Rechtsstaat und Meinungsfreiheit, Menschen- und Frauenrechte, die Rechte von Religionsgemeinschaften und Gewerkschaften müssten zur alltäglichen Realität in jedem Winkel des Landes werden. Es gibt noch immer viel zu tun, um die europäischen Werte und Standards zu erreichen, sagte Rehn nach einem Gespräch mit Außenminister Abdullah Gül. Sei für den Verhandlungsbeginn eine hinreichende Erfüllung ausreichend gewesen, so müsse die Türkei den politischen Kriterien voll entsprechen, um die Verhandlungen abschließen und EU-Mitglied werden zu können.
Auf die noch bestehenden Defizite werde die EU-Kommission in ihrem nächsten Bericht am 9. November hinweisen. Gül versicherte, dass sein Land die wirksame Umsetzung von demokratischen und wirtschaftlichen Reformen sicherstellen und die eigenen Standards auf jeder Ebene denen der EU angleichen werde. Differenzen wurden hinsichtlich des Streitfalls Zypern deutlich, der für Ankara zum ersten Stolperstein im Verhandlungsprozess werden könnte. Die EU erwarte, dass das türkische Parlament unverzüglich das Zusatzprotokoll zur Zollunion ratifiziere, damit Waren zwischen der Türkei und allen 25 Mitgliedstaaten frei zirkulieren können, betonte Rehn.
Streitpubkt Zypern
Die Türkei werde künftig einer noch minutiöseren Überprüfung unterliegen, sagte Rehn. Sowohl die Regierungen als auch die Parlamente der EU-Staaten und die öffentliche Meinung würden den Fortgang der politischen Veränderungen in der Türkei genau überwachen. Auf die noch bestehenden Defizite werde die EU auch in ihrem nächsten Fortschrittsbericht hinweisen, der am 9. November veröffentlicht werden soll, sagte Rehn.
Mangelnde Religionsfreiheit
Bartholomaios und alle nichtmuslimischen Minderheiten unterstützen einen türkischen EU-Beitritt. Nur dann sehen sie eine Chance, dass ihre Diskriminierung beendet wird. Rehn hat eine genaue Definition des Begriffs Aufnahmefähigkeit der EU angekündigt, der auf Betreiben Österreichs als zusätzliches Beitrittskriterium in den Verhandlungsrahmen mit der Türkei aufgenommen worden ist. Die EU-Kommission werde den Mitgliedstaaten in dieser Frage aber erst zum Abschluss der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei – frühestens in zehn Jahren – einen Vorschlag unterbreiten, sagte Rehn dem ORF.