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U-Ausschuss: Telekom setzte Wunsch dank Gorbach durch

Eva Maria Weissenburger auf dem Weg zu ihrer Befragung.
Eva Maria Weissenburger auf dem Weg zu ihrer Befragung. ©APA
Beim Korruptions-U-Ausschuss wurde am heutigen Donnerstag in Zeugenbefragungen der Verdacht bestätigt, dass die Telekom Austria ihre Interessen dank des damaligen Infrastrukturministers Hubert Gorbach (früher FPÖ/BZÖ) durchsetzte und eine von ihr gewünschte Regelung erhielt.
U-Ausschuss begann mit Absage

Ministeriumsbeamte berichteten als Auskunftspersonen unter Wahrheitspflicht, dass ein Vorschlag der Telekom als Novelle der Universaldienstverordnung vorgelegt wurde. Ausschlaggebend war der Auftrag von Gorbachs Kabinettschef, der als Ministerweisung empfunden wurde. Der U-Ausschuss unter Vorsitz von Gabriela Moser (Grüne) untersucht, ob die Novelle im Gegenzug für Schmiergeld an Gorbach und das BZÖ von der Telekom erkauft wurde. Gorbach und das BZÖ dementieren dies.

Pilz: Verdacht bestätigt

Der Schmiergeldverdacht rund um Gorbach und das BZÖ bzw. eine BZÖ-nahe Werbeagentur ist für den Grünen Peter Pilz dadurch bestätigt. “Nach dem BZÖ-Prinzip ‘zuerst das Geld, dann die Leistung’, wird überwiesen”. Im September 2006 seien mitten im Nationalratswahlkampf rund eine Mio. Euro von der Telekom in Richtung BZÖ geflossen, als Gegenleistung habe Gorbach in seiner letzten Zeit als Minister im Oktober 2006 die Telekom-Wünsche erfüllt. Durch zwei Weisungen habe die Telekom 40 Mio. Euro erhalten, habe der U-Ausschuss ans Licht gebracht, daher sei er mit dessen Arbeit “sehr zufrieden”. BZÖ-Mandatar Stefan Petzner wies dies entschieden zurück und sprach von “Verschwörungstheorien im Kopf von Herrn Pilz”.

Telekom-Text unverändert umgesetzt

“Es gab eine übertragene Weisung des Ministers”, sagte Christian Singer, Spitzenbeamter im BMVIT, bei seiner Vernehmung. Darüber habe er auch einen Aktenvermerk angefertigt. Konkret habe ihm Rüdiger Schender, damals Kabinettschef von Gorbach, aufgetragen, den von der Telekom übermittelten Text unverändert umzusetzen. Daraufhin wurde der Textvorschlag der Telekom eins zu eins als Verordnungsentwurf übermittelt. Es sei eine politische Entscheidung des Ministers gewesen, sagte Singer. In der Frage sei nämlich kein Kompromiss zwischen den verschiedenen Interessen – hier Telekom, dort alternative Anbieter – möglich gewesen. Die Novelle wurde im Oktober 2006 beschlossen, wenige Monate vor Ende der schwarz-orangen Regierung unter Wolfgang Schüssel. Die Novelle brachte der Telekom 10 Mio. Euro jährlich.

“Wohlwollende Behandlung” zugesichert

Zuvor hatte es im Frühling ein Treffen gegeben, wo neben dem Lobbyisten Peter Hochegger und Vertretern der Telekom auch Vertreter aus Gorbachs Kabinett sowie Spitzenbeamte, unter ihnen Singer, anwesend waren. Dort habe der Telekom-Marktführer seine Wünsche geäußert, Gorbachs Mitarbeiter habe dem Unternehmen wohlwollende Behandlung des Vorschlags zugesichert. Dies habe ihm auch Gorbachs Kabinettschef so aufgetragen, sagte Singer. Der Grüne Abgeordnete Peter Pilz formulierte, “es gab also die Ministerweisung, den Vorschlag der Telekom umzusetzen”. “So hab ich das nicht reingeschrieben, aber ich bin schon lange Beamter und weiß wann ich etwas in den Akt reinschreibe”, erläuterte Singer seinen diesbezüglichen Aktenvermerk.

Rein rechtlich sei der Kabinettschef natürlich nicht weisungsbefugt, aber “wenn der Kabinettschef sagt, ‘so machen wir das’, ist das der transportierte Wille des Ministers”, erklärte Singer. “Es hat sich ja auch herausgestellt, dass der Minister dahintersteht, sonst hätt’ er es nicht unterschrieben”. BZÖ-Abgeordneter Stefan Petzner betonte, es sei nichts Ungewöhnliches, dass Unternehmen mit ihren Wünschen an Ministerien heranträten. Eine Weisung des Ministers liege nicht vor, da es sich ja nur um den Wunsch seines Kabinettschefs handelte.

Singer: Keine Hinweise auf Parteienfinanzierung

Singer sagte, er habe keine Hinweise auf Parteienfinanzierung im Zusammenhang mit der Novelle der Universaldienstverordnung gehabt. Auch habe er kein Geld bekommen, es sei ihm auch nichts angeboten worden. Außerdem gab er an, keine Kenntnis davon zu haben, dass so etwas bei anderen Personen vorgekommen ist.

Zeugin beginnt mit Paukenschlag

Auch die erste Zeugin am Donnerstag sagte aus, dass die Telekom ihren Wunsch durchsetzte. Die für die Ausarbeitung der Universaldienstverordnung zuständige leitende Beamtin in der Fernmeldebehörde, Ministerialrat Eva-Maria Weissenburger, hatte von ihrem Vorgesetzen Singer den Hinweis bekommen, den 2006 von der Telekom Austria vorgelegten Entwurf zur Novellierung der Universaldienstverordnung zu übernehmen. Die Novellierung sei auf eine Vorlage der Telekom zurückzuführen. Druck aus dem Kabinett des damaligen Verkehrsministers Gorbach sei ihr persönlich keiner bekannt, so die Ministerialrätin.

Petzner verteidigt Gorbach

Petzner war bei seiner Befragung von Weissenburger hörbar bemüht, den ehemaligen BZÖ-Obmann Gorbach zu verteidigen. Auf die Frage von Petzner, “können Sie bestätigen, dass die Stellungnahmen zum Entwurf insgesamt positiv waren”, meinte die U-Ausschuss-Vorsitzenden Gabriela Moser (G), Petzner möge keine Suggestivfragen stellen.

Erster Zeuge blieb fern

Der erste geladene Zeuge, Telekom-Regulator Georg Serentschy, kam heute nicht. Er habe erst vor 24 Stunden erfahren, dass die Staatsanwaltschaft gegen ihn in der Causa Telekom ermittle, begründete er sein Fehlen. Der Ausschuss sah dies aber nicht als Entschuldigungsgrund, beantragte die Verhängung einer Ordnungsstrafe und lud Serentschy zur nächsten Sitzung am 31. Jänner unter Androhung einer polizeilichen Vorführung. Heute werden noch die Spitzenbeamten Alfred Stratil und Andreas Reichhardt als Auskunftspersonen im Ausschuss befragt.

(APA)

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