Es soll derselbe Stamm sein, der vor einiger Zeit in Asien, Russland und in der Mongolei aufgetreten ist, sagte EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou am Donnerstagnachmittag auf einer Pressekonferenz in Brüssel.
Dass es sich bei dem Virus in Rumänien, das in einem Dorf im Donau-Delta aufgetaucht ist, ebenfalls um den gefährlichen Stamm handelt, wurde immer wahrscheinlicher. Die EU-Kommission geht nun davon aus, dass es sich auch hier um H5N1 handle, sagte Kyprianou. Bisher stand lediglich fest, dass bei einem Huhn und einer Ente das Virus H5 gefunden worden ist. Endgültige Klarheit soll ein weiterer Test am morgigen Freitag bringen.
Die EU plant Notmaßnahmen, um eine Ausbreitung der Vogelgrippe zu verhindern. Mit sofortiger Wirkung hat die EU-Kommission gegen Geflügel, Wildtiere und Federn aus Rumänien ein Importverbot verhängt, das vorerst sechs Monate gilt und dann überprüft wird, sagte der EU-Gesundheitskommissar. Gegen die Türkei hatte die EU bereits ein solches Einfuhrverbot am Montag beschlossen.
Kyprianou warnte vor einer drohenden Pandemie in Europa: Wir müssen davon ausgehen, dass Zugvögel das Virus verschleppen.
Kyprianou kündigte noch am Donnerstag eine Krisensitzung der nationalen Veterinärexperten in Brüssel an. Bei dem Expertentreffen wird auch diskutiert, wie die Hygienemaßnahmen in der Landwirtschaft verschärft werden können. Am Freitag soll es eine weitere Katastrophensitzung der EU dazu geben, an denen auch Nicht-Regierungsorganisationen teilnehmen sollen. Als mögliche Schutzmaßnahme der EU nannte Kyprianou, die Hühner künftig in den Ställen zu belassen.
Wir empfehlen, dass Risikogruppen gegen Grippe geimpft werden sollten, sagte Kyprianou zu möglichen Schutzmaßnahmen für Menschen. Gegen die Vogelgrippe gebe es aber bisher keinen Impfstoff für Menschen, nur gegen die allgemeine Grippe. Weitere Gespräche mit der Industrie und den Mitgliedstaaten sollten sicherstellen, dass ausreichend Impfseren vorhanden sind.
In Asien sind an der seit 2003 grassierenden Vogelgrippe mehr als 60 Menschen gestorben. Fälle der Krankheit wurden auch aus Russland und Kasachstan gemeldet. Das Virus überträgt sich bisher nur von Tier zu Tier beziehungsweise vom Tier auf den Menschen. Sollte es so mutieren, dass es direkt von Mensch zu Mensch verbreitet werden kann, könnte dies nach Einschätzung von Experten eine weltweite Epidemie mit Millionen Toten auslösen.
Die Bekämpfung der Vogelgrippe in Österreich wird durch einen Tierseuchen-Krisenplan vorbereitet. Seit 2003 wird in Österreich regelmäßig ein Influenza-Screening bei Geflügel durchgeführt. Bis jetzt wurde nie ein Erreger gefunden. Das letzte Mal ist Vogelgrippe 1946 in Österreich aufgetreten.