AA

Türkei setzt Handel mit Israel aus: Vorwurf des Völkermordes

Recep Tayyip Erdogan - Der Präsident der Türkei
Recep Tayyip Erdogan - Der Präsident der Türkei ©AP
Die Türkei setzt den gesamten Handel mit Israel angesichts der jüngsten Angriffe im Gazastreifen aus, eine Entscheidung, die die Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter verschärft und diplomatische Spannungen hervorruft.

Darum geht's:

  • Türkei stoppt Handel mit Israel nach Angriffen im Gazastreifen.
  • Erdogan kritisiert Israels Militäreinsatz, wirft Völkermord vor.
  • Handelsstopp führt zu Milliardenverlusten im bilateralen Handel.
Jetzt auf VOL.AT lesen

Die Türkei hat angesichts der israelischen Angriffe im Gazastreifen den gesamten Handel mit Israel eingestellt. Das teilte das türkische Handelsministerium am Donnerstagabend auf der Plattform X mit. Die Maßnahmen würden strikt umgesetzt, bis Israel den ununterbrochenen Fluss humanitärer Hilfe nach Gaza erlaube. Israel reagierte empört. "Erdogan bricht Vereinbarungen, indem er Häfen für israelische Importe und Exporte blockiert", schrieb Außenminister Israel Katz auf X.

Erdogan und Katz: Wortgefechte zwischen den Ländern

Über den Handelsstopp hatte zunächst der Finanzdienst Bloomberg berichtet. Mit der Entscheidung verschärfen sich die ohnehin starken Spannungen zwischen den beiden Ländern weiter. Anfang April hatte die Türkei bereits Exportbeschränkungen für bestimmte Güter im Handel mit Israel erlassen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen wiederholt scharf kritisiert und Israel "Völkermord" an den Palästinensern vorgeworfen.

Katz schrieb mit Blick auf Erdogan weiter: "Auf diese Weise verhält sich ein Diktator, die Interessen des türkischen Volkes und der Geschäftsleute missachtend." Zudem ignoriere Ankara internationale Handelsabkommen. Israel wolle Alternativen zum Handel mit der Türkei schaffen, mit Hilfe lokaler Produktion und Importen aus anderen Ländern. "Israel wird daraus mit einer starken und kühnen Wirtschaft hervorgehen."

Völkermord-Klage: Türkei schließt sich Südafrika an

Am Mittwoch hatte die Türkei mitgeteilt, man wolle sich der von Südafrika angestrengten Völkermord-Klage gegen Israel anschließen. Man werde noch die juristischen Details zu dem Antrag beenden. Ende Dezember hatte Südafrika Israel vor dem Internationalen Gerichtshof wegen angeblich im Gazakrieg begangener Verstöße gegen die Völkermordkonvention verklagt. Das UNO-Gericht verfügte in einem einstweiligen Entscheid, Israel müsse Schutzmaßnahmen ergreifen, um einen Völkermord zu verhindern.

Israel hat Völkermord-Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen. Das Land beruft sich nach den Massakern der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober 2023 auf das Recht auf Selbstverteidigung.

"Erdogan: Wir haben den Handel mit Israel gestoppt und möglicherweise werden wir uns auch von anderen Abkommen trennen"

Wirtschaftliche Auswirkungen: Milliardenverluste durch Handelsstopp

Der Handel zwischen Israel und der Türkei hatte im Jahr 2023 einen Wert von 6,8 Milliarden Dollar (6,34 Mrd. Euro), wovon 76 Prozent auf türkische Exporte entfielen, wie Bloomberg unter Berufung auf das türkische Statistikamt weiter berichtete.

(APA/dpa)

  • VIENNA.AT
  • Krieg in Israel
  • Türkei setzt Handel mit Israel aus: Vorwurf des Völkermordes