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TV-Duell der deutschen Kanzlerkandidaten

Am Sonntagabend ist es soweit. Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder und Unions-Kanzlerkanzlerkandidatin Angela Merkel treffen sich zu dem mit Spannung erwarteten TV-Duell.

Das Zusammentreffen ist generalstabsmäßig geplant: Von der Gestaltung des Studios bis zur Frage, wer von den Moderatoren von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 die erste Frage stellen darf und wer die letzte.

In den USA haben die Fernsehduelle seit Jahrzehnten Tradition. In Deutschland sind die Erfahrungen hingegen noch sehr begrenzt: Die beiden Duelle zwischen Schröder und seinem damaligen Herausforderer Edmund Stoiber 2002 waren die ersten im deutschen Fernsehen.

Welche Rolle der mediale Schlagabtausch für die Wahlentscheidung spielt, ist umstritten. So gaben beim letzten TV-Duell zwischen Schröder und Stoiber bei einer Blitzumfrage zwar rund zwei bis drei Prozent der Befragten an, ihre Meinung auf Grund des TV-Duells geändert zu haben, wie Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen der Nachrichtenagentur AP sagte. Wie viele davon letztendlich auch ihre Wahlentscheidung geändert hätten, sei jedoch unklar. Nach Einschätzung des Meinungsforschers ist es allerdings so, dass sich bereits vorhandene Einstellungen durch das TV-Duell häufig verfestigen. Viele Zuschauer sähen vor allem die Stärken des eigenen Favoriten und die Schwächen beim Kandidaten des Gegenlagers. Von Bedeutung sei daher eher die Wirkung auf die Unentschlossenen, die noch nicht genau wüssten, wen sie wählen sollen.

Der Medienwissenschaftler Siegfried Weischenberg ist überzeugt: „TV-Duelle werden überschätzt.“ Nur für einen sehr kleinen Teil von Wechselwählern spielten sie bei der Wahlentscheidung eine wichtigere Rolle, erklärte er kürzlich. Dabei komme es allerdings weniger auf die Sach- als vielmehr auf die irrationalen Faktoren an, sagt er. „Was zählt, ist das Image.“

Auch die Mehrheit der deutschen Bürger räumt dem Duell laut einer im August veröffentlichten Emnid-Umfrage geringe Bedeutung ein: Nur 31 Prozent halten den Schlagabtausch für wichtig, 67 Prozent sehen ihn dagegen als nicht so wichtig an.

Neben dem 90-minütigen TV-Duell kommt es auch darauf an, wie die Debatte später bewertet wird – wer zum Sieger, wer zum Verlierer gekürt wird. „Nachbereitung ist ein wesentlicher Faktor“, sagt Meinungsforscher Jung.

So werden nach der Fernsehübertragung auch diesmal wieder zahlreiche Experten eifrig über das Abschneiden der Kandidaten debattieren. Wie 2002, als die erstaunliche Ähnlichkeit der Krawatten ausführlich diskutiert wurde, werden neben politischen Fakten sicher auch Rhetorik, Optik und Auftreten genauestens unter die Lupe genommen. Zahlreiche Meinungsforschungsinstitute machen direkt nach der Debatte wieder so genannte Blitzumfragen, bei denen sie die Zuschauer nach ihren Eindrücken befragen.

Entsprechend akribisch ist die Vorbereitungen der Kandidaten: Während sich Schröder nach Angaben von Regierungssprecher Béla Anda darauf beschränkte, Akten zu studieren, sollte Merkel laut dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ vom ehemaligen ZDF-Moderator Alexander Niemetz für das Streitgespräch fit gemacht werden.

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