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Udo Jürgens wird 70

Der gebürtige Kärntner Udo Jürgens ist ein Langzeit-Star, wie es heute nur noch ganz wenige gibt. Am 30. September feiert er seinen 70. Geburtstag.

Rechtzeitig vor diesem Datum hat er einen autobiografischen Roman unter dem Titel „Der Mann mit dem Fagott“ veröffentlicht, in dem er interessante Einblicke in das wechselhafte Leben der Familie Bockelmann gibt. Seinen Siebziger will er in Berlin feiern, mit 500 geladenen Gästen.

Udo Jürgen Bockelmann wird am 30. September 1934 in Klagenfurt geboren. Im elterlichen Schloss Ottmanach in der Gemeinde Magdalensberg nahe Klagenfurt wächst er auf. Mit zehn Jahren will er der Hitlerjugend beitreten, „weil es geheißen hat, die Lehrer dürfen einen dann nicht mehr schlagen“. Sein Gastspiel bei der HJ ist kurz, der zarte, kränkelnde Bub ist den Vorgesetzten nicht männlich genug. Bleibende Erinnerung an diese Zeit hat er trotzdem, die Ohrfeige eines Jugendschaftsführers beschert ihm am linken Ohr einen deutlichen Hörverlust.

Seine musikalische Laufbahn beginnt er als Fünfjähriger mit einer Mundharmonika, drei Jahre später bekommt er ein Akkordeon geschenkt. Schon als Zwölfjähriger beschließt er, dass er Musiker werden will und schreibt sich am Konservatorium in Klagenfurt ein. Anfang der fünfziger Jahre tritt er in der Lindwurmstadt in diversen Lokalen unter dem Namen „Udo Bolan“ auf, die Begeisterung der Zuhörer sei „enden wollend“ gewesen, meinte er später. Sein Siegeszug in der deutschsprachigen Schlagerlandschaft beginnt in den Sechzigern. Da nennt er sich bereits Udo Jürgens und fährt nach einigen kleineren Erfolgen 1966 als Song-Contest-Sieger nach Hause. „Merci Cherie“ macht ihn praktisch über Nacht zum Star.

Der Erfolg stürzt ihn aber auch in eine tiefe Krise. Er trinkt und raucht exzessiv, rast stockbetrunken mit 220 km/h über die Autobahn. „Damals war ich dem Tod näher als heute“, meint Jürgens im Rückblick und liefert auch gleich eine Erklärung für die Exzesse: „Es ist schwerer, einen gigantischen Erfolg zu verdauen als mit Misserfolg klar zu kommen, denn erfolglos sein ist der ganz normale Wahnsinn eines jungen Künstlers.“

Auch als Frauenheld machte sich der Schlagerstar einen Namen. Es gab ständig wechselnde Liebschaften, Beziehungsprobleme und schließlich die Scheidung. Heute ist Jürgens mit seiner zweiten Frau Corinna „sehr glücklich“. Dass sie 26 Jahre jünger ist als er, mache ihm an sich keine Probleme, nur die Musik, die sie manchmal höre, sei für ihn schwer erträglich.

Sein musikalischer Erfolg ist von seinen Eskapaden unberührt, bis heute hat er an die 100 Millionen Tonträger verkauft. Die Liste seiner Hits scheint unendlich lange, von „Griechischer Wein“ über “17 Jahr, blondes Haar“, „Aber bitte mit Sahne“, bis zu „Es wird Nacht, Senorita“ und „Buenos dias, Argentina“, reicht die Palette. Dabei ist er sich selbst bis heute treu geblieben, seine Kompositionen sind weitgehend unberührt von Trends und Zeitgeist. Der Grund: „Wenn ich einmal Trends gefolgt bin, sind schlechte Lieder herausgekommen.“

Seit 1977 lebt Udo Jürgens in Zürich, will nun auch die Schweizer Staatsbürgerschaft annehmen. Musik will er machen, „solange es die Gesundheit zulässt“ bzw. solange man ihn hören will. Seine Heimat Kärnten besucht er nach wie vor regelmäßig, auch seines Bruders wegen. Manfred Bockelmann ist Maler, und Udo hat ihm einmal auch ein Lied mit dem schlichten Titel „Mein Bruder ist ein Maler“ gewidmet.

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