Die Angestellte Gorica M. (42), die mit einem Plastikkabel gefesselt wurde, wusste nämlich in Wahrheit ganz genau, was da ablief. Sie hat nur zum Schein gezittert, brachte es Staatsanwalt Bernd Jungnikl am Donnerstag im Straflandesgericht auf den Punkt.
Versuch, Schulden abzutragen
Die Frau hatte den Überfall bestellt und den Räubern sogar die Hintertür geöffnet. Motiv war ihr Schuldenberg, den sie mit ihrem Lohn nicht abzutragen im Stande war. Also lud sie zwei jüngere Bekannte zum Kaffeetrinken ein und machte Benjamin S. (32) und Jovica M. (24) den von ihr geplanten Coup schmackhaft: Kommts doch zu uns! Bei uns liegt so viel Geld in der Kasse, das könnts nehmen!
Wir haben alle drei kein Geld gehabt, erklärte der Ältere der beiden nun einem Schwurgericht (Vorsitz: Georg Olschak), weshalb er mitmachte. Jovica M. bewaffnete sich mit einer Gaspistole – der Umgang mit der Waffe dürfte dem ausgerechnet bei einem Wachdienst beschäftigten Mann nicht schwer gefallen sein.
Bitterer Ernst statt harmloser Spaß
Für die zweite Verkäuferin, ein erst 16 Jahre altes Mädchen, war der inszenierte Coup jedoch tödlicher Ernst. Sie glaubte, ihr Leben sei vorbei, als sie sich hinknien musste und am Hinterkopf das Schießeisen spürte. Die Täter fesselten sie an ein Abflussrohr, zogen ihr einen schwarzen Strumpf über den Kopf und drohten ihr mit dem Erschießen, wenn sie nicht still sei.
Als sie im Zeugenstand den genauen Ablauf schildern sollte, holten die 16-Jährige die Erinnerungen ein. Sie begann mehrmals zu weinen. Das Mädchen, das zwei Monate in einem Kriseninterventionszentrum betreut wurde, leidet noch immer an den psychischen Folgen. Sie musste ihren Job aufgeben und schafft es bis heute nicht, einer Arbeit nachzugehen.
Gorica M. wurde wegen Anstiftung zum Raub zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilt. Sie war damit einverstanden. Eben so rechtskräftig sind die über die von ihr bestellten Räuber verhängten Urteile: Benjamin S. fasste fünfeinhalb, Jovica M. fünf Jahre Freiheitsstrafe aus.