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Turmfalken bei Einsatz am NHM in Wien geborgen

Am Donnerstag wurde der Turmfalken-Nachwuchs geborgen.
Am Donnerstag wurde der Turmfalken-Nachwuchs geborgen. ©NHM/ Lukas Plan
An der Fassade des Naurhistorischen Museums in Wien wurden heute zwei Turmfalken-Küken aus einem von Krähen gebauten Nest geborgen. Sie sollen wissenschaftlich untersucht werden. Generell setze der innerstädtische Dachbodenausbau den Tieren zu, heißt es von Experten. Wer Turmfalkennester entdeckt, soll diese melden.
Turmfalken in Wien angesiedelt
Turmfalken geborgen

Seit 2009 untersuchen Forscher der Universität Wien und des Naturhistorischen Museums (NHM) die Entwicklung der erstaunlich große Wiener Turmfalken-Population. Anlässlich der Bergung des Nachwuchses eines ausgerechnet an der Fassade des NHM brütenden Greifvogel-Paares am Donnerstag wurde auch klar, dass der lange Winter, eine Vielzahl an Parasiten und der Trend zum innerstädtischen Dachbodenausbau den Tieren zusetzt. “Wir haben heuer generell ein schlechtes Jahr”, erklärte der Zoologe Tomislav Gaspar.

Turmfalken in Wien

Von etwa 380 bis 450 Brutpaaren, die Wien als saisonales Brut- und Jagdgebiet nützen, gehen die Wissenschafter aus. Im Zuge des von Petra Sumasgutner vom Department für Evolutionsbiologie der Uni Wien initiierten “Wiener Turmfalkenprojekts” haben die Forscher mittlerweile eine Datenbank von 300 bis 350 Nestern eingerichtet. “Einige sind sicher noch nicht entdeckt”, so Gaspar, denn bei der Auswahl der Brutplätze sind die Vögel durchaus flexibel. Vor allem in Floridsdorf und der Donaustadt brüten zahlreiche Turmfalken etwa auch in Blumenkisten, so der Forscher.

Turmfalkennester können via E-Mail unter turmfalkeninfo@gmx.at oder telefonisch unter 0664-5666045 gemeldet werden

Vögel brüten häufig an Fassaden

Interessant sei zudem, dass die Vögel den innerstädtischen Bereich offenbar besonders bevorzugen. Ein Brutplatz wie der an der Fassade des NHM sei durchaus typisch, für die Wissenschafter aber schwierig zugänglich. Entsprechend oft müssen sie mit Kletterausrüstung anrücken, um die Jungvögel zu bergen, zu beringen, zu vermessen und wissenschaftlich zu untersuchen.

In dem Nest an der Ringstraße fanden sich drei Falkenjunge, eines ist allerdings kürzlich an Unterernährung gestorben. Die beiden lebenden sind etwa zwei Wochen alt, leiden auch unter der schlechten Ernährungssituation und teilen ihr Nest mit einer Vielzahl an Parasiten – ein Spiegelbild dafür, dass sich die Vögel heuer in der Stadt schwertun. Gründe dafür gibt es mehrere. Einerseits war der Winter lang und schneereich. Andererseits nisten Turmfalken auch gerne in Lüftungslöchern unter Dächern, wie sie die alte Wiener Bausubstanz bietet. Aufgrund der vielen Dachbodenausbauten gibt es davon aber immer weniger. “Die Vögel haben allein heuer sieben Brutplätze verloren, wahrscheinlich werden es noch mehr”, so Gaspar.

Verhalten der Tiere wird erforscht

Die Wissenschafter wollen im Zuge ihrer Feldforschung herausfinden, warum die Stadt für die Tiere so attraktiv ist und wie sich ihre Lebensweise im urbanen Raum verändert. Gaspar: “Wir schauen uns an, was die Kriterien dafür sind, warum ein Wildtier in Wien Fuß fasst”. Während der Brutsaison im Sommer versuchen sie daher, so viele Jungvögel wie möglich zu untersuchen und zu beringen. Am Land fressen Turmfalken großteils kleine Säugetiere, in der Stadt ernähren sie sich vorwiegend von Insekten und anderen Vögeln wie etwa Tauben. Der Turmfalke kann sich scheinbar sehr rasch an neue Gegebenheiten anpassen.

“Wir haben hier eine Wildpopulation mitten in der Stadt”, erklärte die Leiterin der Vogelsammlung des NHM, Anita Gamauf. Das Beringen soll den Forschern dabei helfen, etwas über die Wandergewohnheiten der Tiere zu erfahren. Auf den Ringen ist etwa eine Telefonnummer vermerkt, die man anrufen sollte, wenn man ein verendetes Tier findet. Bei einigen Brutplätzen stehen auch Empfänger, die anschlagen, wenn ein Tier mit einem elektronischen Ring – den bereits viele Jungtiere tragen – dort nistet.

Um Greifvögel aber weit genauer verfolgen zu können, hat das Projektteam bereits angedacht, in Kooperation mit der Technischen Universität (TU) Wien einen hochauflösenden Sender zu entwickeln. (APA)

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