indizien für über 50 Todesfälle. Die Polizei vermutet nach Medienberichten sogar bis zu 200 Opfer.

Nach ihrer Festnahme hätten die beiden Pfleger zugegeben, Patienten mit Morphiumspritzen und Luftinjektionen getötet zu haben. Die 40 und 46 Jahre alten Pfleger hätten angegeben, aus “Pietät” gehandelt zu haben, erklärte der Richter Rolando Vomero. Sie wollten die Schwerkranken nicht leiden sehen, fügte er hinzu. Die Opfer lagen auf den Intensivstationen zweier anerkannten Hospitäler in Montevideo, schwebten aber nicht in Lebensgefahr.

Unklarheit über Motiv

Die Rechtsanwältin des jüngeren Angeklagten, der fünf Morde gestanden hat, erklärte, ihr Mandant habe nach 20 Jahren Arbeit auf der Intensivstation den Stress zwischen Leben und Tod nicht mehr aushalten können. Außerdem deutete sie an, der Krankenpfleger sei dem Leiden gegenüber labil eingestellt, weil er als Kind sexuell misshandelt worden war. Die Ermittler glauben aber, dass der starke Pflegebedarf der Patienten das Motiv gewesen sein dürfte.

Nach einer anonymen Anzeige hätten die Behörden bereits vor zwei Monaten Ermittlungen aufgenommen. Die untersuchten Todesfälle sollen sich in den vergangenen zwei Jahren ereignet haben. Eine Krankenschwester wurde als Mitwisserin verhaftet.

Beide Krankenpfleger waren in Hospital des Spanischen Hilfsvereins tätig. Der Ältere arbeitete auch im öffentlichen Hospital Maciel, in der Altstadt Montevideos. Die beiden Angeklagten kannten sich, handelten aber nicht in Einvernehmen.

Uruguay: Kein Einzelfall

Unter den bekanntesten Fällen von Serienmorden in ärztlicher Behandlung befindet sich der des englischen Hausarztes Harold Shipman, der im Jänner 2000 wegen Mordes an mindestens 15 Patientinnen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Nach einem Untersuchungsbericht nach seinem Selbstmord 2004 hatte er zwischen 1971 und 1998 etwa 250 Patienten mit Morphiumspritzen, Heroin und Schmerzmitteln umgebracht.

Ähnlich auch ein Fall aus Wien: Vier Stationsgehilfinnen auf der I. Medizinischen Abteilung des Krankenhauses Lainz hatten zahlreiche betagte, bettlägerige und ihnen lästige Patienten getötet. Den beiden Hauptbeschuldigten konnten schließlich 20 Morde und 19 Mordversuche nachgewiesen werden.

(APA)

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